Flucht vor Krieg, Tyrranei, Verfolgung oder Hunger ist leider kein Phänomen des 21. Jahrhunderts. Von Prähistorie bis in die Neuzeit musste der Mensch immer vor Gefahren flüchten. Oft bestand diese Gefahr allerdings in unseren eigenen Artgenossen. Neandertaler flohen vor Homo sapiens, später Minderheiten vor Faschist*innen und heute Völker vor Diktatoren. Im vorangegangenen Artikel haben wir uns bereits mit einer berüchtigten, wenn auch weniger bekannten Fluchtroute – über die Ostsee aus der DDR – auseinandergesetzt. In diesem Artikel soll es um die gefährlichste Fluchtroute Europas der jüngsten Vergangenheit gehen: über das Mittelmeer nach Europa.
Die Hintergründe
Ich habe zum Thema Flucht über das Mittelmeer bereits im vergangenen Oktober eine Lesung in der STRAZE besucht. Gelesen hat Namensvetter Adrian Pourviseh als Crew-Mitglied der Sea-Watch 3 – einem von wenigen Rettungsschiffen, die das Mittelmeer durchfahren und nach Geflüchtetenbooten Ausschau halten. Die Rettungsschiffe von Sea-Watch müssen dabei schneller als die libysche Küstenwache die Geflüchtetenboote erreichen, ansonsten drohen diesen Haft, Folter und Tod. In seiner Graphic Novel mit dem Titel Das Schimmern der See hat Adrian seine Erfahrungen niedergeschrieben und gezeichnet. Hier schildert er seine Erfahrungen und vor allem seine Emotionen an Board in dieser Zeit. Drei Aspekte sind für mich aus dieser Lesung und den Erfahrungen von Adrian besonders hängen geblieben: Die Machtlosigkeit der Crew, die ständige Ungewissheit, was als Nächstes passiert und die konstante Erschöpfung, weil jederzeit ein Notruf reinkommen kann – es gibt keine richtigen Pausen. Umso beeindruckender fand ich die kleinen Schimmer an Hoffnung, die bei der Lesung und auch in den Erzählungen von Adrian, im Wissen das Richtige zu tun, immer wieder durchschienen.
Flucht und Migration heute
So schrecklich die Berichte von Adrian sich auch anhören und so herzerwämend im Vergleich die vielen Erfolgsgeschichten der Sea-Watch 3 Crew sind, so verschwindend gering ist der Anteil derer, die auf der Flucht das Glück hatten auf derartige Hilfe zu stoßen. Laut UNO Flüchtlingshilfe waren bis Ende letzen Jahres über 114 Millionen Menschen weltweit auf der Flucht vor Krieg und Verfolgung. Davon haben in den letzten zehn Jahren alleine knapp 2,5 Millionen den Fluchtweg über das Mittelmeer gewagt. Etwa 30 000 haben die Überfahrt nicht überlebt. Bei beiden Zahlen ist davon auszugehen, dass die Dunkelziffer größer ist. Damit ist das Mittelmeer neben der Darién Gap (an der Grenze zwischen Nord- und Südamerika) und der Sahelzone (Gebiet in Mittelafrika) eine der gefährlichsten Fluchtrouten der Welt.
Feste Fluchtrouten entstehen immer da, wo große Massen an Menschen zur Flucht gezwungen werden. Diese etablierten Routen sind in den seltensten Fällen legal oder sicher sondern meist lebensgefährlich. Für viele Menschen sind sie allerdings buchstäblich der letzte Ausweg in ein Leben in Frieden und Sicherheit.
Die EU kann sich beim Thema Geflüchtetenpolitik nicht einigen, was dazu führt, dass einige Länder, wie beispielsweise Italien, mit der Menge an Geflüchteten überfordert sind und Menschen ohne Registrierung in andere Länder überführt. Dieser Konflikt wird auf dem Rücken der Geflüchteten ausgetragen, da diese in der Zwischenzeit im Mittelmeer ertrinken. Jedoch gibt es auch Menschen und Aktionen und Vereine, die nicht auf die Politik warten können und sich auf eigene Faust auf das Mittelmeer begeben, um Geflüchtete aus Seenot zu befreien. Dazu gehören beispielsweise, der eingangs erwähnte Verein Sea-Watch, die Sea-Punks, die beispielsweise vor einiger Zeit ihr Rettungsboot im Greifswalder Hafen See- und Rettungstüchtig für das Mittelmeer gemacht haben, oder SOS Humanity. Doch auch diesen Hilfsorganisationen wird durch die Politik das Leben zunehmend schwer gemacht. Im Jahr 2020 verhängte die italienische Regierung ein Verbot für Rettungsschiffe mit Geflüchteten an Board. Diese dürfen nicht in italienische Gewässer einfahren. Bei Verstoß droht eine Geldstrafe von bis zu 1 Millionen Euro. Stimmen aus der Politik werfen der Seenotrettung dabei immer wieder vor, dass die Hilfseinsätze mehr Menschen ermutigen und motivieren, die Flucht über das Mittelmeer zu wagen. Ob ein solcher Pull-Effekt aufgrund von Rettungseinsätzen existiert, ist umstritten und wissenschaftlich nicht belegt. Daran hat sich in den letzten Jahren nicht viel geändert. Während zivile Rettungsaktionen Menschen vor der Ertrinken retten, diskutiert die Politik weiterhin darüber, wie man es solchen Rettungsaktionen möglichst schwer macht: Seenotrettung als Sinnbild für ungewollte Masseneinwanderung.
Was macht die Reise so beschwerlich?
Die Boote, mit denen die meisten Menschen das Mittelmeer überqueren, sind nicht unbedingt seetüchtig und erfüllen keine notwendigen Sicherheitsstandards. Dazu würde auch eine Möglichkeit zählen, bei Seenot rechtzeitig Notrufe abzugeben. Die entsprechenden Staaten wären in diesem Fall dazu verpflichtet, eine Rettung zu organisieren und zu koordinieren. Allerdings sind weder die Kapitäne dieser Boote noch die verantwortlichen Staaten sonderlich an derartigen Rettungsaktionen interessiert. Warum das so ist, erfahrt ihr gleich. Es ist keine Seltenheit, dass der Motor dieser Geflüchtetenboote ausfällt und nicht mehr funktioniert. Ein Segel? Fehlanzeige. In der Regel bedeutet das auf einem solch großen Gewässer, wie dem Mittelmeer, ohne fremde Hilfe ein sicheres Todesurteil.
Wichtig ist zuvor zu erwähnen, dass Geflüchtete sich dieser Gefahren meistens bewusst sind – sie riskieren ihr Leben nicht ohne Grund. Sie fliehen vor Konflikten, Verfolgung und Menschenrechtsverletzungen. Andere sind gezwungen, ihre Heimat in der Suche nach Arbeit, einer Lebensgrundlage aufgrund von beispielsweise Hungersnöten oder Umweltkatastrophen zu verlassen. Letztere erfüllen laut dem UN-Flüchtlingskommissariat Deutschland (UNHCR) zwar nicht die Flüchtlingsdefinition, verdienen aber dennoch eine menschliche Behandlung im Einklang mit den Menschenrechten.
Jedoch stellt nicht nur das Mittelmeer direkt eine Vielzahl von Gefahren für die flüchtenden Menschen bereit. Abseits machen es viele weitere Umstände, wie unvorhersehbare Wetterbedingungen, stark schwankende Temperaturen und ein mangelnder Schutz vor Wind und Wetter, sehr schwer und gleichzeitig so lebensbedrohlich das Mittelmeer zu überqueren. Wenn die Reise schon fast geschafft ist und Europas rettenden Küsten in Sichtweite sind, kann es trotzdem sein, dass die Geflüchteten nicht sicher ausgeschifft werden können. Dies kann daran liegen, dass entsprechende Häfen nicht sicher sind oder sich die Häfen weigern, das Boot anlegen zu lassen. Auch kann ein sicherer Hafen zwar bereitgestellt werden, allerdings wird dieser – wie im Falle von Italien – teilweise so nördlich gewählt, dass es wesentlich aufwendiger für die Rettungsschiffe ist, diese Häfen zu erreichen. Das ist besonders kritisch, da sich Geflüchtete teilweise in kritischen Zuständen befinden, aufgrund von Unterkühlung, Krätze, Atemwegserkrankungen, Verbrennungen, oder Folterverletzungen und entsprechend auf medizinischen Versorgung angewiesen sind. Laut dem UNHCR ergeben sich daraus zahlreiche Rechtsfragen und viele Möglichkeiten für Rechtsverletzungen durch die Staaten. Allerdings haben die Geflüchteten nicht die Möglichkeit ihre Rechte geltend zu machen. Und selbst wenn alle Hürden und Gefahren überwunden und nach Wochen auf See sich endlich wieder fester Boden unter den eigenen Füßen befindet, endet die Hölle für viele nicht. In Europa angekommen, wird oft von staatlicher Seite versucht, den Geflüchteten zu unterstellen, dass sie das Schlepperboot teilweise selbst gesteuert hätten – ein möglicher Grund, die frisch Angekommenen direkt wieder abzuschieben.
Endgegner: Libysche Küstenwache
Wie eingangs erwähnt, führen viele der großen Fluchtrouten vom Süden zum Norden Afrikas. Ziel sind die nordafrikanischen Häfen und Küsten in Libyen und Tunesien. Von hier aus legen die meisten Schlepperboote in Richtung Europa ab. Die EU hat das ebenfalls schnell erkannt und bereits 2013 angefangen, Gelder nach Libyen zu schicken, um dort bei der Sicherung der Seegrenzen zu unterstützen. Dieses Vorhaben wurde 2016 ausgeweitet, um die libyschen Küstenwache vor Ort auszubilden und Schleuser und Menschenhandel zu bekämpfen. Heute wird die libyschen Küstenwache von der EU als wirksames Mittel gegen Migration in die EU eingesetzt. Mit diesen Geldern soll geflüchteten Menschen ein sicherer und unbürokratischer Weg zurück in ihr Herkunftsland ermöglicht werden. Die Gelder sollen dabei explizit für die Wiedereingliederungshilfe genutzt werden. Bis April 2018 wurden somit bereits 20 000 Geflüchtete in ihre Herkunftsländer gebracht, einige Internierungslager geschlossen und über 100 Menschenschmuggler*innen festgenommen. Probleme könnten dabei jedoch aufgrund einer mangelnden funktionierenden Regierung in Libyen auftreten. Immer mehr Vorwürfe gegen die libyschen Küstenwache kommen ans Licht. In einem Bericht vom italienischen Konteradmiral Stefano Turchetto ist die Rede von einer übermäßigen Anwendung von Gewalt durch die libysche Küstenwache und der Anmerkung, dass dem EU-Training nicht länger gefolgt wird. In einem EU-Bericht heißt es, dass es aufgrund der angespannten politischen Lage in Libyen schwer ist, die Einhaltung des EU-Trainings sowie Menschenrechtsverstöße zu kontrollieren.
Dies resultierte in mindestens drei Anträgen beim Internationalen Strafgerichtshof, in denen gefordert wird, dass gegen libysche und europäische Beamte sowie Menschenhändler*innen, Milizionär*innen und anderen wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit ermittelt wird.
Aus den Erfahrungen einiger Geflüchteter lässt sich erkennen, dass das Vorgehen der libyschen Küstenwache nicht viel mit Rettung zu tun hat. Etwa ein Drittel aller Menschen, die die gefährliche Reise antreten, sterben oder werden von der libyschen Küstenwache abgefangen und zurück nach Libyen gebracht. Hier landen die Geflüchteten in Straflagern, wo ihnen mit Gewalt und (sexuellem) Missbrauch begegnet wird. Verlassen darf man die KZ-ähnlichen Einrichtungen nur, wenn ein*e Angehörige*r einen arbiträren Geldbetrag zahlt. In einer Stellungnahme des libyschen Innenministeriums heißt es, dass man das Bestmögliche mit den begrenzten Ressourcen tue, was in einem Land, was durch jahrelange Bürgerkriege geplagt ist, ginge. EU-Parlamentsabgeordnete Özlem Demirel-Böhlke beschreibt den entsprechenden Bericht als weiteren Beweis für das notwendige Ende weiterer Kooperationen mit der libyschen Küstenwache.
Alles in Allem hat die EU seit 2015 knapp 500 Millionen Euro in Libyen zur Unterbindung der Migration nach Europa investiert. Große Teile davon wurden in Grenzüberwachung und Verwaltung sowie die Unterbindung von Wirtschaftsflüchtlingen gesteckt. Allerdings wanderte auch ein sehr großer Teil an Milizen und Menschenhändler*innen, die die Notlage der Geflüchteten ausnutzen. Auch haben Mitglieder der libyschen Küstenwache „gerettete“ Geflüchtete an Straflager ausgeliefert – entweder gegen Bezahlung oder im Austausch mit bereits verhafteten Insass*innen.
Geschafft!?!
Und wenn dann alle Gefahren überwunden wurden: die unbarmherzige See, nicht seetüchtige Boote, unvorhersehbare Unwetter, Menschenhändler*innen und Zwangsprostitution, nordafrikanische Konzentrationslager und die Boote der libyschen Küstenwache. Dann ist es endlich geschafft. Die Geflüchteten sind in Europa angekommen. In Europa angekommen, wartet auf die Geflüchteten, die das Glück hatten die gefährlichste Grenze der Welt – das Mittelmeer – zu überschreiten, eine Welt in der man sie vielerorts nicht haben möchte, in der sie nicht willkommen sind und in der sie als Gefahr für den gesellschaftlichen Zusammenhalt gesehen werden.
Geboren und aufgewachsen in Mecklenburg-Vorpommern, hat es Adrian gar nicht so weit von zu Hause weggetrieben. Der Organisationskommunikationsstudent war knapp 2 Jahren Chefredakteur und sein Lieblingstier ist der Schuhschnabelstorch.
Paddeln, Trommeln, Feiern. Letzten Samstag fand das 20. Drachenbootfest statt, welches jedes Jahr durch den HSG Uni Greifswald e.V. veranstaltet wird. Die Stimmung war ausgelassen. Vom Ryck her hörte man die Trommeln und lautes Zählen. Es war gutes Wetter und überall waren verschwitzte, gut gelaunte Gesichter zu sehen.
Von der Kleinen Hafenstraße bis zum Kanucenter, kurz vor dem sandigen Teil des Treidelpfads, standen Pavillons aufgebaut. Sie gehörten den 23 Teams, die für das Drachenbootfest angereist sind. Inklusive des hauseigenen Teams, dem HSG Uni Greifswald Verbooten, traten somit 21 Teams in der Mixed Kategorie und drei Teams in der Ladies Kategorie gegeneinander an. Gefahren wurden viermal die Kurzstrecken über 250 m und einmal die Langstrecke über 1.350 m. Während es einige Sport-Teams gab, traten auch einige Fun-Teams an, welche sich extra für das Drachenbootfest gebildet hatten und erst kurz zuvor mit dem Training angefangen hatten. Die Teamnamen waren zum Teil sehr kreativ, so stieß man auf die Virusjäger, NBS Bugwelle oder die Seewespe. Auch ich habe als Teil des Hausteams am Drachenbootfest teilgenommen.
Was ist ein Drachenboot?
Ein Drachenboot ist ein langes, offenes Paddelboot mit zehn Bänken, auf denen jeweils zwei Personen nebeneinander Platz nehmen können. Hinten im Boot steht der*die Steuermann*Steuerfrau und hält das Boot auf Kurs. Außerdem kommt, zumindest bei Wettkämpfen, noch ein*e Trommler*in hinzu, der*die vorne im Boot mit dem Rücken in Fahrtrichtung sitzt und im Takt der Paddler*innen auf der ersten Bank, der Schlagbank, auf eine dicke runde Trommel schlägt und so den Rhythmus unterstützt. Dazwischen sitzen bis zu 20 Paddler*innen, die möglichst im selben Rhythmus und mit richtiger Technik paddeln. Auf diese Weise wird das Boot in Fahrt gebracht. Vor allem Frequenz, Synchronität und Kraft entscheiden dabei über die Geschwindigkeit.
Wie laufen die Rennen ab?
Die ersten beiden Rennen in der Kurzstrecke waren die Vorläufe, bei der die jeweils bessere Zeit eines Teams darüber entschieden hat, ob das Team im Fun-Cup oder im Sport-Cup antrat. Anschließend wurde pro Team ein Zwischenlauf gefahren. Dessen Zeit wurde mit der besseren Zeit aus dem Vorlauf addiert und entschied darüber, in welchem Finale das Team landete. Im Finallauf traten jeweils drei Teams gegeneinander an, zuvor waren es immer nur zwei Teams gewesen. Je nachdem, in welchem Finale die Teams gegeneinander antraten, fuhren die Teams nun um drei Platzierungen in der endgültigen Rangliste. Bei der Langstrecke fuhren immer jeweils drei Teams von der Brücke im Hafen bis vor das Kanu-Center.
Vor dem Kanucenter ist eine Menge los
Ich selbst bin erst seit April beim Drachenboot dabei. Durch einen Hochschulsportkurs hatte ich die Möglichkeit bekommen, direkt beim Vereinstraining mitzumachen. Anfangs hatte ich ehrlich gesagt kaum eine Ahnung, was ein Drachenboot überhaupt ist oder wie es funktioniert, aber ich wollte gerne einen Wassersport machen und das passte gut in meinen Wochenplan. Und nun macht es mir so viel Spaß, dass ich entschieden habe, auch nach diesem Semester ein Teil des Teams zu bleiben. Das Team besteht aus (Wahl-)Greifswalder*innen aller Altersklassen und trainiert ein- bis zweimal die Woche auf dem Ryck.
Da in unserem Team mehr Paddler*innen waren, als beim Drachenbootfest zugelassen, mussten sich drei von uns abwechseln. Eine davon war ich, sodass ich letztendlich nur eine Kurzstrecke und die Langstrecke bei meinem Team mitgefahren bin. Dafür konnte ich aber noch bei anderen Teams aushelfen, die nicht genügend Paddlerinnen hatten. So bin ich drei Kurzstrecken bei den Spreepoint Dragons aus Berlin mitgefahren und eine Kurzstrecke bei der Seewespe, dem Team des FSR Biowissenschaften. So konnte ich letztendlich trotzdem sehr viele Rennen fahren und es war auch toll, mal bei anderen Teams reinzuschnuppern.
Ausrichten, Stechen, Ziehen, Umsetzen. Die Technik wurde im Training schon zigmal geübt, aber ob sie bei mir schon so richtig sitzt, da bin ich mir noch nicht sicher. So ganz automatisch geht es noch nicht. Aber während des Kurzstreckenrennens ist keine Zeit, um die eigene Technik zu überprüfen. Da kann nur darauf geachtet werden, dass die Frequenz stimmt, denn nur dann sind wir synchron und das ist bei einem Rennen erstmal das wichtigste. Ich habe ca. einen Monat zuvor schon einmal bei einem Rennen mitgemacht. Da kamen mir die 250 m sehr lang vor, doch diesmal ist es anders. Diesmal achte ich auch nicht mehr auf die Strecke, ich achte nur auf die Leute im Boot. Konzentriere mich allein aufs Paddeln, darauf, im richtigen Takt zu sein. Mein Fokus ist allein auf dem Rennen, alle anderen Gedanken sind verschwunden. Plötzlich kommt mir die Strecke deutlich kürzer vor.
Mein erstes Rennen an diesem Tag war gleich bei einem anderen Team, bei den Spreepoint Dragons. Allerdings fühlte es sich sehr seltsam an. Irgendwie kam ich mehrmals aus dem Takt und ließ mich davon verwirren, dass mein Paddel beim Umsetzten immer wieder gegen das Wasser schlug, das von den Paddeln vor mir hochspritzte. So sollte es nicht sein. Hinterher hatte ich ein schlechtes Gewissen. Obwohl sie sich bei mir bedankt hatten und mich sogar gleich wieder für die nächsten Rennen angefragt hatten, wusste ich doch, dass ich nicht sehr gut gepaddelt hatte und es eigentlich besser konnte. Es wäre vielleicht besser gewesen, wenn jemand anderes da mitgepaddelt wäre. Mein zweites Rennen war dann bei meinem Team, und das fühlte sich gleich viel besser an. Ich ließ mich deutlich weniger aus der Ruhe bringen und konnte mich besser auf das Rennen fokussieren. Danach hatte ich noch zwei weitere Male bei den Spreepoint Dragons mitgepaddelt, und beide Male hatte es sich deutlich besser angefühlt. Vielleicht hatte ich am Anfang einfach etwas Zeit zum Reinkommen gebraucht. Jetzt war ich sehr dankbar dafür, so die Möglichkeit bekommen zu haben, bei mehreren Rennen teilzunehmen und auch mal bei einem anderen Team dabei zu sein. Ein schlechtes Gewissen, weil ich noch keine so gute Paddlerin bin, hatte ich nicht mehr. Auch bei den Seewespen bin ich einmal mitgepaddelt, was auch nochmal eine ganz eigene Erfahrung war. Schließlich war dies ein Fun-Team und ich war es sonst immer gewohnt, in einem Boot zu sein, in dem alle anderen schon mehr Erfahrung hatten. Manchmal hat auf der Strecke jemand aufgehört zu paddeln, wodurch die Person dahinter auch gleich gebremst wurde. So war es sehr schwierig, die Frequenz der Schlagbank beizubehalten und vor allem, auch selbst mit der richtigen Technik zu paddeln. Nichtsdestotrotz hat auch dieses Rennen Spaß gemacht und letztendlich ist das alles, was zählt.
Das Team Seewespe kurz hinter dem Ziel
Etwas nervig war es allerdings, und das zog sich über den ganzen Tag, dass der Ryck für den Schifffahrtsverkehr nicht gesperrt werden durfte, sodass ab und zu Segelschiffe, Motorboote, sowie die MS Breege und MS Stubnitz, welche Rundfahrten anbieten, vorbeimussten. Dadurch mussten wir immer wieder warten, bis endlich gestartet werden konnte und es kam dadurch natürlich zu Verzögerungen im Zeitplan.
Die Langstreckenrennen starteten kurz nachdem die Kurzstreckenrennen vorbei waren. Diese sind nochmal ganz anders als die Kurzstrecken, schließlich dauern sie viel länger und die Kraft muss daher auch anders eingeteilt werden. Allerdings war auf dieser Strecke an diesem Tag sowohl der Wind als auch die Strömung auf unserer Seite, wodurch mit besseren Zeiten zu rechnen war. Für mich bedeutete die Langstrecke, dass ich auch während des Rennens mehr auf meine Technik achten konnte. Natürlich war es für uns auch ein kleiner Vorteil, dass wir die Strecke bereits vom Training kannten und somit etwas abschätzen konnten, wie weit wir schon waren. Bevor es losging, musste aber erst einmal die Strecke zum Start an der Brücke im Hafen gefahren werden, also quasi die gesamte Langstrecke in die verkehrte Richtung. Diese paddelten wir in einem sehr gemütlichen Tempo, um die Kraft zu sparen, wobei ich aber vor allem merkte, wie fertig ich eigentlich schon von den Rennen zuvor war. Gleich mehrmals stach ich das Paddel beim Umsetzen nach vorne aus Versehen doch ins Wasser, wenn es eigentlich außerhalb des Wassers bleiben sollte, wodurch ich nicht nur die Paddler*innen vor mir nass spritzte, sondern zugleich auch etwas bremste. Beim Rennen ist es mir zum Glück nicht mehr, bzw. nur zweimal ganz leicht passiert. Wir waren alle sehr erstaunt und haben uns total gefreut, als wir am Ende mit einer Zeit von 6 Minuten und 14 Sekunden den dritten Platz belegten. Damit hatten wir nicht gerechnet, somit war es für uns sehr besonders. Auf dem ersten Platz war das Team Pommernexpress Barth mit einer Zeit von 5 Minuten und 55 Sekunden.
Als Austräger des Drachenbootfests, war der HSG Uni Greifswald e.V. zudem für die ganze Organisation und Durchführung verantwortlich. Viele der Paddler*innen aus dem Team hatten somit auch bei Aufgaben wie Marshalling oder als Trommler*innen oder Steuerleute ausgeholfen. Auch ich hatte ein klein wenig beim Marshalling geholfen, wobei das An- und Ablegen der Drachenboote koordiniert wurde. Gleich zu Anfang stand ich plötzlich allein da, obwohl dieser Job eigentlich für zwei Personen gedacht war und ich auch eigentlich gar nicht dafür eingetragen war. Alle anderen, die eigentlich für den Steg verantwortlich waren, hatten selbst ein Rennen oder mussten gerade als Trommlerin aushelfen. So stand ich da und wusste nach nur einer kurzen Erklärung nur wenig darüber, was und wie ich das überhaupt machen musste. Ein Boot legte an, alle stiegen aus, das war noch recht leicht. Aber mit was für einem Knoten machte man das Boot jetzt am besten fest? Ich versuchte es mit einem Misch aus normalem Knoten und Schlaufen, und hoffte, dass es hielt und später auch leicht wieder aufging. Jetzt ging es daran, das Wasser aus dem Boot zu wischen, das von dem Rennen zuvor hineingespritzt war. Wie ausführlich musste das sein? Und wieviel Zeit hatte ich noch? Das nächste Team wartete schon am Steg und somit erklärte ich das Boot für trocken genug. Während ich das Boot festhielt, stiegen die Paddler*innen ein. Dabei versuchte die letzte Paddlerin den Knoten des Seils zu lösen, mit dem das Boot am Steg befestigt war, und kriegte es fast nicht hin. Ups, vielleicht hätte ich das machen sollen, schließlich wusste ich, dass der ganz leicht hätte aufgehen sollen. Nachdem schließlich alle drinsaßen, schickte ich sie los, während ich keine Ahnung über die Uhrzeit oder deren Startzeit hatte und schon legte das nächste Boot an. Nach einem weiteren Boot musste ich dann auch weg und hoffte, dass die anderen bald wieder da waren, um den Steg wieder zu übernehmen.
Zuschauer*innen und Marschalling beim Drachenbootfest
Wenn auch kein persönliches Highlight, so war es doch recht aufregend, als ein Boot gekentert ist. Leider hatte ich nicht selbst gesehen, wie es passiert ist, aber aus Erzählungen weiß ich, dass sich das Team wohl kurz nach dem Ziel beim Jubeln zu sehr nach links gelehnt hatte und somit aus dem Gleichgewicht geraten war. Zum Glück war niemand verletzt, das Boot blieb heil und die Paddel konnten auch wieder eingesammelt werden. Solche Kenterungen sind beim Drachenbootfahren eigentlich sehr selten und ist beim Drachenbootfest zuletzt vor etwa 10 Jahren passiert.
Am Abend nach der Siegerehrung kam dann noch eine Band. Die PeachNuts haben die anschließende Party mit gecoverten und eigenen Liedern begleitet und so den Tag voller spannender und spaßiger Drachenbootrennen ausklingen lassen. Da ich selbst noch immer keine große Partygängerin bin, war der Abend für mich schon recht bald zu Ende, während andere noch bis spät in die Nacht getanzt haben. Ich jedoch habe lieber die Stille bei mir zuhause genossen und mich so von dem langen, aber spaßigen Tag erholt.
Interesse geweckt? Dann komm doch zum Schnupperpaddeln beim HSG Verbooten. Wann? am Donnerstag, den 23.06., und Sonntag, den 26.06., ab 17:45 Uhr Wo? Kanucenter in der Hafenstraße 56
Vergangenes Wochenende war moritz.tv als Presseteam auf der boot Düsseldorf, der weltgrößten Messe rund um Segel- und Motorschiffe, Tauchen und Zubehör. Ich habe die Gelegenheit genutzt, mich im Vorpommerschen Sinne umzuschauen. Für eine strukturschwache Gegend war die Region überraschend stark vertreten.
Klimafreundliche Wassersportler*innen fahren dieses Jahr statt in die Karibik an die Ostsee, vielleicht sogar nach Vorpommern. Kann das gut gehen? Zuerst sollten wir uns wohl mit einem Revierführer an die Reiseplanung machen. Bereits in der ersten Messehalle, die wir besuchten, wurden wir fündig. Eine Dame einer Reiseagentur vermittelte uns malerische Urlaube an der mecklenburgischen und brandenburgischen Seenplatte.
Vielfältig beraten: Wer eine Tour planen möchte, findet auf der Messe ausreichend Ansprechpartner*innen
Die Jungmoränenlandschaft (Wikipedia, ahoi!) erstreckt sich von Schwerin bis in die Gegend von Eberswalde und stellt neben atemberaubender Natur mit der Müritz und dem Plauer See große und bekannte Wassergebiete zur Schau. Der Landkreis Mecklenburgische Seenplatte ist der größte Deutschlands – ein Rekord mit bitterem Beigeschmack. Die Wege zum Amt sind weit, die Zuständigkeiten für Bürger*innen nur über große Distanzen erreichbar. Professor Helmut Klüter, Experte für Regionalentwicklung an der Universität Greifswald, beschrieb die Zusammenlegung der Landkreise von Dargun bis Neubrandenburg im Rahmen der Kreisgebietsreform 2011 als demokratiefeindlich. Touristisch bietet die Region mit 47 Einwohner*innen je Quadratkilometer (zum Vergleich: 226 im Bundesdurchschnitt) jedoch Natur in Hülle und Fülle. Und sie ist nachts einer der dunkelsten Orte Deutschlands, Milchstraßengarantie beim Sterne anschauen. Das ist ein Privileg, das wegen der starken Lichtverschmutzung nur noch wenigen Erdenbürger*innen zu Teil wird. Wem Schlafen am Strand nichts ist, kann als Liebhaber*in von Dieselmotoren in der Natur ein Hausboot leihen und sich auch zu diesem Thema auf der Messe informieren.
Total im Kommen: Ein führerscheinfreies Boot für eine Tour im Freundeskreis mieten
Nach manchen ruft jedoch das Meer. Von Kanufahrten bis Segeltörns bietet die Ostsee allerhand Freizeitvergnügen. Wer sich ernsthafter mit dem Thema beschäftigen möchte, tut gut an einem Revierführer, der neben Karten auch Tipps für die Tagesgestaltung geben kann.
Volle Regale: haufenweise Bücher über unsere Region
Für genauere Informationen rund um den Sport auf dem Wasser empfiehlt das Deutsche Bundesamt für Seeschifffahrt und Hygrographie (BSH) in jedem Falle das Hinzuziehen aktueller Seekarten. Auf der Messe präsentierte sich das Amt auskunftsfreudig und personalstark. Auch für die Region Vorpommern bietet das Bundesamt ein reichhaltiges Off- und Onlineangebot an, unter anderem schiffsgerechte Wetterdaten. Das Amt vertreibt Kartenmaterial selbst, verweist aber auch auf anerkannte Seekartenhändler*innen. Karten der Nautischen Veröffentlichung Verlagsgesellschaft positionieren unsere Region gleich neben der Karibik. Na wenn das nichts ist.
Auf dem Schiff im Gegensatz zum Auto Pflicht: die Karte! Das GPS alleine reicht zur Navigation nicht.
Welches Fortbewegungsmittel sollten Wasserurlauber*innen in Vorpommern denn nun wählen? Ein international bekannter Schiffsbauer mit Sitz in Greifswald macht auf der boot Vorschläge: die Hanse Yachts AG. Nach dem Fall der UdSSR 1990 gegründet, mauserte sich die damals noch Yachtzentrum Greifswald genannte Firma schnell zum Global Player und ist mittlerweile eine der größten Segelyachtherstellerinnen weltweit. Damit ist sie ein wichtiger Arbeitgeber und Wirtschaftsfaktor für die ganze Region. Die größere der beiden Produktionsstätten ist nach wie vor in Greifswald beheimatet, die Firma wirbt gerne mit dem Image made in Germany. Mittlerweile gibt es ein zweites Werk in Polen. Die AG stellte auf der Messe in Düsseldorf riesige und weniger riesige glänzende Schiffe aus, denen wohl nur ein entsprechend riesiger Geldbeutel zur Genüge tut – Yachten sind und bleiben ein Luxusprodukt. Der Pressesprecher erklärte sich auf telefonische Anfrage bereit zu einem Treffen, das ich aus zeitlichen Gründen aber nicht wahrnehmen konnte. Stolz präsentierte die Hanse Yachts AG auf der Messe auch ein neues Steuerungssystem, genannt eMotion Rudder Drive, dessen Testfahrt offenbar im Greifswalder Hafenbecken stattfand. Vorpommern international.
Eins der Firmenflaggschiffe: die 17 Meter lange Hanse 583So gut steuert es sich im Greifswalder Hafen: das neue Rudersystem im Test
Wer nicht gleich eine glänzende Yacht kaufen will, chartert besser ein Boot auf der Ostsee. In Greifswald gelingt dies unter anderem bei 1. Klasse Yachten. Der Messestand imponiert mit blauen Wassern und glücklichen Kindern, da die Webseite leider kein Verschlüsselungszertifikat aufweisen kann, machen wir uns lieber schnell aus dem Staub.
Nicht nur in Vorpommern lässt sich ein Segelboot chartern
Angekommen am Meer und endlich mit einem Schiff ausgestattet stellt sich nur noch die Frage: wohin? Wie auf den Seen Mecklenburg-Vorpommerns bieten auch für die Ostsee zahlreiche Agenturen Hilfe an. Mit einer davon war moritz.tv im Sommer 2019 auf Segeltour und präsentierte auf der boot in Kooperation mit dem Tourismusverband Vorpommern ein Aftermovie und einen (noch nicht veröffentlichten) Film zur Tour. Die South Coast Baltic Marketing Initiative vertritt einen Hafenverband von Häfen aus Vorpommern und Teilen Polens und hat sich die touristische Belebung der Region zur Aufgabe gemacht. Auch sie wirbt mit Bildern aus Greifswald.
Auch der Greifswalder Hafen wird von der Marketing Initiative angepriesenmoritz.tv auf Tour: Ostsee-Interessierte schauen Greifwalder Studierendenfernsehen
Und vielleicht, ja, ganz vielleicht, begegnet man zu guter Letzt auf dem Wasser dem Stralsunder Segler Lennart Burke. Der Sportler plant 2021 alleine in einem 6,5 Meter langen Segelboot den Atlantik zu überqueren. Die Sparkasse Vorpommern förderte das ehrgeizige Projekt und ist als Dank in roter Farbe auf dem Schiff des Stralsunders abgedruckt.
Auf Tour: mit diesem Schiff geht’s über den großen Teich
All das war nur ein kleiner, sechs Stunden dauernder, Einblick in die große Welt der boot Düsseldorf. Und selbst mit dieser begrenzten Zeit ließen sich viele und bedeutende Spuren Vorpommerns entdecken. Als Urlaubsziel hat die Region in den vergangenen Jahren einen Sprung nach oben gemacht und auch Firmen aus Mecklenburg-Vorpommern sind offenbar gern gesehene Gäste auf internationalen Messen. Vielleicht stellen in Zukunft noch mehr Menschen fest, was das Landesportal schon über das eigene Bundesland zu sagen weiß: MV tut gut.
Disclaimer: Naturgemäß stellen Firmen auf Messen ihre Angebote aus. Daher sei es verziehen, wenn in diesem Text auch Firmennamen genannt werden! Alle Ausstellenden aus der Region, die übersehen wurden, werden um Entschuldigung gebeten. Interessenkonflikte: moritz.tv begleitete die South Coast Baltic Boating Rally 2019 der South Coast Baltic Marketing Initiative und produzierte und zeigte in Kooperaton mit dem Tourismusverband Vorpommern Videomaterial der Tour.
Hier könnt ihr das aktuelle Video von moritz.tv sehen.
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