studierendenausweisStudierendenausweis, Mensa-Karte, Bibliotheksausweis, Kopierkarte, Semesterticket: was an vielen Hochschulen in Deutschland bisher schon in einer Karte zusammengefasst ist, soll nun auch an der Universität Greifswald realisiert werden, nachdem darüber über zehn Jahre diskutiert wurde. Als Termin steht das Sommersemester 2015 oder das Wintersemester 2015/2016 im Raum. Der Semesterbeitrag soll deswegen nicht steigen. Es gibt aber auch Kritik.

„In der Vergangenheit sind solche Planungen an technischen Problemen oder aufgrund zu hoher Kosten gescheitert“, sagte Peter Rief, Chef des Dezernats für Planung und Technik an der Universität, dem webMoritz, sodass es beim bisherigen Studierendenausweis (siehe Artikelbild) blieb. Er leitet eine entsprechende Arbeitsgruppe, die sich letzte Woche zum ersten Mal traf und sich aus unterschiedlichen Vertretern von Universität, Studentenwerk oder dem Rechenzentrum zusammensetzt. Auch der Allgemeine Studierendenausschuss (AStA) ist beteiligt.

Genaue Funktionen noch offen

In der Arbeitsgruppe wird zur Zeit diskutiert, welche Funktionen der neue Ausweis haben soll. Er soll nicht nur als Studierendenausweis dienen, sondern auch als Mensa- und Kopierkarte und als Bibliotheksausweis dienen. Für Studenten der Naturwissenschaften soll er auch den Zugang zu den Laboren ermöglichen. Diese einzelnen Funktionen werden geprüft. Hinsichtlich des integrierten Bibliotheksausweises ist noch offen, ob diese Funktion ein integrierter Chip oder der bisherige Barcode übernehmen soll.

Grundlage multifunktionaler Mitarbeiterausweis

Peter Rief mit seinem Mitarbeiterausweis.

Peter Rief mit seinem Mitarbeiterausweis.

Grundlage einer neuen multifunktionalen Studierendenkarte kann der ebenfalls multifunktionale Mitarbeiterausweis sein, der durch Riefs Dezernat eingeführt würde. Dieser ermöglicht es den 1.600 Mitarbeitern der Universität, Schranken zu öffnen oder bargeldlos in der Mensa zu bezahlen. „Wir haben da schon viele Erfahrungen gemacht und es funktioniert sehr gut“, gibt sich Rief zuversichtlich, dass der multifunktionale Studierendenausweis auch funktionieren werde. Auf dem neuen Ausweis sollen unter anderem Name, Vorname und ein Lichtbild abgedruckt werden, wie auch schon auf dem bisherigen Studierendenausweis. An einem Validierungsautomat kann ein Student dann nach Überweisung des Semesterbeitrags seinen Ausweis aktualisieren, indem der Automat auf einem Thermostreifen das aktuelle Semester und die jeweilige Fakultät druckt. Es soll mindestens fünf Validierungsautomaten an zentralen Standorten geben. Diese seien das Audimax, die Zentrale Universitätsbibliothek, der neue Campus in der Loefflerstraße und der Campus am Beitz-Platz.

Bekommen alle Studenten den neuen Ausweis?

Ein Ziel der Neuerung ist, die jedes Semester anfallenden Portokosten für den neuen Studentenausweis zu senken. Ob die Studienbescheinigungen dann nur noch über das HIS-Portal ausgedruckt werden können oder weiterhin verschickt werden ist aber noch offen. Genauso wie die Frage, ob der Studierendenausweis jeweils nur an die neuen Studenten ausgegeben wird und die bisherigen Studenten beim Liporello bleiben oder ob alle Studenten den neuen Ausweis zum Sommersemester 2015 oder Wintersemester 2015/2016 bekommen. Fest zu stehen scheint dagegen die Tatsache, dass das vom Studentenwerk im letzten Jahr eingeführte neue Mensakartensystem integriert werden kann, bezog sich Rief auf eine Aussage eines EDV-Mitarbeiters des Studentenwerkes in der Arbeitsgruppe.

Semesterbeitrag soll nicht steigen

Bereits auf der AStA-Sitzung am vergangenen Montag berichtete deren Vorsitzende Johanna Ehlers von der Arbeitsgruppe. „Wir hoffen, dass es keine zusätzlichen Kosten für die Studenten gibt“, lehnte sie eine Erhöhung des Semesterbeitrages ab. Dies sei in der Arbeitsgruppe zwar erst angedacht worden, dann aber aufgrund ihres Widerstandes erst einmal verworfen worden und die Universität wolle die Kosten der Einführung alleine tragen. Wie hoch aber die Gesamtkosten genau sind, konnte Rief noch nicht sagen, da dies noch in der Arbeitsgruppe genauer diskutiert werde. Auf die Frage, ob dies zehn Euro sein können, meinte Rief: „Dies könnte eine Größenordnung sein.“ Bei 12.000 eingeschriebenen Studierenden kommt man dann auf Einführungskosten von 120.000 Euro.

Vorschläge für Namen und Funktionen erwünscht

Johanna Ehlers

AStA-Vorsitzende Johanna Ehlers will keine zusätzlichen Kosten für Studierende.

Der Name „Multifunktionaler Studierendenausweis“ klingt nicht nur umständlich, er ist es auch. Daher wird ein möglicher Name gesucht. Für Vorschläge kann man sich direkt an Rief unter rief@uni-greifswald.de wenden. Alternativ kann man sich an den AStA wenden, der auch Namensvorschläge einbringen kann. Der AStA will auf diesem Weg auch Studenten einbinden bei der Frage, welche Funktionen er neben UB-Ausweis, Mensa- und Kopierkarte noch haben könnte. An der Universität Jena gibt es beispielsweise „thoska“ (Thüringer Hochschul- und Studentenwerkskarte), welche ziemliche ähnliche Funktionen umfasst, die auch für die Greifswalder Version geplant sind.

Kritik: Technische Probleme, Beschädigung des Chips

Es gibt aber auch Kritik an einem solchen Ausweis von Studenten, die schon einmal an einer anderen Hochschule studiert haben. Eine davon ist Svea Müller, die ihren richtigen Namen hier nicht lesen möchte. Sie störte es, dass man jedes Semester die Karte neu validieren lassen musste. Zudem habe der Validierungsautomat teilweise schlecht funktioniert, sodass es „bei einigen Studenten gar nicht oder nur nach gefühlt unendlichen Versuchen funktioniert hat“. Zudem könne der Chip abnutzen oder beschädigt werden, wenn schon ein Handy daneben liege, hält Svea die Lösung für nicht akzeptabel. Ob diese Probleme noch heute bestünden, wisse sie aber nicht. „Ich bekomme lieber jedes Semester meinen frischen Studentenausweis, wenn der alte nicht mehr so gut sein sollte, ist das besser. Oder man verliert die Karte, dann fehlt einem gleich an mehreren Stellen der Ausweis“, macht sie abschließend ihre Ablehnung deutlich. Zumindest was den Verlust des neuen Ausweises angeht, gibt es Vorteile. So könne das vorhandene Mensa-Guthaben gesperrt werden und man bekomme es zurück, sagte Rief.

Fotos: Archiv (Studierendenausweis), David Vössing (Rief), Johannes Köpcke (Ehlers – Archiv)