Dear Future Children

Dear Future Children

Dear Future Children – ein Film, der bewegt. Und ein Film, der zum Nachdenken anregt und lange nachwirkt. So sehr, dass ich auch jetzt, mehrere Wochen, nachdem ich den Film im STRAZE-Kino bei seiner Premiere in Greifswald angeschaut habe, noch das große Bedürfnis habe, einen Artikel über ihn zu schreiben und ihn anderen Menschen weiterzuempfehlen.

Der Dokumentarfilm handelt von drei jungen Aktivistinnen, die in drei unterschiedlichen Protestbewegungen in drei verschiedenen Ländern kämpfen. Er begleitet Pepper aus Hongkong, Hilda aus Uganda und Rayen aus Chile bei ihrem Kampf gegen die von Peking beeinflusste Regierung unter Carrie Lam, bei den Protesten in Chile gegen soziale Ungleichheit im Land und in Uganda bei den lokalen Fridays-for-Future-Protesten und Aktionen für Klimagerechtigkeit und Naturschutz. Dabei stoßen die drei und ihre Mitstreiter*innen teils auf sehr ähnliche und teils auf sehr unterschiedliche Probleme und Gefahren und innere wie äußere Konflikte. Diese reichen von Resignation in der Politik wie im Denken und Handeln der Menschen, weil einfach nicht genug passiert, bis zu direkten körperlichen Gefahren durch brutale Vorgehensweisen der Polizei. Was sie gemein haben ist der Kampf für eine bessere Zukunft und der Wille, etwas mit viel Mut und Einfallsreichtum zu verändern. Dafür sind sie auch bereit viel aufzugeben, wie ihre eigene Gesundheit, ihre Freiheit oder den Platz für andere Aktivitäten in ihrem Leben.

Vielleicht kennt ihr das: Ihr schaut einen Film, der euch in irgendeiner Weise berührt und ihr denkt danach: Ab jetzt werde ich mein Leben ändern und mich mehr engagieren oder mehr reisen oder meinen Alltag bewusster und aktiver gestalten … Aber sobald ihr aus dem Kino zu Hause ankommt oder euren Fernseher ausschaltet oder den Laptop zuklappt, denkt ihr nicht mehr weiter über den Film nach. Oder vielleicht begleitet euch der Film sogar noch für ein paar Tage, aber spätestens dann habt ihr ihn meistens vergessen und seid wieder in eurem Alltag – bis zum nächsten Film, der euch in irgendeiner Weise wachrüttelt.

Anders war das für mich und für die anderen Menschen, die den Film mit mir geschaut haben. Nach dem Film sitze ich erst einmal 30 Minuten schweigend einfach nur da und lasse nachwirken, um das gerade Gesehene zu verdauen. Und ich schaffe es in meinem Alltag immer wieder Bezüge zu dem Film herzustellen, bei den verschiedensten Themen. Immer wieder ploppt die Erinnerung an den Film in meinem Kopf auf und ich habe das große Bedürfnis, über den Film zu reden und anderen Menschen davon zu erzählen. Das liegt wohl an dem Thema, das der Film behandelt, aber vor allem auch an den Gefühlen, die er in einem auslöst: Wut, Angst, Ohnmacht, Trauer. Das mag jetzt womöglich abschreckend klingen – soll es aber gar nicht, denn was der Film genauso auslöst ist: Hoffnung, die Erkenntnis, was für unglaublich starke und beeindruckende Menschen es da draußen gibt, die für ihre Sache kämpfen, und die ihre Ziele sogar – zumindest teilweise – erreichen. Das macht Mut mitzukämpfen, sich für etwas einzusetzen, das einem wichtig ist!

Nach dem Film hatte ich viele offene Fragen, wie auch viele der anderen Menschen, die den Film mit mir gemeinsam geschaut haben. Dabei hat uns sehr das Nachgespräch mit dem Regisseur Franz Böhm geholfen, der für die Premiere in der STRAZE nach Greifswald gekommen ist. Hier sind ein paar der interessantesten Fragen zusammen mit seinen paraphrasierten Antworten.

Warum heißt der Film überhaupt „Dear Future Children“?

Der Titel des Films stammt von einem Brief, den Hilda an ihre zukünftigen Kinder geschrieben hat. Die Szene, in der sie den Brief vorliest, ist zwar nicht mehr im Film selbst enthalten, war aber Inspiration für dessen Titel. Er beschreibt auch einen Kernpunkt, warum alle drei Aktivistinnen auf die Straße gehen und für ihre Sache kämpfen. Sie denken dabei immer an ihre zukünftigen Kinder, für die sie eine bessere Welt schaffen wollen, in der man gut aufwachsen und leben kann.

War es Zufall oder Absicht, dass alle drei Aktivistinnen Frauen sind?

Das war tatsächlich Zufall. Bevor sich für eine Person in der Protestbewegung entschieden wurde, wurden von den wichtigen Akteur*innen Profile erstellt mit allen relevanten Informationen über die Personen, ihr Leben, ihre Persönlichkeit und ihre Stellung in der Bewegung. Als es zur Abstimmungsentscheidung kam, welche drei Menschen man filmen möchte, wurden die Informationen über Alter, Geschlecht und Name aus dem Informationsblatt gelöscht, damit niemand davon beeinflusst wird. Es ist allerdings auch passend, dass alle drei Aktivistinnen Frauen sind, weil auch die Protestbewegungen, in denen sie mitkämpfen, vor allem weiblich geführt sind.

Wie sind die Macher*innen des Films an die Drehgenehmigungen für z.B. Hongkong gekommen?

Der Film stellt sicherlich keine Position dar, die zum Beispiel die Regierung Chinas gerne sieht. Für die Erhaltung der Drehgenehmigungen wurde deswegen etwas getrickst. Zum Beispiel wurde für Hongkong behauptet, dass das Team gerne einen Film über Hongkong als Reiseziel für Westeuropäer drehen und dabei die schönen und besonderen Seiten der Stadt darstellen will, um mehr Tourist*innen auf diese Stadt aufmerksam zu machen.

Haben die Dreharbeiten und die Veröffentlichung des Films Nachwirkungen für das Filmteam gehabt?

Natürlich waren schon alleine die Dreharbeiten eine Gefahr, da sie an vorderster Front von Protestbewegungen stattfanden, bei denen die Polizei sehr brutal vorgeht. Aber auch nach den Dreharbeiten gab es noch Nachwirkungen für das Filmteam. Gerade von chinesischer Seite gab es sehr viele Drohungen, darunter auch Morddrohungen. Es wurden auch sehr persönliche Informationen herausgefunden und gegen die Macher*innen des Films verwendet, wie beispielsweise der Wohnort naher Verwandter. Das Team konnte sich aber ein gutes Sicherheitsnetzwerk mit Hilfe von Bekannten und Freund*innen aufbauen, die sich in solchen Sachen auskennen. Kommunizieren tun sie untereinander nur mit höchster Sicherheit in der Verschlüsselung.

Am Donnerstag, den 25.11.21 um 20:00 Uhr, wird der Film noch einmal von Fridays for Future in Greifswald im Hörsaal 1 in der Rubenowstraße 1 gezeigt. Ich kann wirklich jedem*r nur empfehlen, sich den Film anzusehen!

Beitragsbild: © NIGHTRUNNER PRODUCTIONS & SCHUBERT FILM

24 Tage Gutes – der aktivistische Adventskalender

24 Tage Gutes – der aktivistische Adventskalender

Nicht nur der webmoritz. hat in diesem Jahr einen digitalen Adventskalender für euch zusam­mengestellt. Auch andere Greifswalder Einrichtungen und Initiativen haben sich für die Vor­weihnachtszeit etwas Besonderes überlegt, mit dem sie euch jeden Tag ein klein wenig Freude schenken können – oder, wie im Fall des digitalen „Aktivismus-Adventskalenders“ von verquer, mit dem ihr selbst jeden Tag ein klein wenig Freude schenken könnt.

Im Aktivismus-Kalender findet ihr jeden Tag bis Heiligabend eine kleine Anregung oder inspirie­rende Geschichte zum Thema globale Gerechtigkeit. Das Projekt wurde zwar von der Greifswalder Bildungsinitiative verquer organisiert, ist aber eine große Kooperation aus den verschiedensten aktivistischen Verbünden und Einzelpersonen aus ganz Deutschland. Auch die einzelnen Themen sind breitgefächert. Denn „globale Gerechtigkeit“ heißt globale Missstände aufdecken, die zu einem Großteil durch kapitalistische Interessen hervorgerufen wurden – ob es einen fairen Handel betrifft, Klimagerechtigkeit im Allgemeinen oder sogar Menschenrechte. Baustellen gibt es an jeder Ecke. Vielleicht manchmal sogar so viele, dass uns die einzelnen kleinen Straßenschäden unserer Welt-Stadt gar nicht mehr so auffallen. Der aktivistische Adventskalender ist deshalb auch eine gute Anlaufstelle, um sich einmal bewusst zu machen, was eigentlich alles noch so auf dem (Bau-)Plan steht.

Aber der Kalender deckt nicht nur Probleme auf. In erster Linie bietet er Lösungen an. Er wirft ein Licht auf bestehende Projekte und Ideen, wie ihr selbst aktiv werden könnt. So wurde im ersten Türchen der Brief einer Aktivistin aus dem Dannröder Forst geteilt, in dem sie ihre Eindrücke aus den monatelangen Protesten und der erlebten Polizeigewalt eindrücklich beschreibt. Darunter eine Aufforderung und Anregungen, wie ihr selbst etwas für den Wald tun könnt. Das zweite Türchen vom Weltladen Greifswald hat sich das Problem des fairen Handels zum Thema gemacht und sowohl ein Quiz als auch einen Kurzfilm geteilt, die über das Problem der Profitgier im Agrarbereich aufklären. Auch das dritte und vierte Türchen drehen sich um Nachhaltigkeit. Beigesteuert von der christlichen Jugendorganisation JUST (Jugend.Stadt.Turm) zu nachhaltiger Entwicklung und wie ihr selbst euren Advent in alter Fastenzeit-Tradition nachhaltiger gestalten könnt. Und vom radio 98eins und dem St. Spiritus, die gestern Abend eine Lesung des Buches „Vom Ende der Klimakrise“ von FfF-Aktivistin Luisa Neubauer und Politökonom Alexander Re­penning live gestreamt haben (das Video und einen weiteren digitalen Adventskalender findet ihr auf dem Youtube-Kanal des St. Spiritus‘.

Und der aktivistische Kalender ruft euch auch direkt zum Mitmachen auf. So wurde bereits vorab verraten, dass das Türchen des 15.12. ein offener Projekttag zum Thema Menschenrechte werden soll, zu dem jede*r eingeladen ist, teilzunehmen. Dafür ist lediglich eine Anmeldung bei verquer erforderlich, von den weiteren Schritten dürft ihr euch in weihnachtlicher Spannungsmanier überraschen lassen. Außerdem findet ihr am Ende des 1. Türchens des aktivistischen Kalenders auch noch eine Einladung zu einem Gewinnspiel. Hierfür seid ihr aufgerufen, eure eigenen Beiträge in Foto- oder Videoform zu den jeweiligen Türchen mit verquer zu teilen – entweder über die Hashtags #adventmitzukunft und #thelastchristmas auf Instagram oder direkt per Mail an info@bildung-verquer.de. Wenn ihr neugierig geworden seid, werft doch gerne mal einen Blick in den Kalender und lasst euch vom Geist der Weihnacht zu Vorhaben globaler Gerechtigkeit inspirieren!

Beitragsbild: Julia Schlichtkrull