Am Ende ging es ganz schnell. Sollte der Hafenspeicher erst bis Ende der Woche abgerissen werden, wurde das die Stadt prägende Bauwerk schon von Samstag bis Montag dem Erdboden gleichgemacht. Zu sehen ist nur noch der Schutt, der bis Ende September entsorgt wird.
Bei einer Besichtigung letzte Woche kamen Experten zum Ergebnis, dass große Bereiche des Daches und der Decken bereits eingestürzt waren und die noch tragenden Deckenbalken von starkem Pilzbefall gezeichnet waren. Grund der Besichtigung war, dass es ebenfalls in der letzten Woche zum Einsturz einer straßenseitigen Gaube kam. Die Standsicherheit war ebenfalls nicht mehr gewährleistet, sodass ein unkontrollierter Zusammenbruch des 1902 erbauten Speichers drohte. Der Speicher wurde somit kurzerhand abgerissen, da Sicherungsmaßnahmen nicht mehr in wirtschaftlich vertretbarem Rahmen umsetzbar waren.
Hat der Stillstand nun ein Ende?
„Zum einen sind die Speicher Zeugnisse einer einst florierenden Hafenwirtschaft, zum andern haben wir darauf gesetzt, dass Investoren in einem historischen Gebäude Wohnraum schaffen können“, bedauerte Bausenator Jörg Hochheim den Verlust des imposanten Backsteinbaus. Im Jahr 2003 wurde ein Bauantrag für Wohnungen eingereicht, jedoch 2006 wegen fehlender Bauvorlagen abgelehnt. Es kam zu einem Eigentümerwechsel, der in den letzten Jahren in die Insolvenz geriet, sodass sich am Speicher nichts tat. Trotz erheblicher Mängel hätten Stadt und Eigentümer sich um den Erhalt des Gebäudes bemüht, betonte Stadtbauamtsleiter Thilo Kaiser. Gereicht haben die Bemühungen nicht, wie man heute sieht.
In der Hafenstraße 33 wurde bereits 1856/57 mit einer Dampfmahlmühle mit Speicher betrieben, bis diese 1882 abbrannte. Seitdem wurde das Grundstück als Lagerplatz genutzt, bis 1902 der heutige Speicher mit einer Länge von 25 Metern und einer Tiefe von 30 Metern gebaut wurde. Bis kurz vor der Wende diente das Gebäude noch als Getreidespeicher. Danach stand es leer. Wie es nun mit dem Grundstück weitergeht, bleibt abzuwarten. Der Grundstückseigentümer müsste zunächst einen neuen Bauantrag stellen. Die Stadt sei interessiert, „dass in dieser exklusiven Lage am Wasser Wohnungen entstehen“, äußerte Hochheim weiter.
Fotos: Simon Voigt (Galerie und Artikelbild), David Vössing (Hochheim, Archiv), Fleischervorstadt-Blog