Schlechte wirtschaftliche Nachrichten gibt es genug in Mecklenburg-Vorpommern. Nicht einmal die Uni ist davon ausgenommen: Hochkarätige Professuren werden nicht ausreichend ausgestattet, studentische Vereine sind teilweise chronisch unterfinanziert und in den Haushalten der kommenden beiden Jahre klaffen millionenschwere Löcher. Aufgrund des Kooperationsverbots darf der Bund nicht einspringen, womit die Uni ziemlich alleine da steht. Kein Wunder, dass Unterstützung von Unternehmen und Stiftungen gerne angenommen wird, gerade in finanzieller Form.
Diese Unterstützung kann aber auch problematisch sein, insbesondere wenn es um die Unabhängigkeit der Forschung geht. Um die Verknüpfungen von Wirtschaft und Wissenschaft und damit auch mögliche Beeinflussungen von Forschungen offen zu legen, gibt es jetzt die Seite Hochschulwatch.de. In einem Wiki sollen die Drittmittel vieler deutscher Universitäten einsehbar werden. Dabei ist aber auch die Mithilfe von Studierenden und Mitarbeitern erforderlich, um konkrete Verknüpfungen genauer beleuchten zu können. Gestartet wurde dieses Projekt von der taz gemeinsam mit Transparency International Deutschland und dem freien zusammenschluss von studentInnenschaften
Kann ein wirtschafts- finanziertes Institut unabhängig sein?
Der Wirbel, der im Frühjahr 2011 an der Uni Rostock alleine auf die Vermietung universitärer Werbeflächen folgte, zeigt, wie wichtig Transparenz sein kann – und wie problematisch die universitäre Zusammenarbeit mit Unternehmen wahrgenommen werden kann. Der Großteil der Einträge über Hochschulen in Mecklenburg-Vorpommern besteht aus der Stiftung von Professuren oder Stipendien, vielfach durch lokale Unternehmen oder Stiftungen wie das Alfried-Krupp-Wissenschaftskolleg. In anderen Bundesländern werden ganz andere Kaliber aufgefahren. So gibt es an der Uni Köln ein „Energiewirtschaftliches Institut“, finanziert von Konzernen wie RWE und E.on, und in München ein „Zentrum für Arbeitsbeziehungen und Arbeitsrecht“, getragen von den Arbeitgeberverbänden.
Dennoch, auch im kleinen Stil sollte die Kooperation mit Wirtschaftsunternehmen kritisch hinterfragt werden. An der Uni Greifswald gibt es, neben einer Vielzahl an Deutschlandstipendien, nur zwei Einträge zu weiterführenden Kooperationen, welche beide am Institut für Geographie und Geologie anknüpfen. Im Rahmen des Baus der Erdgaspipeline OPAL durch Ostdeutschland erlaubte und teilfinanzierte die WINGAS GmbH & Co. KG im Jahr 2010 bodenkundliche Untersuchungen entlang der Trasse, was zu einer Verbesserung der bodenkundlichen Erkenntnisse in Vorpommern führte. Diese wiederum können bei der Wartung der Pipeline verwendet werden.
Ölsuche in Mecklenburg-Vorpommern
Etwas problematischer kann man die Zusammenarbeit mit dem deutsch-kanadischen Erdölunternehmen Central European Petroleum GmbH (CEP) einschätzen. CEP sucht an mehreren Standorten in Mecklenburg-Vorpommern nach Ölvorkommen, was schon vor Beginn der Explorationen Umweltschützer auf den Plan rief. Die dabei gewonnen geophysikalischen Daten und Gesteinsproben werden der Universität zu Verfügung gestellt, wobei besonders das Material von Offshore-Probebohrungen wissenschaftlich interessant ist. Eine weiterführende Verwendung dieser Daten ist zum Beispiel bei der Planung von Offshore-Windkraftanlagen denkbar.
Es könnte aber auch der Eindruck entstehen, dass Schätzungen bezüglich der Größe und Förderbarkeit von etwaige Ölvorkommen zugunsten von CEP ausfallen, insbesondere bei Gegnern der Erdölförderung. Um zu vermeiden, dass die Universität in einen solchen Konflikt mit hineingezogen wird, ist es sehr wichtig, dass besonderes Augenmerk auf korrektes wissenschaftliches Arbeiten gelegt wird und gegebenenfalls sogar Unterstützungen durch Wirtschaftsunternehmen ausgeschlagen werden. Dabei ist es auch wichtig, dass Mitarbeiter und Studierende ein Auge offen haben, ob es nicht doch zu einer gewollten oder ungewollten Einflussnahme auf die universitäre Forschung kommt.
Foto: Simon Voigt
Was soll der Text jetzt nochmal sagen? Dass fertige Wissenschaftler wie Prof. Meschede manchmal ein bisschen dumm sind und nicht sehen, dass sie eigentlich nur Marionetten der (ominösen) Wirtschaft sind? Warum wurden eigentlich nicht die sechs Stiftungsprofessuren beleuchtet, die die Uni beherbergt? Wie auch immer. Am Ende des Tages ist das, so oder so, eine recht binäre Debatte. Geld fließt, oder Geld fließt nicht. Ob Mecklenburg-Vorpommern mehr schlechte wirtschaftliche Nachrichten gebrauchen kann, kann ja jeder für sich selbst entscheiden.
Missstände verschweigen wird gerne mal mit Loyalität verwechselt und intransparente Wissenschaft ist nicht erstrebenswert. Ob das Projekt nachher einen Einfluss hat sei dahingestellt, es ist aber ein begrüßenswerter Ansatz.