Hotel Kronprinz-David VössingEtwa 40 Menschen erinnerten am gestrigen späten Nachmittag an die Deportation von Menschen jüdischen Glaubens, die am 13. Februar 1940 im damaligen Regierungsbezirk Stettin gen Osten begann. Der Gedenkweg führte an verschiedenen Geschäften vorbei, in denen damals jüdische Kaufleute tätig waren. „Ein Mensch ist erst vergessen, wenn sein Name vergessen ist“, mahnte die evangelische Pastorin Elisabeth Dibbern vor jeder der insgesamt sechs Stationen.

Insgesamt wurden im gesamten Regierungsbezirk 1.100 jüdische Mitbürger deportiert, die meisten kamen später ums Leben. Die Gedenkveranstaltung fand bereits das vierte Jahr in Folge statt und verlief an mehreren Stationen entlang der Langen Straße, aber auch am Marktplatz, der Steinbecker- und der Kuhstraße vorbei. Ein Ort war die damalige Lange Straße 76 (heute Nr. 22), wo sich das Hotel Kronprinz befindet. Hier verlas Pastorin Dibbern:

1934 gehörte dieses Haus Weißenbergs Erben. 1922 hatte der Kaufmann Siegfried Weißenberg sein Agentur- und Kommissionsgeschäft Trikotagen und Konfektionen angemeldet. Nach dem Tod des Kaufmanns Max Mamlok übernahm Siegfried Weißenberg und später seine Witwe, Helene Weißenberg, dessen Geschäft. 1928 starb Siegfried Weißenberg und seine Witwe führte das Geschäft weiter bis es der Schwiegersohn Fritz Walter 1934 übernahm. 1932 hatte er Else (geborene Weißenberg) geheiratet, und 1937 wurde die Tochter Helga Walther geboren. Else Walter meldete 1938 die Firma Mamlok Nachfolger ab. Die Familie Walter und Helene Weißenberg zogen 1939 nach Berlin. von dort wurden Else Walter und ihre fünfjährige Tochter am 19. Oktober 1942 nach Riga deportiert und gleich nach ihrer Ankunft dort umgebracht. Was mit Fritz Walter und mit seiner Schwiegermutter geschah, bleibt im Dunkeln.

Etwa 40 Menschen gedachten den deportierten Juden.

Etwa 40 Menschen gedachten der deportierten Juden.

Neben jährlichen Gedenkveranstaltungen, wie zuletzt an die homosexuellen Opfer des Nazi-Regimes, erinnern in Greifswald mehrere Stolpersteine an die Opfer des Nationalsozialismus. Sie wurden in der Nacht vom 8. auf den 9. November 2012 aus den Straßen gerissen, aber im Mai 2013 wieder eingesetzt.

Fotos: David Vössing