Seit 1995 ist der Mann mit dem grauen Haar und den blitzenden Augen Leiter des Greifswalder Tierparks. Dr. Lüer Kühne (67) lebt für die grüne Oase im Herzen Greifswalds. Auf einer knapp vier Hektar großen Fläche tummeln sich unter seiner Regie rund 400 Tiere. Arbeit scheut der 67-Jährige nicht, denn viel zu stolz ist Kühne auf den liebevoll gestalteten Tierpark. Der gebürtige Sachse lebt seit 1976 mit seiner Frau und drei Kindern in der Hansestadt. Bevor Kühne Tierparkdirektor wurde, war er als Tierarzt und wissenschaftlicher Mitarbeiter in Abgeordnetenbüros und politischen Gremien tätig.

moritz: Wie würden Sie Ihren Beruf beschreiben?
Dr. Lüer Kühne: Meine Arbeit ist abwechslungsreich. Ich übe meinen Traumberuf aus, auch wenn ich davon alles andere als reich werde. Schöner kann ich mir mein Arbeitsleben nicht vorstellen. Kein Tag gleicht dem anderen. Täglich warten neue Herausforderungen auf mich, denen ich mich gern stelle. Der Tierpark ist ein Teil meines Lebens, der mich selbst in der Freizeit und im Urlaub beschäftigt.

moritz: Wie sieht Ihr typischer Tagesablauf aus?
Kühne: Mein Tag beginnt in der Regel um sieben Uhr mit einem Rundgang durch den Tierpark. Es folgen Arbeitsbesprechungen und Büroarbeit. Nachmittags widme ich mich der Vorbereitung neuer Projekte und Veranstaltungen. Am 8. Juli wird im Tierpark ein Musikschulfest stattfinden. Auch ein Kinder- und ein Herbstfest, Gespräche mit Sponsoren und der Stadtverwaltung müssen geplant werden. Das Ende meines Arbeitstages ist, je nach Aufgabenlage, recht unterschiedlich.

moritz: Wie würden Sie den Greifswalder Tierpark beschreiben?
Kühne: Der Tierpark ist klein, aber fein. Eine grüne Oase im Herzen der Stadt. Viel Potential steckt in dem Park, der für Jung und Alt immer offen steht. Unsere Existenz ist vor allem an die kommunalen Zuschüsse gebunden. Wir bemühen uns mit unseren Angeboten, möglichst viele Greifswalder anzusprechen. Nach und nach versuche ich den Park noch schöner und einladender zu gestalten. Neu sind der Eingangsbereich, die Zooschule und der Wirtschaftshof. Und geplant ist auch der Bau einer kleinen Gaststätte auf dem Gelände eines ehemaligen Kindergartens in unmittelbarer Nähe des Tierparks.

moritz: Welche Tiere liegen Ihnen am meisten am Herzen?
Kühne: Ich schätze vor allem die Wiederkäuer. Die Alpaka aus Südamerika mag ich am liebsten. Mir imponieren diese Tiere, weil sie nur hartes Gras fressen und trotzdem Fleisch, Milch und Wolle liefern und auch als Trag- und Lasttiere in bestimmten Gegenden ihre Arbeit verrichten. Aus wenig machen diese Tiere einfach sehr viel.

moritz: Haben Sie Haustiere?
Kühne: Schafe habe ich. Mein Grundstück ist groß genug, um ein paar Schafe artgerecht zu halten. Ansonsten sind sozusagen die Tiere des Tierparks meine Haustiere.

moritz: Wie weit geht die Tierliebe? Sind Sie Vegetarier?
Kühne: Vegetarier bin ich nicht. Fleisch schmeckt mir zu gut. Aber die Tiere, die in meinem Tierpark leben, könnte ich nicht essen.  Manche, wenn auch nicht alle, kenne ich ja schließlich sogar mit Namen.

moritz: Ihr Lieblingsessen?
Kühne: Lammbraten. Aber die Lämmer meines Tierparks würde ich nie essen.

moritz: Haben Sie einen Lieblingsplatz in Greifswald?
Kühne: Natürlich halte ich mich gern im Tierpark auf. Und in Wieck gehe ich sehr gern und oft mit meiner Frau spazieren, um mir den frischen Wind um die Ohren pfeifen zu lassen.

moritz: Welches Fach würden Sie gern an der Greifswalder Universität studieren?
Kühne: Ich habe in Leipzig Veterinärmedizin studiert. Das würde ich wieder so machen.

moritz: Welches Studienfach würden Sie neu erfinden?
Kühne: Das ist schwer zu sagen. Ich könnte mir ein Fach, das alle Aspekte des Tourismus beleuchtet, gut vorstellen. Mich würde die Thematik zumindest sehr interessieren. Damit beschäftige ich mich auch in meiner Freizeit gern.

moritz: Was liegt auf Ihrem Nachttisch?
Kühne: Ein Buch über die Traumdeutung. Ich bilde mich gern auf vielen Gebieten weiter. Den klassischen Feierabend gibt es für mich nicht.

moritz: Was gehört zu Ihren Hobbys?
Kühne: Mein Hobby ist mein Beruf. Der Tierpark beschäftigt mich immer und überall.

moritz: Welchen Menschen der Vergangenheit, Gegenwart oder Zukunft bewundern Sie?
Kühne: Papst Benedikt XVI. ist eine großartige Persönlichkeit. Er versteht es, auf Menschen zuzugehen und die christliche Botschaft plausibel zu machen. Von solchen Menschen lebt die Welt, nicht von irgendwelchen bestechlichen Managern oder Diktatoren.

moritz: Wenn eine Zeitreise möglich wäre, würden Sie …
Kühne: … in die Zukunft reisen, um mir die weiteren Entwicklungen anzuschauen. Aber der Blick in die Vergangenheit ist auch immer wichtig, denn das Vergangene ist die Grundlage alles Zukünftigen.

moritz: Was würden Sie sich wünschen, wenn Sie drei Wünsche frei hätten?
Kühne: Ich wünsche mir eine gute Entwicklung des Tierparks, vor allem die Realisierung der Gaststätte. Außerdem hoffe ich weiterhin auf viel Kraft und gute Ideen. Und natürlich wünsche ich mir Gesundheit und beruflichen Erfolg für meine ganze Familie.

moritz: Haben Sie ein Lebensmotto?
Kühne: Versuche, auch aus dem Unmöglichen das Mögliche zu machen.

Geschrieben von Grit Preibisch