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Der Poller der Wiecker Brücke ist die am besten funktionierende Errungenschaft der Universitäts- und Hansestadt Greifswald. Er meistert nämlich exakt drei Aufgaben mit Bravour.

Erstens, soll er Autofahrer daran hindern, die Brücke unbefugt zu befahren. Zweitens hat er die Aufgabe, dass, für den Fall, dass doch ein Autofahrer die Brücke unbefugt befährt, sofort jegliche Funktionsfähigkeit einzustellen. Und Drittens folgt die damit verbundene Aufgabe, gerade in Zeiten des Sommerlochs, oder wenn die Nachrichtenlage für interessante Themen in Greifswald wirklich sehr mau sein sollte, noch einen Notnagel zu haben. Nämlich den defekten Poller.

Seit weit über einem Jahr beschäftigt sich die Stadt Greifswald mit der Poller-Posse. Sie nimmt selbstverständlich nach wie vor kein Ende. Denn: Auch der neue Super-Poller ist inzwischen wieder defekt. Wie der Sportberichterstatter der Greifswalder Poller-Bashing-Liga, Jockel Schmidt, im Fleischervorstadt-Blog berichtete, hat der 120.000 Euro teure im Mai neu eingesetzte Super-Poller seit dem zwar einen überragenden 2:0-Sieg gegen Autofahrer eingespielt. Beim Dritten Spiel wurde er von seinen Gegnern jedoch derart gefoult, dass der 800-Kilo Schwerathlet erst einmal mit schweren Verletzungen ins Krankenhaus gebracht werden musste.

Damit das Spiel jedoch nicht allzu lange unterbrochen wird, entschied die Universitäts- und Hansestadt Greifswald, einen Wechselspieler einzusetzen. Da so schnell kein weiterer zu finden war, musste das betagte und ebenfalls in Mitleidenschaft gezogene Vorgängermodell aus dem Ruhestand geholt werden. „Mir ist es wirklich nicht besonders leicht gefallen, erneut den Dienst an der Greifswalder Brücke anzutreten“, erklärte Poller Pollernsen dem webMoritz, der heute Abend zwischen 18 und 20 Uhr wieder seinen Dienst antreten wird. „Wissen Sie, die Menschen wissen uns automatisierte Brückenwächter überhaupt nicht mehr zu schätzen. Sehen Sie das?“ fragt mich Pollernsen und beugt seinen Kopf zu mir herunter. Er sieht Übel aus. Vollkommen vernarbt. Wüsste ich es nicht besser, hätte man meinen können, dass er in einer der zahlreichen schlagenden Verbindungen der Stadt beim Fechten täglich mehrmals einen auf die Mütze bekommen hätte.

„Mir lag das Wohl der Wieker Brücke immer am Herzen.“

„Ich habe mir die Entscheidung nicht leicht gemacht“, fährt er fort. „Allerdings lag mir das Wohl der Wiecker Brücke immer am Herzen. Als Brückenwärter entwickelt man ja irgendwann eine Beziehung zu dem, wofür man die Verantwortung übernommen hat“, sinniert Pollernsen. „Und bis dat Hydraulikaggregat bei Pollerino wieder hergestellt ist, wird noch ordentlich Wasser den Ryck runterfließen, so lange wie der auf der Intensivstation gelegen hat“ snackt Pollernsen unentwegt weiter. „Die Italiener müssen sich wohl erst einmal an die rauen Begebenheiten hier gewöhnen. Un die Ärzte sind ja heutzutage auch nich mehr dat, wat die mal warn‘. Drei mal haben die sich schon an Pollerino versucht, waist?!“

Ich nicke zustimmend. Da der alte Poller-Lieferant aus Italien nicht in der Lage war, den Schaden zu beseitigen, trennte sich die Firma innoVent von diesem und arbeitet nun mit einem neuen Hersteller zusammen. Wie Pressesprecherin Andrea Reimann mitteilt, soll der neue, reparierte Poller spätestens zum Jahresende wieder in Betrieb genommen werden. Ob Pollerino jedoch wieder so schnell an seine alten sportlichen Konditionen wird anknüpfen können, ist bislang ungewiss. Sicher ist nur, dass die Saison der Poller-Bashing Liga nicht vorschnell abgebrochen werden muss. Einzig die Feinde dieser weltweit einzigartigen Sportart, die Greifswalder Grünen-Fraktion, könnte hier einen Strich durch die Rechnung machen. Sie fordern menschliche statt automatische Brückenwächter.

Artikelbild: Jockel Schmidt/ Fleischervorstadt-Blog