Aschenputtelsyndrom

AStA-Strukturdebatte nahm ihren Verlauf

Wenn es Mitternacht schlägt, muss die schöne Prinzessin den Ballsaal verlassen. Mitglieder des Studentenparlaments (StuPa) müssen ebenfalls Punkt Null Uhr den Konferenzsaal räumen. Beide sind einem äußeren Zwang ausgesetzt: Die Fee und der Mann, der das Hauptgebäude verschließt. Doch könnten die Studenten im Seminarraum der Augenklinik die Diskussion um den Allgemeinen Studentenausschuss (AStA) beenden. Diese fand auf der zweiten Sitzung der aktuellen Legislatur keinen Abschluss.

Weniger als zwei Drittel fanden den Weg in den Seminarraum, damit war das Parlament nicht beschlussfähig für die Ausschreibungen der AStA-Referate. Vorlesungen und Prüfungen am nächsten Tag waren der Grund. Da auch am folgenden Dienstag zu viele fehlen würden, einigten sich die Parlamentarier, allen voran Martin Hackober und David Wulff auf eine Sondersitzung am Montag. In den vergangenen Jahren konnte das StuPa die AStA-Referate jeweils nach einer Sitzung ausschreiben, auch wenn diese bis weit nach Mitternacht andauerten. Im vergangenen Jahr schloss Präsident Frederic Beeskow diese, ebenfalls zweite Sitzung der Legislatur um 1:59 Uhr.

Hauptsache abstimmen

„Vorsichtig mit der Selbst-Evaluation. Das ist eine inspirierte Wahrheit der Referenten“, gab Alexander Schulz-Klingauf zweieinhalb Stunden früher noch zu Bedenken, dann stürzen sich die 22 Anwesenden in die Diskussion. Eine neue, bessere Struktur für den AStA sollte her. Und wie jedes Jahr vor allem eine kleinere, die somit weniger Aufwandsentschädigungen frisst. So forderten es die vier Vorschläge, eingereicht von Alexander Schulz-Klingauf und Florian Bonn, den Jusos, dem RCDS und dem AStA selbst.

Zuvor verbrachten die Parlamentarier noch eine halbe Stunde damit, die Vorgehensweise der anstehenden Debatte zu debattieren. „Lasst uns abstimmen, ob wir abstimmen“ ob zuerst die Strukturdebatte, ob zuerst die Satzungsänderung, ob es überhaupt ein Problem gäbe. In der Satzung geht es um ein Stimmrecht für Co-Referate, um Geld, um die zu leistende Stundenzahl. Wenn es um die Art der Referate geht, dann wünschten sich einige die Unterscheidung zwischen Haupt- und Co-Referaten aufzuheben. Das hätte Auswirkungen auf Stundenzahl und Höhe der Aufwandsentschädigungen und somit auf die Satzung. Die außerdem nach Änderung erst mal durch die Rechtsabteilung der Uni muss. Aber „hängen wir diese nicht ganz so hoch“, befand Alexander Schulz-Klingauf. Nun, es wurde abgestimmt und man hatte mehr Lust auf AStA-Debatte. Außerdem sollen die Referate schnell ausgeschrieben und somit neu besetzt werden können.

Keine Lust mehr auf Hochschulpolitik

Am Grundkonzept hat das Studentenparlament festgehalten. Doch ließen sich in der  Diskussion mitunter interessante Denkweisen erkennen. Ein stellvertretender AStA-Vorsitzender wurde ohne großes Bedenken eingerichtet und damit dem AStA ein lang ersehnter Wunsch erfüllt. Mit Folgen. Obwohl Lisa Steckel, bisher zuständig für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, mehrfach in ihrer Selbstevaluation auf die Wichtigkeit ihres Postens hingewiesen hatte, trennten sich die Hochschulpolitiker kurz und schmerzlos von diesem. Noch weniger Diskussionen gab es zu dem Co-Referat Evaluation und Hochschulentwicklung. Auch hier unterstrich der Amtsinhaber die Bedeutsamkeit dieses Aufgabenfeldes. Doch Christian Müller konnte die StuPa-Mitglieder nicht überzeugen. Erkenntnisse über die letzten Referenten flossen damit teilweise in die Diskussionen hinein. Deshalb forderte AStA-Kollege Christian Bäz eine „Entpersonalisierung der Debatte“. Eine allgemeine Meinung teilten die Mitglieder auch im Bezug auf Konstantin Keune, zuständig für Hochschulpolitik, und disputierten doch tatsächlich über eine Abschaffung des Postens. „Was will das StuPa eigentlich?“, hakte schließlich Zoran Vasic nach. Eine Streichung sei doch vollkommen kontraproduktiv. Die Hochschulpolitik solle gestärkt werden, so der Referent für Soziales und Wohnen. Man denke an die mögliche Abschaffung des Konzils und die Machtkonzentration auf den Rektor durch ein neues Landeshochschulgesetz (moritz 69).
 
Knappe Entscheidungen

Eine absolute Änderung hat sich mit ganz knapper Mehrheit für die drei autonomen Referate durchgesetzt. Ein eigenständiges Amt für Behinderte und Studenten mit chronischen Krankheiten wurde aufgrund mangelnder Möglichkeiten seitens der Studentenschaft abgeschafft und in den Bereich Soziales und Wohnen eingegliedert. Die Referate für Ausländer, sowie Queer- und Gleichstellung wurden gewissermaßen degradiert und zu Co-Referaten bestimmt. Erwartungsgemäß sah der Entwurf des RCDS keine Queer-Stelle vor. Darauf war Referent David Puchert vorbereitet. Die anfängliche Freude unter StuPa-Mitgliedern über die zahlreichen Besucher dürfte spätestens dann halbwegs gewichen sein. Denn das diese nach erfolgreichem Beschluss „ihres“ Referates nicht zu einer Sitzung wiederkehren würden, war klar. Doch ausgeharrt haben sie geduldig, Plakate lagen bereit, Puchert trug eine kleine Rede vor. Überraschenderweise gab es keine Diskussion. Den Vergleich, den letztes Jahr ein RCDS-Mitglieg anbrachte, ebenso gut ein Vegetarier-Referat wie ein Queer-Referat einrichten zu können, brachte niemand erneut an. So folgte die Abstimmung, in der die Mitglieder der LHG und des RCDS geschlossen gegen ein Referat für Homosexuelle und Gleichstellung stimmten. Gegen die neun Stimmen dieser beiden Gruppen stehen zwölf Ja-Stimmen und eine Enthaltung.
 
Schnell abgewickelt

Mit den Ausschreibungstexten wurde nicht viel Aufwand betrieben. Die Texte bewegen sich überwiegend im Rahmen ihres Vorjahrs. Bis auf den stellvertretenden AStA-Vorsitzenden. Der ist jetzt unter anderem für Presse und Öffentlichkeit zuständig. Letztendlich hat der AStA nun 15 Referate, zwei weniger als vorher. Für diese Struktur stimmten 20 der 25 anwesenden StuPa-Mitglieder.

Eine Fortsetzung von Schattschneider‘s Seventeen (moritz 68) wird es also nicht geben.

Geschrieben von Maria Trixa und Björn Buß

Kommentar: „Das ist aber scheiße, Martin!“

Mit Volldampf in die neue Legislatur

Genial! Nur drei Marathon-Sitzungen dauerte die Ausschreibung der AStA-Referate an. Sorgfältig und mit Bedacht haben sich die großartigen Änderungspläne dabei heimtückisch aus der Hintertür geschlichen und die Kreativität gleich mitgenommen. Nach einer Sitzung schrieb das vergangene Parlament die Referate des AStA aus – inklusive der Stellen für die moritz-Medien. Das konnte demnach höchstens eine Schnellschuss-Entscheidung gewesen sein und erforderte konsequenterweise eine durchdachtere Variante der AStA-Struktur für dieses Jahr.

Wenig durchdacht haben einige den Beginn ihrer Mandatsträgerschaft. Erst RCDS-Obermacker Martin Hackober musste für sich und seine Schäfchen nach seinem späterem Eintreffen zur Sitzung  auf eine bedeutende Lücke hinweisen. Denn RCDS und LHG seien in der nächsten Sitzung nicht da. Zuvor hatte man eine halbe Stunde über die nächsten Sitzungstermine gesprochen. Gegen Mitternacht ging es weiter: Außerdem sei am folgenden Tag Uni, für einige sogar Prüfungen. Was für ein Zufall, dass dies gleich über ein Drittel der Mitglieder von den Ausschreibungstexten fern hielt. Über diesen „Kindergarten“ konnte Alexander Schulz-Klingauf nur den Kopf schütteln, während sich Thomas Meyer im Schneidersitz auf einem Tisch einrichtete um das Ende abzuwarten. Ein dezenter Hinweis des Präsidenten Frederic Beeskow auf die Verantwortlichkeit der StuPa-Mitglieder für die Studenten, beendete diese lächerliche Veranstaltung. Tja, auch copy and paste braucht Zeit, nämlich für eine ganze Sondersitzung.

Seltsamerweise hat sich für den kommenden AStA fast nichts verändert. Okay, es gibt zwei Referate weniger. Doch das schien mehr an mangelnder Überzeugungskraft seitens der vorigen Amtsinhaber zu liegen als an der wahren Bedeutung der Ämter.  Ein Großteil der StuPa-Mitglieder hat so gar nicht verstanden, dass eine Person nichts über die Wichtigkeit dieser aussagen kann. Oder wie kommt sonst einer, der sich Hochschulpolitiker nennt, auf den abstrusen Einfall über die Notwendigkeit eines Postens für Hochschulpolitik zu disputieren. Das Referat ist verdammt schwierig auszufüllen, kaum einer schafft es so, wie es sein sollte. Doch fordert eine fehlende Positionierung seitens der Studenten ein Bildungsministerium doch geradezu auf, fröhlich Kürzungen an den falschen Stellen anzukreuzen, über rektorfreundliche Machtansprüche zu entscheiden und somit den größten Murks der Geschichte des Landeshochschulgesetzes zu verfassen.

In die Länge zog die Ausschreibung nebenbei noch ein Antrag Sebastian Jabbuschs, moritzweb eine Seminarförderung für 380 Euro zu verwehren. Martin Hackober sprach sich für eine Zahlung aus, aber nur für den Fall, dass der derzeitige Chef Uwe Roßner wiedergewählt würde. Das veranlasste Alexander Schulz-Klingauf zu der Aussage: „Das ist aber scheiße, Martin!“ Hackobers neuestes Großprojekt ist übrigens, den Chefredakteuren des moritz-Magazins die Aufwandsentschädigung für April einzubehalten, da diese persönliche Informationen über ihn preisgegeben hätten (moritz 69).

Ein neuer kritischer Wind weht durch das Studentenparlament – doch er weht in die falsche Richtung. Echt, Martin.

Geschrieben von Maria Trixa und Björn Buß

Schätzenswert

Die Nutzung des Körperschaftsvermögens steht zur Debatte

„Eine der Aufgaben der Universität ist es, ihr Körperschaftsvermögen zu erhalten sowie zu vermehren. Und mit den Erträgen sowohl die Wissenschaft und Forschung als auch die Lehre zu unterstützen“, erklärt noch AStA-Vorsitzender und stellvertretender Senatsvorsitzender Thomas Schattschneider. Diese Ziele erhielten bislang auch Priorität durch die Universitätsleitung.

Doch sieht diese noch mehr Potential, das Universitätsvermögen weitaus zweckmäßiger und effektiver nutzen zu können. An Ideen und Vorschlägen mangelt es hierzu nicht. Die Gründung einer Stiftung oder der Verkauf des Eigentums wären Alternativen gegenüber dem weiterführenden Erhalt des Vermögens. Aber nicht alles ist Gold, was glänzt. Vor- und Nachteile sind vom Senat genauestens zu erörtern und abzuwiegen.

Grundstücke, Wald, Gebäude

Insgesamt gehören der Universität land- und forstwirtschaftliche Flächen sowie diverse Gebäude in und um Greifswald von 8.711 Hektar. Nur ein Teil wird von der Hochschule selbst genutzt. Privatpersonen und Einrichtungen mieten und pachten den Rest. Die Acker- und Grünflächen werden komplett von ortsansässigen landwirtschaftlichen Betrieben bewirtschaftet. Anders verhält es sich dagegen beim Waldbestand. Hier lebt die alte Forsttradition der Alma Mater weiter. Bei den Gebäuden außerhalb Greifswalds handelt es sich vor allem um Gutshäuser, von denen die meisten vermietet sind. Innerhalb der Stadt nutzt die Uni ihren Gebäudebestand für eigene Zwecke.

Ein zweiter Haushalt

Die wenigsten Hochschulen in Deutschland besitzen so viele Ländereien wie die Greifswalder Universität. Mit den jährlichen Erträgen, die aus den Forst- und Liegenschaften erzielt werden, verfügt sie über eine zweite Einnahmequelle. Die größte Finanzspritze kommt allerdings vom Schweriner Bildungsministerium, da Bildung Ländersache ist. Beide Geldquellen werden getrennt voneinander geführt. „Wenn die öffentlichen Kassen leer sind, steht die Universität vor einem Problem. Daher ist es hilfreich einen separaten Körperschaftshaushalt zu haben“, konstatiert Wolfgang von Diest, Forstmeister der Universität. Entgegen den seit Jahren steigenden Studentenzahlen erhöhten sich die Zahlungen des Landes Mecklenburg-Vorpommern nur um jährlich 1,5 Prozent. Vereinbart wurde dies zwischen dem damaligen Bildungsminister und vorherigem Greifswalder Rektor Professor Hans-Robert Metelmann und der hiesigen Universitätsleitung. Aber 1,5 Prozent können nur als Inflationsausgleich dienen. Daher kann sich die Hochschule glücklich schätzen, den Körperschaftshaushalt zu besitzen. Diese Einnahmen werden gezielt dort eingesetzt, wo das Land nichts geben kann oder will. Beispielsweise hätte der Umbau der „Kiste“ zum größten Hörsaalgebäude der Hochschule niemals so schnell und flexibel umgesetzt werden können. Trotz aufgetretener Baumängel: Die Raumsituation entspannte sich dank dem Körperschaftshaushalt. Auch die Sanierung des Audimax’ wurde durch die eigenen Mittel ermöglicht.

Prämisse liegt nicht im Verkauf

Die Hochschulleitung ist sich jedoch bewusst, dass bislang durch die Verpachtung und Vermietung nicht die bestmöglichen Erträge und Leistungen aus dem Körperschaftsvermögen erzielt wurden. Ein Verkauf könnte kurzfristig viel Geld einbringen. Diese Forderung ist keineswegs neu. Und nicht nur Forstmeister von Diest plädiert für den kompletten Erhalt des Universitätswaldes. Schon seine Vorgänger mussten sich gegen Verkaufspläne durchsetzen. Denn verkauft ist verkauft. „Teilweise ist die Uni gut beraten, sich von Liegenschaften zu trennen“, schränkt von Diest ein. „Vor allem die Gutshäuser können ihr zukünftig Probleme bereiten.“ Die um 1910 erbauten Gebäude befinden sich überwiegend in einem miserablen Zustand und sind sanierungsbedürftig. Als Mosaiksteine der pommerschen Kulturgeschichte sollte das Betreben darin liegen, diese zu erhalten. „Jedoch fehlen der Universität hier die notwendigen Investitionsgelder. Darüber hinaus ist ihr Kerngeschäft Lehre und Forschung, nicht das Sanieren von Häusern“, stellt von Diest klar.

Ein Verkauf an Privatpersonen oder öffentliche Einrichtungen könnte den Verfall dieser Kulturhistorie unterbinden. Auch im Zuge der Neugestaltung des Hochschulkomplexes mit der Konzentration der geisteswissenschaftlichen Fächer in der Rubenow- und  Domstraße sowie in der Friedrich-Loeffler-Straße und der naturwissenschaftlichen und medizinischen Fachbereiche am Beitz-Platz hat sich die Universität in jüngster Zeit zunehmend für den Verkauf zahlreicher Gebäude entschieden. Peter Rief, Leiter des Dezernat Planung und Personalmanagement, kündigt an: „Es gibt die Absicht, weitere Gebäude zu verkaufen. Welche Gebäude dies sind, hängt von der Realisierung unserer Bauplanungen ab.“ Grundsätzlich liegt die Prämisse aber nicht im Verkauf, sondern im Erhalt des Hochschuleigentums. Gegner der Verkaufspläne weisen daraufhin: „Das Veräußern des Besitzes ist der sichere Weg, dass überkommene Erbe zu verlieren, mit dem die Universität auf engste verknüpft ist.“ Da die Universität Greifswald ein Großteil ihres Vermögens während ihres 552jährigen Bestehens durch Schenkungen erworben hat, würde im Verkauf ein mangelndes Verantwortungsbewusstsein gegenüber der eigenen Geschichte liegen. „Zudem besteht hier die Gefahr, mit dem Geld nur kurzfristig etwaige Löcher stopfen zu wollen“, gibt der Forstmeister zu bedenken. Die Erlöse können nur einmal verwendet werden und die Garantie, dass das an der richtigen Stelle passiert, kann niemand geben.

Auch Stiftung ist keine Lösung

Eine weitere Idee ist es seit längerem einen Teil des Körperschaftsvermögens, insbesondere den Waldbesitz, in eine Stiftung zu überführen. Rektor Professor Rainer Westermann verdeutlicht: „Stiftungen unterschiedlicher Art sind für Universitäten ein Thema, das in Zukunft noch an Relevanz gewinnen wird.“ Generell stehen einer Hochschule verschiedene Möglichkeiten offen, dem Stiftungsgedanken nachzugehen. Zum einen können ganze Hochschulen – wie in Niedersachsen und Hessen geschehen – in eine Stiftung des öffentlichen Rechts überführt werden. Ziel war eine größere Eigenverantwortung zu erlangen, denn Hochschulen wissen besser, was für sie gut ist, als Beamte in den fernen Landeshauptstädten. Zum anderen kann die Universität als Körperschaft selbst eine privatrechtliche Stiftung gründen. Letzteres wurde auch für Greifwald überlegt. „Die Möglichkeit wäre gewesen einerseits den Wald zu veräußern und das erworbene Geld in eine Stiftung einzubringen.

Andererseits hätte man auch den gesamten Wald überführen und hier durch die jährlichen Einnahmen für die Stiftung nutzbaren Gewinn erzielen können“, erklärt Hochschulpolitiker Thomas Schattscheider. Solch eine privatrechtliche Stiftung wäre für von Diest wenig attraktiv: „Eine Stiftung hat ihre Reize, vor allem weil sie das Stiftungsvermögen schützt. Jedoch bringt sie auch Nachteile für die Universität mit sich. Und ihre Einnahmen zielgerichtet für bestimmte universitäre Zwecke einsetzen, kann sie bereits jetzt.“ Da die Stiftungsorgane eine eigene juristische Person bilden würde der Senat seine Entscheidungskompetenz über das eingebrachte Hochschuleigentum verlieren. Aus diesem Grund sieht er in einer Stiftung nicht den richtigen Lösungsweg und der Rektor fügt hinzu: „Schon allein aus steuerlichen Gründen könnte es wenig ratsam sein, Grundbesitz der Universität in eine Stiftung einzubringen.“

Nun bleibt es abzuwarten, wo das Rektorat neue Wege sieht, dass Universitätseigentum effektiver zu nutzen und wie der Senat diese Vorschläge aufnehmen wird. Vorerst werden die Gespräche aber weiterhin unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfinden. Bis Juni soll jedoch ein erstes Konzept vom Rektorat und der Verwaltung vorgelegt werden, das sich neben einer umfassenden Auflistung des Universitätsvermögens bis dahin nochmals intensiv mit der Neuordnung des Körperschaftsvermögens auseinander gesetzt haben wird.

Geschrieben von Cornelia Bengsch

Kommentar: Langfristig denken

Welche Richtung die neuen Konzepte auch einschlagen werden, eins ist offensichtlich – Fehlentscheidungen sind zu vermeiden. Die Fort- und Liegenschaften haben ihren Wert, der auch weiterhin nachhaltig der universitären Lehre zugute kommen sollte. Die Finanzmittel der Länder passen sich längst nicht mehr den steigenden Bedürfnissen der Hochschulen an. Wenn dann eine Universität wie die unsrige in Greifswald zusätzlich auf ein eigen erwirtschaftetes Vermögen zurückgreifen kann, gibt es nur ein Konsens: Kein Verkauf des Tafelsilbers. Und immer schön putzen.

Geschrieben von Cornelia Bengsch

Klausur mit Hindernissen

Über Prüfungsbedingungen zwischen „eng“ und „laut“

Julia Prange betritt den Hörsaal. Eine Fahrt durch das winterliche Greifswald und unzählige Stunden am Schreibtisch liegen hinter ihr. Die Magisterstudentin hat sich viele Wochen auf diesen Tag vorbereitet. Auf den Tag ihrer schriftlichen Abschlussprüfung.

Doch was sie erwartet verschlägt ihr den Atem. Fast alle Plätze des Hörsaals in der Rubenowstraße 3 sind besetzt. Die Frage nach einer Sitzordnung erübrigt sich. „Ich hätte nicht gedacht, dass der Hörsaal so voll sein würde“, sagt die 24-Jährige. Eine Freundin winkt sie heran. Glück gehabt. Ein Platz ist noch frei. „Es war insgesamt sehr eng in dem Raum.“ Julia versucht Schreibblock, Trinkflasche, Essen, Kugelschreiber und Aufgabenblätter auf dem kleinen Klappbrett zu ordnen. „Ich hätte mich gern mehr ausbreiten wollen, aber das war nicht möglich.“ Augen zu und durch. Die Prüfung beginnt. Vier Stunden muss sie sich mit Aufgaben rund um die Kommunikationswissenschaft beschäftigen. Ihr Wunsch: Ruhe. Doch schon nach zwei Stunden wird sie aus ihren Gedanken gerissen. Abgabe der Bachelor-Klausuren. Lautes Gekicher. Stöckelschuhe auf dem Holzboden. Stimmengewirr. Blätterrascheln. Die Ermahnung einer Aufsichtsperson: „Bitte schnell den Raum verlassen.“ Eine Stunde später: Abgabe der Master-Klausuren. Wieder Unruhe. Wieder Lärm. „Es war einfach nur nervig. Und natürlich ging bei all dem Trubel die Konzentration schnell flöten.“

Wer trägt eigentlich die Verantwortung?

Volle Räume, unterschiedliche Abgabezeiten der Klausuren. Schon seit vielen Semestern berichten Studenten von solchen Prüfungsbedingungen. „Bei Geschichtsprüfungen ist das auch schon vorgekommen“, sagt Christian Ahlrep, Mitglied des Fachschaftsrats Germanistik. Der Studiendekan der Philosophischen Fakultät ist sich keiner Verantwortung bewusst. „Was soll ich ihnen dazu sagen?“, sagt Professor Walter Werbeck schlicht. Auch das Zentrale Prüfungsamt sieht keinen Handlungsbedarf. „Wir vergeben nur Termine und machen Vorschläge, wie die Prüfungen überschneidungsfrei ablaufen können. Welche Klausuren zusammen geschrieben werden bestimmt hingegen das Institut“, sagt Steffi Albrecht, Angestellte im Zentralen Prüfungsamt.

Verantwortliche im Fachbereich der Kommunikationswissenschaft haben Verständnis. „Ich kann den Unmut der Studenten nachvollziehen“, sagt Juniorprofessor Stefan Wehmeier. Der Lehrstuhlvertreter für Kommunikationswissenschaft kann sich nicht an eine Entscheidung über Prüfungstermine erinnern. „Es wurde so gehandhabt, wie in den letzten Jahren. Hinterfragt habe ich das bisher nicht.“ Wehmeier verspricht Änderungen. „Wir werden das intern besprechen und Lösungen finden. Zu klären ist dabei der Raum- und Betreuungsaufwand.“

Julia Prange hat inzwischen ihr Klausurergebnis erfahren und ist zufrieden. „Trotz allem ist es irgendwie gegangen. Aber ich hoffe für die Nächsten, dass die Organisation der Prüfungen verbessert wird“,  wünscht sich die 24-Jährige.

Geschrieben von Grit Preibisch