?Election 2? von Johnnie To
Zweite Teile haben es immer schwer: Mit „Election 2“ hat Johnnie To wieder ökonomische und künstlerische Ziele unter einen Hut bekommen. Zwar kann es der Film nicht mit Coppolas „Der Pate – Teil 2“ aufnehmen, beschert dem Publikum aber eine famose Weiterführung des Konkurrenzkampfes innerhalb der Hongkonger Triaden aus dem ersten Teil.
Die 1990er Jahre gehen in die Geschichte des asiatischen Kinos ein: Daheim bestehen die Filme fast ausnahmslos gegen die übermächtige ausländische Konkurrenz. Wirtschaftliche Ausfälle wie beispielsweise einige Arbeiten Kim-Ki-Duks erhalten aber auf internationalen A-Klasse-Filmfestivals Preise über Preise. Und was erfolgreich ist, wird adaptiert: Nicht nur die USA nutzen fremdes Material, auch Frankreichs und sogar Deutschlands Filmschaffende produzieren Remakes.
Dem internationalem Publikum werden durch Remakes wie „Ring“ (2001) und „The Departed“ (2006) die jeweiligen asiatischen Vorbilder nahe gebracht und ermöglichen somit Vergleiche. Meist sind die Originale die besseren Werke. Denn mit gewohnten Sehkonventionen und Genreeinteilungen brechen die Filme, grenzen sich vom 08/15-Hollywood-Film ab und erregen die Gaumen des westeuropäischen Zuschauers.
Johnnie Tos Fortsetzung des eigenen Gangsterstreifens „Election? ähnelt der, einer Wahl eines katholischen Papstes. Nur geht es um das Oberhaupt der Triaden. Es bringen sich Kandidaten selbst ins Spiel, Duelle gegen Konkurrenten werden unterschwellig ausgeführt und zum Ende gibt es einen – vielleicht nicht den Besten – Führer der Triaden. Doch wie in einer Demokratie beginnt der (Wahl-) Kampf für die nächste Amtszeit nach der Wahl des neuen Oberhauptes. Denn auf nur zwei Jahre ist die Herrschaft beschränkt.
Als amtierender Anführer möchte Lam Lok die gewonnene Macht nicht missen und verzettelt sich in dem 92-minütigen Film in Haupt- und Nebenkämpfe. Am Anfang durch indirekte Auseinandersetzungen, erhält er aber mit dem durch Raubkopien stark geworden Gangster Jimmie Lee einen Gegner, der sich eigentlich nicht in Ränkespiele einmischen möchte. Doch sogar die Hongkonger Polizei drängt Lee in die ungewollte Rolle des Oppositionsführers. Wenn das nichts zu heißen hat.
Spannend ist „Election 2“. Eine Steigerung gegenüber dem ersten Teil ist aber nur am Gewaltpegel zu spüren. Die schon bekannten Charaktere wirken weniger glaubwürdig und neue Aspekte der Triadenherrschaft werden nicht erzählt. Man mag denken, der Film ist eine ganz normale Fortsetzung. Aber aus Asien, vom füheren Handwerker und heutigem Künstler Johnnie Too, und damit bei weitem immer noch interessanter als der x-te Aufguss der immergleichen Hollywood-Geschichten.
Geschrieben von Björn Buß