Antiquariate duften nach Büchern. Normalerweise. Beim Eintritt in die Steinbecker Straße 20 roch es am vergangenen Mittwochabend nach heißen Waffeln und warmen Apfelsaft. Lesepult, Mikrofon und ein Wasserglas standen bereit. Zum Veranstaltungsbeginn war kein Stuhl mehr frei. Die Lesung des Antiquars ist beim Greifswalder PolenmARkT zu einem festen Termin geworden. Seit gut vier Jahren. Dabei wählt Dr. Ulrich Rose gezielt einen polnischen Autor aus. Zum zehnten Jubiläum ist es Ryszard Kapuscinski (1932 – 2007). Der im Januar an den Folgen einer Herzoperation verstorbene Journalist gehört zu den am häufigsten übersetzten Autoren seines Landes. Als Reporter für die polnische Nachrichtenagentur PAP berichtete er aus Asien, Südamerika und vor allem Afrika. „Notizen eines Weltbürgers“ ist Kapuscinskis letztes Buch, eine Sammlung feinsinnig beobachteter und knapp festgehaltener Alltagsmomente. „Lapidarium“ heißt es im Original. Aus dem mit grünen, gelben und orangenen Lesezeichen gepräparierten Band stellte Ulrich Rose erst die hintergründige Anekdoten über die Umbrüche im postkolonialen Afrika der fünfziger und sechziger Jahre vor, um im zweiten Teil nach der Pause nach Europa, zum deutsch-polnischen Verhältnis und den anderen Eigenheiten des Nachbarn östlich der Oder zurück zu kehren. „Man lernt unheimlich viel von seiner Sicht“, sagte Ulrich Rose über Kapuscinski. „Es wäre schön, wenn sich immer mehr Menschen für ihn interessieren würden.“