Es weihnachtet sehr, auch in Greifswald – und besonders bei den moritz.medien. Mit dem advents.kalender geben wir Euch weihnachtliche Tipps, Tricks, Erfahrungsberichte, Rezepte uvm. für die Adventszeit. Öffnet jeden Tag ein Beitrags-“Türchen”! Im heutigen Türchen findet ihr Anregungen für einen Jahresrückblick.
Das Jahr neigt sich dem Ende zu, die Vorbereitungen für Weihnachten und die Planung für Silvester und das neue Jahr nehmen uns meistens vollkommen ein, sodass wenig Zeit für einen kleinen Jahresrückblick bleibt. Nehmt Euch doch mal eine halbe Stunde zum Innehalten und überlegt, was Ihr dieses Jahr alles erreicht habt, was für schöne Erlebnisse Ihr hattet und was vielleicht auch unerwartet in Eurer Leben getreten ist. Versetzt Euch vielleicht in Situationen zurück, in denen Ihr dachtet, dass sie niemals zu schaffen sind und wie Ihr sie dann doch gemeistert habt. Schreibt es am besten auf, vielleicht habt Ihr ja ein Journal oder eine Liste im Handy, denn dann könnt Ihr auch später noch in die positiven Momente der letzten Jahre zurück und sie Euch vor Augen führen. Der Januar scheint bei allen erst mal stressig zu werden, wir tendieren dazu, uns eher an den negativen Momenten aufzuhalten – vielleicht verhilft Euch dieses Türchen ja zu ein bisschen Inspiration, um all den positiven Dingen unseres Lebens ein wenig Aufmerksamkeit zukommen zu lassen und diese Stimmung dann auch nach außen zu tragen. Genießt Eure Feiertage! 🙂
Beitragsbild: Till Junker bearbeitet von: Anne Frieda Müller
Es weihnachtet sehr, auch in Greifswald – und besonders bei den moritz.medien. Mit dem advents.kalender geben wir Euch weihnachtliche Tipps, Tricks, Erfahrungsberichte, Rezepte uvm. für die Adventszeit. Öffnet jeden Tag ein Beitrags-“Türchen”! Im heutigen Türchen helfen Daniel, Pip und Lucy Charles dabei, eine Weihnachtsgeschichte zu schreiben.
Die vergangene Weihnacht
Der nächste Morgen
begrüßte Charles mit heftigen Kopfschmerzen. Die Matratze
unter ihm war weicher, als er es von Zuhause gewohnt war, und auch
die Bettdecke, die lose um seine Beine geschlungen war, fühlte sich
anders an. Was war in der letzten Nacht geschehen? Er hatte den Abend
im Pub verbracht, aber danach war alles verschwommen, ein Schlag
auf den Kopf, bunte Lichter, laute Musik … Vielleicht hatte Wilkie
ihn gefunden. Der Junge war oft morgens in den Straßen Londons
unterwegs, um von einem Schlafzimmer zum nächsten zu schleichen. Es
kam nicht selten vor, dass er dabei einem betrunkenen Charles
über den Weg lief und anstatt zu einer seiner Geliebten schließlich
zu seiner eigenen Wohnung zurückkehrte, seinen halb bewusstlosen
Freund im Schlepptau.
»Wilkie?«,
murmelte er in das Kissen hinein, das so riesig und dick war, dass
sein gesamter Kopf davon verschlungen wurde.
Niemand
antwortete. Aber er konnte Geräusche aus einem anderen Zimmer hören,
etwas klapperte und klirrte leise. Er spürte warmen Sonnenschein auf
seinem Gesicht. Ob Catherine sich wohl bereits Sorgen um ihn machte?
Er bezweifelte es.
»Wilkie!«
Dieses Mal war seine Stimme lauter gewesen, aber nicht unbedingt
kräftiger. Seine Kehle kratzte. Hatte er die ganze Nacht auf der
Straße in der Kälte verbracht?
Langsam
öffnete er die Augen. Das Sonnenlicht blendete ihn und als er zwei,
drei Mal müde blinzelte und der Raum um ihn herum Gestalt annahm,
bemerkte er die Eisblumen auf dem Fenster, die die Strahlen der Sonne
brachen und verstärkten.
Das
Fenster. Es schien nicht an der gleichen Stelle zu sein, an der es in
seiner Erinnerung gewesen war. Zwar hatte er schon lange nicht mehr
bei Wilkie übernachtet, aber konnte er in diesen Monaten seine
Wohnung so sehr umgestellt haben? Oder war er vielleicht gänzlich
umgezogen, von einem wütenden Ehegatten verfolgt, dessen Frau
der Junge wieder einmal bezirzt hatte? Wilkie hielt nicht viel von
solchen Konstrukten wie Liebe und Ehe. Humbug,
nannte er sie.
Ein
wenig beneidete Charles ihn um diese Einstellung.
Er
drehte sich auf den Rücken, stöhnte dabei vor Schmerzen. Sein
Körper fühlte sich ausgezehrt an, die Schultern waren verspannt,
der Kopf brummte wie ein ganzes Stahlwerk, und ihm war übel, so
übel, dass er sich am liebsten sofort umgedreht und erbrochen
hätte.
Charles
zwang sich zur Selbstbeherrschung. Er wollte Wilkies
Gastfreundschaft nicht überstrapazieren, denn es war sicherlich
nicht das letzte Mal, dass dieser ihn von der Straße auflesen
musste. Und der Junge hatte Stil. So einen Ausbruch der
Übelkeitsgefühle würde er ihm niemals verzeihen.
Er
öffnete die Augen ganz, blinzelte hinauf zur Decke. Und stutzte. Ja,
Wilkie hatte Stil. Aber so viel Stil?
Charles
zumindest hatte die Decke nicht in einem gesättigten Orangeton
in Erinnerung. Auch die darauf gemalten Blumenornamente waren
ihm völlig fremd. Und noch viel seltsamer schien es ihm, dass
die Pinselstriche der Blumen an der Wand hinunter krochen und unten
in ein Meer aus krakeligen Kinderzeichnungen übergingen. Dazwischen
hingen winzige Porträts oder kolorierte Fotografien, eingefasst in
hölzerne Rahmen. Manche von ihnen zeigten zwei Männer, andere ein
junges Mädchen, auf wieder anderen waren alle drei gemeinsam
abgebildet.
Keiner
von ihnen war Wilkie.
Charles
schreckte hoch. Einen Moment lang sah er nur weiße Sterne vor
seinen Augen tanzen, dann konnte er langsam den Raum ausmachen. Das
war definitiv nicht Wilkies Wohnung. Und was immer er über den
Stil der hübsch bemalten Decke noch gedacht hatte, diese Möbel,
allesamt so schrecklich schlicht und glatt gehalten, machten diesen
Eindruck sofort wieder zunichte.
Auf
einem Stuhl zu seiner Seite – ein Stuhl mit nur einem einzigen
Bein, das sich unten in einen krakenartigen Fuß erstreckte –
lagen sein Mantel, seine Weste und seine Hose, alle säuberlich
gefaltet und gestapelt. Charles‘ Blick glitt an seinem Körper hinab.
Er trug nur noch sein Hemd und, nach dem was er unter der halb
zurückgeschlagenen Bettdecke ausmachen konnte, seine lange
Unterhose.
Er
war nicht bei Wilkie. Und man hatte ihn entkleidet! Am Ende war es
gar eine Frau gewesen, die ihn in solch einer Blöße, so einer
unanständigen Freizügigkeit gesehen hatte!
Charles
riss die Bettdecke gänzlich zurück und sprang aus dem Bett.
Innerhalb weniger Sekunden war er in seine Kleidung geschlüpft
und bereit aus dem Zimmer zu stürmen, zu flüchten wenn nötig.
Er
kam nur bis zum Flur. Durch die halb geöffnete Tür spähte er
in einen Licht durchfluteten Raum, der mit einem hohen Tisch und
einer Art Küche ausgestattet war. Ein junger Mann stand vor dem Ofen
an einem Herd – ein echter Herd, wenn Charles es richtig sehen
konnte. Von dem Mann konnte er nur kupferrotes Haar erkennen und
seinen schlanken, hoch gewachsenen Körper.
Erinnerungen
zischten wie Blitze durch sein Gedächtnis. Laute Musik. Der Geruch
von süßen Backwaren, auch jetzt lag er wieder in der Luft. Ein
helles Licht und ein riesiger Kasten, bunte grelle Lichter, heißer
Würzwein.
Der
Mann am Herd wandte sich um und lächelte. »Ah, du bist wach.« Er
gestikulierte mit einem riesigen Löffel auf den Tisch zu. »Setz
dich doch schon mal.«
Charles
bewegte sich nicht vom Fleck. Misstrauisch spähte er an dem Mann
vorbei auf die Pfanne, deren Griff er mit der linken Hand hielt. Ein
Stück Fisch zischte fröhlich darin vor sich her. Neben dem Herd auf
einem Küchentisch waren zwei große hölzerne Bretter aufgebaut, die
mit allerlei Gemüse, Käse und Fleisch belegt waren. In einem
kleinen Korb dampfte frisches Brot.
Der
Rothaarige bemerkte Charles‘ neugierigen Blick und sein Lachen wurde
breiter, zeigte große Schneidezähne und tiefe Grübchen. »Am
Sinterklaastag gourmetten wir gerne. Kostet zwar ein bisschen mehr,
aber Lucy liebt es.«
Lucy
…
Eine rote schwebende Kugel, auf magische Weise an einem Seil in der
Luft gehalten. Sinterklaas. Lucy
liebt Geschenke.
»Ich
hoffe, du hast gut geschlafen.« Der Rothaarige deutete mit dem
Kochlöffel in einen hinteren Teil des Raumes, in dem ein weiterer
niedriger Tisch und ein Sofa standen. »Daniel und ich haben uns
zusammen da rauf gequetscht. Aber du hast es kaum mehr die Treppe
hoch geschafft, weil du so dicht warst, und da wollten wir dir
wenigstens ein ordentliches Bett anbieten. Noch Kopfschmerzen?«
Ungläubig
betrachtete Charles das Sofa. Es schien kaum groß genug zu sein,
dass er allein bequem darauf Platz gefunden hätte. Sich
vorzustellen, dass zwei Männer, die er kaum kannte, sich diesen
winzigen Raum geteilt hatten, um ihm ihr Bett anzubieten, erfüllte
ihn mit Fassungslosigkeit und einer angenehm warmen Dankbarkeit.
Er
bemerkte, wie der andere ihn noch immer ansah und auf eine Antwort
wartete. Charles lächelte schwach. »Nur ein bisschen.«
Vorsichtig trat er nach vorne und an den Tisch heran, zog sich einen
der Stühle zurück und setzte sich darauf. »Pip war der Name,
richtig?«
Der
Rothaarige lachte und machte sich weiter daran, seinen Fisch zu
braten. »Eigentlich Philip. Aber Daniel hat mich so genannt, seit
wir uns das erste Mal getroffen haben. Er hatte große
Erwartungen an
mich, meinte er.« Der Mann lachte wieder und Charles merkte,
dass er wohl eine Art Witz gemacht haben musste. Der Witz ging nicht
ganz auf, stattdessen zog er nur fragend die Augenbrauen hoch.
Pip
blickte über die Schulter zurück und bemerkte seine Verwirrung. »Du
weißt schon, wegen dem Buch.«
»Buch?«
»Große
Erwartungen. Ist ein Klassiker.«
Charles
zuckte nur die Achseln als Antwort, was den Rothaarigen wieder
zum Lachen brachte. »Gestern Abend warst du noch gesprächiger. Da
hast du ganze Romane gequatscht.«
Charles
wurde hellhörig. »War etwas Brauchbares dabei?«
»Hm?«
»Ich
suche noch eine gute Geschichte für mein nächstes Buch. Aber mir
sind die Ideen ausgegangen.«
»Oh,
du schreibst also wirklich.« Pip zog die Mundwinkel hinab,
überrascht und beeindruckt. »Worüber denn?«
Wieder
zuckte Charles die Schultern. »Über das Leben.«
Pip
lachte. Er schmunzelte weiter, als er den Löffel beiseite legte und
den Fisch neben all den anderen Köstlichkeiten auf einem kleinen
Teller anrichtete. »Warum schreibst du nicht einfach über
Weihnachten? Das ist immer ein gutes Thema.«
Dieses
Mal war es an Charles zu lachen. »Was, über eine herrlich
langweilige Weihnachtsmesse vielleicht?«
»Quatsch.
Über das, was wirklich zählt zu Weihnachten.« Er nahm eines der
Bretter in die Hand und trug es zum Tisch hinüber.
»Freundschaft und Familie. Ein gemütliches Zuhause. Liebe. Das
ist doch das, was Weihnachten ausmacht.«
Charles
schnaubte verächtlich. »Nicht hier in England.«
»Auch
hier in England. Zumindest bei denen, die so viel Glück haben wie
wir.« Pip holte das zweite Brett und stellte es ordentlich neben das
erste. Er betrachtete es mit einem sanften Lächeln, dann hob er den
Blick und sah Charles aus aufrichtigen klaren Augen an. »Hab
ein Herz, das nie verhärtet, ein Gemüt, das nie ermüdet und
eine Berührung, die nie verletzt. Für einander da sein, das heißt
Weihnachten. Etwas für diejenigen tun, denen es nicht so gut geht.
Die letzten Pennies an eine Obdachlosenunterkunft spenden. Oder
einen Fremden von der Straße auflesen.« Er zwinkerte.
Charles
hatte noch nie von so einem Weihnachtsfest gehört. Mit Catherine und
den Kindern ging er in die Kirche, weil es von ihnen erwartet wurde,
mehr nicht. Manchmal las er den Kleinen von der Geburt Jesu vor, wenn
ihm danach war. Dann gingen sie zu Bett, standen am nächsten Morgen
wieder früh auf, verbrachten einen Tag wie jeden anderen. Er hatte
nie etwas gespendet oder den Weihnachtstag als einen besonderen
Tag der Familie betrachtet, und er kannte auch niemanden, der das
anders hielt.
»Daniel
holt gerade Lucy von der Schule ab, aber sie werden bald zurück
sein. Möchtest du mir dabei helfen, den Tisch und den Raum ein wenig
zu schmücken?« Pip ging vor einem kleinen Schrank in die Knie,
kramte darin herum und hielt dann eine große Kiste auf den Armen,
als er sich wieder aufrichtete. Sie war bis zum Rand gefüllt
mit Kerzen, Tannenzweigen, aus Stroh zusammengesteckten Sternen
und roten Tüchern. »Damit alles schön aussieht, wenn die
beiden ankommen. Wir erzählen Lucy dann immer, Sinterklaas
hätte das alles aufgebaut, als er die Geschenke gebracht hat.«
Die
nächsten Minuten verbrachten sie damit, den Raum herzurichten.
Nie zuvor hatte Charles Sterne an die Fenster gehangen oder
Zweige als Schmuck auf den Tisch gelegt, aber er befand, dass es
schön aussah. Warm und herzlich. Sie unterhielten sich ausgelassen,
während sie die gesamte Wohnung in sanftem Kerzenschein erstrahlen
ließen. Pip berichtete ihm davon, wie er als kleiner Junge mit
seinen Eltern Weihnachten gefeiert hatte und wie er diese Werte auch
jetzt noch pflegte, mit seiner eigenen kleinen Familie mit Lucy und
Daniel. Er erzählte viel von den beiden, von der starken Liebe, die
sie alle miteinander verband. Vom Weihnachtszauber, der ihm immer
wieder half, sich bewusst zu werden, wie glücklich er war.
Charles
lauschte interessiert. Es irritierte ihn ein wenig, dass ihn Berichte
über etwas Banales wie das Weihnachtsfest mehr inspirieren konnten
als tausende Kriegsgeschichten vom alten Shapney. Aber Pip ließ es
keinesfalls banal klingen, dieses Weihnachtsfest, sondern nach Wärme
und Liebe, nach Mitgefühl und Barmherzigkeit.
Die
Tür öffnete sich und brachte kalte Winterluft in die Wohnung. Ein
kleines Mädchen tapste hinein, eine Tasche auf dem Rücken, die fast
genauso groß schien wie sie selbst, das rote, geflochtene Haar
voller weißer Flocken. Ihre Augen weiteten sich vor Freude und
Kerzenschein spiegelte sich darin wider. Pip trat zu ihr heran, ging
vor ihr in die Knie und hauchte ihr einen Kuss auf die eiskalte
Stirn, dann richtete er sich wieder auf und schenkte auch Daniel
einen Kuss. »Happy Sinterklaas.«
Lucys
Begeisterung war wunderschön anzusehen. Ihre Aufregung wuchs
mit jedem der kleinen Geschenke, die sie von Pip überreicht bekam,
aber am meisten schien sie sich dennoch über die Kerzen und den
Weihnachtsschmuck zu freuen. Sie war ein aufgewecktes Mädchen, das
ununterbrochen redete und lachte. Sie redete weiter, während sie
aßen, erzählte, was sie den Tag über erlebt hatte, und ließ dabei
die alltäglichsten Kleinigkeiten klingen wie einen
Abenteuerroman.
Schließlich
verließ Pip das Zimmer und kam wenig später zurück, ein Buch in
der Hand. »Hier«, sagte er zu Charles. »Es ist jetzt nicht
eingepackt. Aber das ist für dich.«
Charles
nahm es entgegen und blickte auf den Einband hinunter. Es war in
rotes Leder eingeschlagen, auf dem mit goldener Farbe
verschlungene Linien und Buchstaben gezeichnet waren. Eine
Weihnachtsgeschichte. Charles Dickens.
Charles
stockte der Atem. Das war sein Name. Sein Name, aber eine Geschichte,
die er nicht geschrieben hatte. Hatte ein anderer Autor seinen Namen
benutzt? Oder konnte es sein …
Seine
Finger zitterten, als er vorsichtig die erste Seite aufschlug.
Chapman and
Hall, 1843.
Ihm wurde schwindelig.
Die Schrift verschwamm vor seinen Augen, als würden die
Buchstaben wie flüssige Tinte ineinander laufen, dann schienen
sie die ganze Seite einzunehmen, während der Raum um ihm herum
dunkler wurde, als hätte man plötzlich ein gewaltiges Tuch über
ihn geworfen.
Das nächste, was er
spürte, war wie er fiel.
Und aufschlug. Kalter, harter Stein. Regentropfen auf seinem Gesicht, die in seine Haut einschnitten. Er hörte Stimmen, Männer, die sich anschrien, als sie miteinander stritten. Seine Augen öffneten sich nur mühsam, aber dann gelang es ihm. Es war dunkel. Nacht. Über ihm ragten die Londoner Fassaden in den Himmel auf.
Ein Gesicht schob sich
in sein Blickfeld, das zur Hälfte von einem grauen Bart bedeckt
wurde, und zur anderen von dunklen Schatten, die ein hoch
aufragender Zylinder warf. »’tschuldigung,
Sir.« Der Man hob seine Hand, um damit herum zu fuchteln. Seine
Finger hielten eine Glasflasche umklammert. Cola.
»Ich
habe gerade in meinem Zimmer an einem neuen Konzept gearbeitet,
als dieses dämliche Vieh durchs Fenster gesprungen ist.«
Charles
stützte die Handflächen auf den nassen Boden und drückte sich auf.
Seine Fingerspitzen berührten etwas und er wandte den Blick hinab.
»Diese
Katze hat einfach meine neueste Erfindung gepackt und ist damit davon
gesprungen«, fuhr der Mann unbeirrt fort. »Ist einfach raus aus dem
Fenster und über die Dächer damit.«
Charles
hörte ihn nicht mehr. In einer größer werdenden Pfütze aus
Regenwasser lag ein Buch mit rotem Ledereinband, dessen Seiten
langsam begannen, sich zu wellen von der Nässe. Goldene
verschlungene Linien, die ein Netz aus Blättern formten, aber
dort, wo zuvor der Titel und sein Name gestanden hatten, war
jetzt nichts als Leere.
Aber
er wusste ohnehin, was dort zu stehen hatte.
»Konnte
ja nicht ahnen, dass sie die Flasche einfach auf Ihren Kopf fallen
lässt. Geht es Ihnen denn gut, Sir? Das blutet ja nun doch ein
wenig.«
Charles
kümmerte sich nicht darum. Er lachte nur, so laut, dass es durch die
nächtliche Londoner Stille schallte.
»Gibt
es ein größeres Geschenk als die Liebe einer Katze?«
»Sir?«
Charles
schnappte sich das Buch und sprang auf die Beine. Ein bisschen
schwindelte ihm noch, vielleicht von dem Sturz. Wie die drei wohl
geguckt haben mochten, als er vor ihnen vom Stuhl gefallen und
verschwunden war?
Er
wandte sich zu dem Mann um, schenkte ihm ein dankbares Lächeln
und ein Nicken. »Sie haben da etwas Großartiges erfunden, mein
Freund!«,
stieß er aus, etwas atemlos vor Begeisterung. Er musste nach
Hause, auf der Stelle, er musste eine Geschichte schreiben, voller
Liebe und Barmherzigkeit und all der wunderbaren Weihnachtsdinge,
eine Weihnachtsgeschichte.
Charles
sah hinab auf die Flasche des Mannes und nickte noch einmal. »Aber
ich würde eine weiß-rote Farbgebung vorschlagen. Das passt
doch etwas besser zu Weihnachten als dieses schlichte Weiß, finden
Sie nicht?«
»’tschuldigung?«
»Happy
Sinterklaas!«
Und er stürmte davon. Weiße Schneeflocken in rotem Haar. Eine
rote schwebende Kugel an weißem Seil. Weiße Kerzen auf rotem Band.
Ein roter Einband und weiße Seiten, die er füllen würde.
Lucy
liebt Geschenke. Und sie liebt es zu singen und zu basteln. Und sie
liebt Geschichten.
Er würde ihr eine Geschichte schreiben. Eine Geschichte der Zukunft und der Vergangenheit, und vor allem der Gegenwart. Eine Geschichte des Glücks und der Liebe. Eine Geschichte, wie sie nur das Leben schreiben konnte.
Beitragsbild: Till Junker bearbeitet von: Anne Frieda Müller
Es weihnachtet sehr, auch in Greifswald – und besonders bei den moritz.medien. Mit dem advents.kalender geben wir Euch weihnachtliche Tipps, Tricks, Erfahrungsberichte, Rezepte uvm. für die Adventszeit. Öffnet jeden Tag ein Beitrags-“Türchen”! Im heutigen Türchen: Weihnachtsbaumschmuck selbst machen!
Weihnachten ohne Weihnachtsdeko wäre nicht Weihnachten, oder? Doch an den roten und goldenen Kugeln, Strohsternen und Lametta hat man sich langsam auch satt gesehen. Deshalb zeigen wir euch heute, wie ihr last minute, ganz einfach und mit wenigen Materialien nachhaltigen Weihnachtsbaumschmuck basteln könnt. Die Papieranhänger eignen sich übrigens auch gut als Dekoelement auf eurem Weihnachtsgeschenk.
Material
ein altes Buch (ich habe meins in einer Mitnehmkiste am Greifswalder Straßenrand gefunden)
Perlen
Schere
beiger, weißer oder grauer Faden
Bleistift
Nadel
Schablone eurer Wahl, die ihr aus festerem Papier schneidet
Schritt 1
Zuerst malt ihr eure Vorlage mit Bleistift auf einer Buchseite nach. Beim Motiv sind euch keine Grenzen gesetzt. Ich habe zum Beispiel Sterne, Tannenbäume und Kreise gebastelt.
Schritt 2
Danach schneidet ihr das Motiv vier mal aus – ihr könnt auch einfach vier Blätter übereinanderlegen und alles in einem Zug ausschneiden.
Schritt 3
Anschließend faltet ihr die übereinanderliegenden Motive in der Mitte. An dieser Stelle soll gleich die Naht gesetzt werden.
Schritt 4
Nun fädelt ihr das Garn, etwa 15 cm lang, ins Nadelöhr und macht am Ende des doppelten Fadens einen dicken Knoten. Jetzt wird eine Perle aufgefädelt und bis unten auf den Knoten gezogen.
Schritt 5
Jetzt stecht ihr am unteren Ende der Falz ein und beginnt im einfachen Steppstich bis ans andere Ende zu nähen. Dafür muss man auch keine Näherfahrungen haben, es ist ist ganz einfach.
Schritt 5
Wenn ihr am Ende angelangt seid, fädelt ihr eine weitere Perle auf und verknotet den restlichen Faden als Schlaufe. Ihr könnt natürlich nach Belieben mehr Perlen nehmen oder komplett darauf verzichten.
Schritt 6
Danach müsst ihr die Seiten nur noch in die richtigen Richtungen falten, sodass euer Motiv dreidimensional aussieht. Fertig!
Bilder: Lilli Lipka Beitragsbild: Till Junker bearbeitet von: Anne Frieda Müller
Es weihnachtet sehr, auch in Greifswald – und besonders bei den moritz.medien. Mit dem advents.kalender geben wir Euch weihnachtliche Tipps, Tricks, Erfahrungsberichte, Rezepte uvm. für die Adventszeit. Öffnet jeden Tag ein Beitrags-“Türchen”! Im heutigen Türchen:russische Weihnachten.
Es ist Weihnachten, aber am 25.12. ist Vorlesung? Wie passt das zusammen?
Ganz einfach! Es ist Weihnachten in Russland. Der Nevskij Prospekt in Sankt Petersburg ist seit einem Monat geschmückt und in Moskau funkeln die Sputniks als Weihnachtsbaumdeko. Die Weihnachtsferien beginnen in Russland trotzdem erst am 31.12. – zu Silvester!
Geschenke,
trotz Weihnachtsverbots
Zum Neujahresfest bekommen die russischen Kinder Geschenke und Väterchen Frost (Дед Мороз) kommt vorbei. Das erinnert stark an unseren Heiligabend, das ist es eigentlich auch. Allerdings wurden in der Sowjetunion alle christlichen Feierlichkeiten unterbunden und verboten, so auch Weihnachten. Die Einwohner*innen der Sowjetunion sind für ihre Kreativität bekannt und übertrugen viele Weihnachtsbräuche 1917 auf das erlaubte Neujahrsfest. Aus dieser Tradition heraus wird der erste Januar immer noch größer gefeiert als der siebte Januar.
Das Weihnachtsverbot scheint überwunden – selbst Lenin wird zum Schneeprinzen. (Metrostation: Moskovskaya, Sankt Petersburg)
Verspätetes
Weihnachtsfest
Der siebte
Januar ist seit 1991 der offizielle Weihnachtsfeiertag in Russland. Dieses
etwas verspätet wirkende Datum kommt durch den alten julianischen Kalender,
nach dem sich die russisch-orthodoxe Kirche richtet, zustande. Der alte
julianische Kalender hat zur modernen Zeitzählung sozusagen 13 Tage Verspätung
– so wird Weihnachten also 13 Tage nach dem 25. Dezember gefeiert. Ganz
einfach!
Die Nacht vom sechsten auf den siebten Januar wird von christlich-orthodox gläubigen Russ*innen in der Kirche verbracht, dort findet die Weihnachtsmesse statt.
Kitsch
gegen das Vergessen
Das Verbot der Kirche in der Sowjetunion hat noch heute in vielen russischen Familien das Weihnachtsfest etwas in den Hintergrund gerückt. Umso erstaunlicher ist es, wie sehr die Straßen in Sankt Petersburg und Moskau schon einen Monat vorher weihnachtlich geschmückt sind. Auffällig ist aber immer wieder der Hinweis auf den Jahreswechsel, neben Weihnachtsbäumen und bei Lametta darf ein glitzerndes „2020“ nicht fehlen. So feiert Russland einfach ein eigenes Weihnachten, während im Rest der Welt „nur“ Silvester gefeiert wird – in der Nacht vom 31. Dezember auf den ersten Januar.
Auf der Weihnachtsdekoration wird schon das neue Jahr eingeläutet. (GUM, Moskau)
Bilder: Anne Frieda Müller Beitragsbild: Till Junker bearbeitet von: Anne Frieda Müller
Es weihnachtet sehr, auch in Greifswald – und besonders bei den moritz.medien. Mit dem advents.kalender geben wir Euch weihnachtliche Tipps, Tricks, Erfahrungsberichte, Rezepte uvm. für die Adventszeit. Öffnet jeden Tag ein Beitrags-“Türchen”! Im heutigen Türchen: Wie nachhaltig ist der Weihnachtsbaum?
Die Weihnachtszeit besteht aus vielen traditionellen Bräuchen. In meiner Familie wird beispielsweise immer am Morgen des 24. Dezembers der Weihnachtsbaum geschmückt und die Vorfreude auf die Festlichkeiten geschürt. Doch – so schön es auch ist – in der heutigen Zeit ist es wichtig, einige Traditionen zu überdenken. Denn Weihnachtsbäume sind kein besonders nachhaltiges Dekorationselement. Der immergrüne Tannenbaum galt einst als Zeichen für Leben, Fruchtbarkeit und Lebenskraft in der kargen Winterzeit. Diese Bedeutung scheint in den meisten Köpfen verloren gegangen zu sein und der übermäßige Konsum von Weihnachtsbäumen hat heute eher das Gegenteil zur Folge.
Inzwischen werden jedes Jahr rund 30 Millionen Weihnachtsbäume allein in Deutschland verkauft. Bis zu zwölf Jahre wachsen die Bäume heran, eigens mit dem Ziel, später ein Weihnachtsbaum zu sein. Das Wachstum der Bäume wirkt sich zwar positiv auf die CO2-Bilanz aus; die Monokultur, in der die Bäume jedoch gezogen werden, rauben anderen Pflanzen und Tieren den Lebensraum. Zusätzlich werden die Wälder mit Pestiziden behandelt und mit chemischen Nährlösungen versorgt, um das Grün der Nadeln zu intensivieren und das Wachstum zu beschleunigen. Diese Mittel landen zunächst im Waldboden und in den Gewässern; später atmen wir sie im Wohnzimmer ein.
Viele der Bäume werden außerdem schon im Herbst geschlagen, in Kühlhäusern gelagert und haben zusätzlich oftmals einen langen Transportweg hinter sich. Die meisten Weihnachtsbäume stammen zwar aus Deutschland, aber auch aus beispielsweise skandinavischen Ländern beziehen wir diese Pflanzen. Anschließend stehen sie oftmals nur einige Tage in den deutschen Haushältern und werden dann, sobald die ersten Nadeln fallen, entsorgt. Nicht oft werden die Bäume kompostiert, sondern häufig enden sie in Müllverbrennungsanlagen.
Doch der Weihnachtsbaum ist eine fest verankerte Tradition, ohne die sich die meisten Menschen kein Weihnachten vorstellen können. Was kann man also tun, um diesen Brauch so nachhaltig wie möglich zu gestalten?
Wenn ihr auf einen echten Baum nicht verzichten aber der Umwelt trotzdem einen Gefallen tun wollt, dann kauft einen unbehandelten Bio-Baum. Erkennbar sind diese an Siegeln von beispielsweise FSC, Naturland, Bioland oder Demeter. Der IKEA in Rostock bietet beispielsweise biologisch angebaute Weihnachtsbäume an. In Greifswald und Umgebung zwar eher schwierig, aber wichtig ist auch darauf zu achten, dass der Baum aus der Region stammt.
Das Netz, in dem der Baum eingewickelt und transportiert wird, besteht oft aus Plastik. Bringt doch alternativ eigene Schnüre und Kordeln mit, um an dieser Stelle auf Plastik zu verzichten.
Vielleicht findet ihr auch eine Möglichkeit, den Baum weiterzuverwenden. Zoos und Tierparks nehmen Bio-Bäume gerne als Spiel- und Knabberzeug an. Der getrocknete Baumstamm eignet sich aber ebenfalls gut als Feuerholz.
Neben dem Bio-Baum gibt viele weitere Alternativen zum „Einwegweihnachtsbaum“.
Beispielsweise gibt es Bäume im Topf zu kaufen, die nach der Weihnachtszeit eingepflanzt werden können. Mit Geschick und einem grünen Daumen hättet ihr dann noch Jahre etwas von eurem Weihnachten.
Auch gibt es inzwischen die Möglichkeit, Weihnachtsbäume zu
mieten. Die Geschäfte bieten in dem Zusammenhang sogar oft Lieferung und
Abholung an – ihr spart euch also sogar einigen Stress.
Man kann den Weihnachtsbaum auch zu einem Weihnachtsstrauch umwandeln. Beim nächsten Waldspaziergang findet ihr mit ein wenig Aufmerksamkeit bestimmt ein paar schöne Zweige, die sich in einer Vase lange halten und trotzdem schön dekorieren lassen. Ein weiterer Vorteil: Man spart sehr viel Platz.
Eine viel diskutierte Variante ist der künstliche Weihnachtsbaum. Inzwischen gibt es schon viele Stücke, die sehr an einen echten Baum herankommen. Außerdem könnt ihr so auf die jährlich wiederkehrende Suche nach dem „perfekten“ Weihnachtsbaum verzichten, spart auf lange Sicht sogar Geld und habt jahrzehntelang Freude daran. Idealerweise wählt ihr einen Kunstbaum, der nicht gerade aus China importiert ist. Zu beachten ist außerdem, dass er aus recycelten oder umweltfreundlichen Materialien besteht, denn ansonsten handelt es sich wieder um einen unnachhaltigen Haufen Plastik – und ob das dann umweltfreundlicher ist als ein echter Baum, steht zur Diskussion. Vielleicht findet ihr sogar nach dem nächsten Weihnachtsfest einen gebrauchten und günstigen Kunstbaum auf eBay?
Mit etwas Geschick und Kreativität könnt ihr auch einfach selbst einen Christbaum basteln. Lasst eurer Kreativität freien Lauf oder inspiriert euch online. Es gibt wunderschöne, witzige und einzigartige kreative Ideen, wie man einen Weihnachtsbaum mal anders gestalten und dem alten Brauch einen neuen Schliff geben kann. In meiner WG schmücken wir zum Beispiel jedes Jahr unseren Kaktus. Und das Beste daran ist: So eine Weihnachtsbaumalternative nadelt nicht.
Also, vielleicht könnt ihr ja dieses Jahr überlegen, wie und ob ihr das Weihnachtsfest nachhaltiger gestalten könnt. Bei mir zuhause wird das sicherlich für einige Diskussionen sorgen und auch mir fällt es nicht leicht, mit diesem schönen Brauch zu brechen. Aber ich versuche daran zu denken: Der Weihnachtsbaum war mit seiner grünen Farbe mal das Symbol für Leben.
Bilder: unsplash Beitragsbild: Till Junker bearbeitet von: Anne Frieda Müller Banner: Jonathan Dehn
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