Kein Schnee von gestern

Den Internationalen Tag gegen Homophobie begehen am Samstag die Gender Trouble AG zusammen mit dem AStA-Referent für Queer und Gleichstellung David Puchert von 15 bis 17 Uhr auf dem Fischmarkt. Am 17. Mai 1990 strich die Weltgesundheitsorganisation (WHO) Homosexualität von der Liste der psychischen Krankheiten. „Vor drei bis vier Jahren wurde der Tag in Polen erstmals begangen“; sagt David Puchert. Zusammen mit Studierenden der Universitäten Trier, Dortmund, Mainz und Kaiserslautern riefen sie die diesjährige Aktion ins Leben. „Wir wollen die Leute ansprechen“, erklärt der AStA-Referent das geplante Vorhaben. Zudem soll es Flyer zum Mitnehmen geben.

Bunter Festivalabschluss

Spektakulär endete am vergangenen Freitag der Nordische Klang. Eine gute Woche voller Musik, Tanz, Literatur, Wissenschaft, Film und Kunst des größten außerskandinavischen Festivals außerhalb der nordischen Länder ging damit in der Hanse- und Universitätsstadt zur Neige. Nicht ohne einen gebührenden Abschlussabend!

Jonglierende Artisten empfingen als Auftakt auf dem Vorplatz des Pommerschen Landesmuseums in der Rakower Straße die Zuschauer des Theaterabends mit der von Greifswalder Studierenden aufgeführten Komödie „Jeppe vom Berge“ von Ludvig Holberg. Mit Klaviermusik, einem Saxophonduo und Harfenklängen stimmten vier jungen Musikerinnen die dicht gedrängt vor ihnen versammelten Gäste auf die spartenübergreifende Inszenierung der Komödie des einst von Goethe und Schiller heiß diskutierten Molière des Nordens ein. Stehend oder auf einem verteilten Klappstuhl sitzend verfolgten Jung und Alt das unter der Regie von Hedwig Golpon entstandene stark textreduzierte, dafür aber bestechend augenzwinkernde Kabinettsstück über den vom Leben gezeichneten Bauern Jeppe, der über Nacht auf dem Stuhl des Barons sitzen darf. Stehender und lang anhaltender Applaus dankte für das geistreiche Theaterprojekt, bei dem der Nordische Klang den jungen Künstlern gewollt eine inspirierende Plattform bot.

Das norwegische Damenquartett Tangoting beschloss das Festival eindrucksvoll zur späteren Stunde im preschend vollen Ballhaus Goldfisch. Kein Wunder. Die Combo begeisterte mit einer Mischung als Tango arrangierten Popsongs und bestens bekanntem klassischen Repertoire á la Astor Piazzolla. Ganz den Herzschmerz und die Nöte des Alltags huldigend. Trotz des engen Platzes ließen es sich Paare nicht nehmen, das Tanzbein zu schwingen. Auch zur Freude der Musikerinnen.Geschrieben von Uwe Roßner

Weltmusiknacht mit klarer Botschaft

Der Zuspruch gelang auf Anhieb. Während im Theater auf der Probenbühne Udo Zimmermanns Kammeroper „Weiße Rose“ Premiere feierte, wartete der Nordische Klang im großen Saal des Hauses des Theater Vorpommerns mit einer bunten Weltmusiknacht auf. Nicht ohne einstimmende Dankesworte.

Hob der Festivalleiter Prof. Walther Baumgartner am letzten Sonntag kurz vor dem Auftritt der schwedischen Superstars Victoria Tolstoy und Svante Thuresson die Sponsoren hervor, so lenkte er seine Aufmerksamkeit am vergangenen Donnerstagabend auf die tatkräftige Unterstützung der Studierenden des Nordischen Institutes. „Sie helfen uns überall“, sagte Walther Baumgartner anerkennend. Sprich von der Erstellung des Programmheftes über Pressearbeit bis hin zur Künstlerbetreuung.

Farbenfroh zog der finnische A-cappella-Chor Ketsurat singend von den hinteren Sitzreihen des großen Saales her auf die Bühne ein. Das in Helsinki beheimatete sechsköpfige Frauenensemble gewann im Handumdrehen mit ihren anmutigen Stimmen und einer peppigen Bühnenchoreographie die Gunst des Publikums. Immer wieder schmunzelnd wartete das seit 2002 bestehende Ensemble das Verhallen des Beifalls ab, damit sie sich per Stimmgabel am Ohr wieder für das nächste Lied überhaupt einstimmen konnten. Mit ergreifendem Gruppenklang, wechselnden Rollenverteilungen zwischen Vorsängerinnen und Hintergrundchor boten die Finninen mit alten karelischen und bulgarischen Volksliedern sowie Eigenkompositionen singend den Lebenskreis einer Frau dar. Nicht von ungefähr kam die betont weibliche Programmauswahl. Denn der Gruppenname „Ketsurat“ stammt aus dem heute russischen Nordkarelien und bedeutet Mädchen, Maid, Ehefrau und Mutter.

Betont rhythmisch begeisterte anschließend Deodato Siquir mit seiner Band Balanco und dem befreundeten brasilianischen Percussionisten Jorge Bezerra. Seine Mischung von Jazz, Rock und Funk mit Einflüssen von rund um den Erdball verschmolz zu einem zwischen den Instrumentalisten gemütlich hin und her strömenden Spielfluss, aus dem hin und wieder ein Bandmitglied solistisch hervortrat. Und das mit einer globalen Botschaft des gebürtigen Mosambikaners. Denn Deodato Siquir trat bei einer seiner letzten Ansagen für einen behutsam Umgang mit der Erde ein. Nicht allein in Greifswald, sondern rund um den Globus.  

Jazznacht mit starkem Sound

Die vorläufige Bilanz sieht richtig gut aus. Seit fast einer Woche zieht der Nordische Klang stetig Besucher an. Festivalchef Prof. Walther Baumgartner konnte daher am vergangenen Mittwochabend bei seiner kurzen Ansprache zum Jazz- und Stummfilmabend in der Medienwerkstatt des Caspar-David-Friedrich-Institutes der Universität Greifswald auf Veranstaltungstage mit vollen Häusern zurückblicken.

Eines gab er aufgrund jüngster Gerüchte zu Bedenken: „Der Nordische Klang ist kein Jazzfestival.“ Denn in diesem Jahr sei der Auftritt des Karen Bach Trios erst das zweite dem Musikstil verschriebene Konzert in dem insgesamt bunt durchgemischten Programm. Umso glücklicher zeigte er sich über das Deutschlanddebüt des angereisten dänischen Trios. Dank der freundlichen Unterstützung des Copenhagen Jazz Festival in Berlin. Begeisterndes Aufsehen erregten der markante Personalstil der Kompositionen aus der Feder der Pianistin Karen Bach und die sich der Klavierlinie anschmiegende Begleitung des huttragenden Kontrabassisten Erik Olevik und des mit den Besen knisternden Schlagzeugers Erik Laustsen. Benannte der Programmtext Theolonious Monk und Brad Mehldau als Inspirationsquellen Karen Bachs, so zeigte sich bereits während des ersten Sets die klassische Grundierung der Combo. Hervorragend eingesponnen leuchtete beim Titel „Nachtstück“ der tief reichende Einfluss der Nocturnes Frédéric Chopins herauf. Und selbst die schmuck im Melodiebogen eingeflochtenen Triller bezeugten keineswegs eine Verspieltheit der Pianistin mit der roten Rose in dem nach hinten zusammengesteckten Haar. Mit klarer Linienführung, akzentuierten Soli und einem fast einladenden tänzerischen Ensemblefluss verschaffte sich das Karen Bach Trio Gehör. Immer auch etwas Johann Sebastian Bach huldigend. Doch leider ohne großen zeitlichen Puffer für ausgiebige Zugaben. Umbau und der Asta Nielsen-Film drückten. Leider. Dafür trat das dänische Trio mit viel Applaus und einer Rose für jeden aus dem Rampenlicht.

Für einen runden Abend sorgten Jonas Struck (Gitarre), Kaspar Tranberg (Trompete), Mads Hyhne (Posaune) und P. O. Jürgens (Schlagwerk) mit ihrer Live-Performance á la Rock-Jazz zum fast einstündigen dänischen Film-Melodram „Dem Licht entgegen“ (1919) mit Asta Nielsen, des ersten weiblichen Filmstars der Kinogeschichte.

The Final Countdown – Treffpunk Europakreuzung

Der „Countdown“ soll zum Nachdenken anregen und Lust auf die Festivalwoche machen.
Dementsprechend starten die Veranstaltungen am Freitag, dem 16. Mai 2008, um 20.00 Uhr im Café Koeppen mit einer Lesung des Schriftstellers Thomas Podhostnik (geb. 1972 in Radolfzell/Bodensee). Er wird seinen Debüt-Roman „Der gezeichnete Hund“ vorstellen. Sivo ist der erste Deutsche einer slowenischen Immigrantenfamilie, die in Deutschland lebt. Das Land ist seinen Eltern fremd. Für ihn bedeutet es aber Heimat. Im Verlauf der Zeit wird er zum stillen Beobachter der Zersetzung von Identität und wächst dabei in zwei Welten auf, die selbst wiederum in Auflösung begriffen sind. Karten sind an der Abendkasse für 3 bzw. 5 Euro erhältlich.

Die zweite Countdownveranstaltung bietet einen Mix aus Kino, Live Musik und Party. Am Freitag, dem 23. Mai 2008, zeigen die Festivalmacher um 17.00 Uhr in Zusammenarbeit mit E-Politik, dem Forum für Politik, Gesellschaft und Politikwissenschaft den Dokumentarfilm ″Spin the Bottle″ (OmU) der Media Education Foundation (MEF). Der 45-minütige Film streift durch die amerikanische College-Szene und beleuchtet die zunehmende Glorifizierung exzessiven Alkoholkonsums. Im Anschluss daran spielt um 20.00 Uhr die Greifswalder Band ‘Naked neighbours on TV’. Ungeachtet zahlreicher klanglicher Öffnungen lässt sich die Band zwischen Indie und Postrock verorten. Wer dann noch nicht genug hat oder erst zur Bestform aufläuft, ist herzlich zur Aftershowparty eingeladen. Treffpunkt zu diesem fulminanten Abend ist in Greifswald an der Europakreuzung. Der Eintritt ist frei.

Die dritte Veranstaltung findet am Freitag, dem 31. Mai 2008, um 20.00 Uhr im IkuWo (Internationales Kultur- und Wohnprojekt e. V.) in der Goethestraße 1 in 17489 Greifswald statt, das dann offiziell nach einem Umbau wieder seine Türen öffnet. Das weit gereiste Wanderkino „Laster der Nacht“ zeigt den Stummfilmklassiker „Berlin. Sinfonie der Großstadt“ aus dem Jahr 1927. Live begleitet wird der Film mit Violine und Piano. Es wird eine improvisierte nostalgische Stimmung erzeugt, die an die Pionierzeit des Kinos erinnern soll. Danach geht es wieder zurück in die Gegenwart, wenn die IKuWo-DJs zeigen, was die neue Schallschutzmauer zu leisten fähig ist.

Am Freitag, dem 6. Juni 2008, klingen die Countdown-Veranstaltungen aus. Ebenfalls im IKuWo wird um 19.00 Uhr die urbane Komödie „Thunderbirds!“/(srb) „Munje!“ (Belgrad, Serbien 2001) gezeigt, die in einer Nacht in Belgrad spielt. Die besten Freunde, Mare und Pop gründen die erste Drum’n’Bass Band in Serbien und möchten eine Platte bei ihrem alten Schulfreund Gojko aufnehmen. In der Nacht treffen Mare und Pop einen gefälschten Weihnachtsmann, einen coolen Polizisten und natürlich viele Mädels…
Um 21.00 Uhr spielt dann die erste internationale Band im Zuge des diesjährigen Festivals, die Band ‘Baaba’ beschallt mit Elektro-akustischem Jazz und Breakbeat aus Polen. Sie sind ein gefeierter Akustik-Elektronik-Act. Live greifen die vier Musiker gern auf Jazz, Breakbeat und Zirkus-Muster zurück und arbeiten mit Improvisationen. Im Anschluss legen die Greifswalder DJs Hadi Baba und Roc Roach auf.

Eine Woche später startet das 4. Internationale Studentenfestival mit einer großen Welcome-Party in der Mensa am Wall in der Altstadt von Greifswald (Am Schießwall 1-4).