„Pocket Symphony“ von AIR (Virgin France)
Voilà! AIR liefern mit ihrem vierten Studioalbum „Pocket Symphony“ die Sinfonie zum Mitnehmen. Nein, hier lauert nicht der Klassik-Pop. Hier lauert überhaupt sehr wenig. Denn die Maître des naiv-romantischen Softporno-Pop, Nicolas Godin und Jean-Benoît Dunckel, dirigieren den elektronischen Taktstock ein weiteres Mal über ihr Apperaten-Orchester, das einsetzt, designvollendete und warme Klangräume zu ummauern, die serienmäßig über dem Grundriss eines minimalistischen Klavier- oder Gitarrenmotivs entstehen.
Das war es dann schon – grundöde Architektur des Nobelsounds. Von Sinfonie ist in den zwölf Nummern wenig zu hören. Vielleicht nur drei der Songs geben dem Wettstreit der musikalischen Einfälle Raum zur Entfaltung, wo Ideen das Grundschema erweitern, Zwischenwände eingezogen und Teile des Vorgegebenen abgerissen werden. Ein Titel wie „Left Bank“ liegt der melancholischen Spannung des Vermissens auf der Lauer, wenn männlicher und weiblicher Gesang getrennt und zusammen intonieren. „Waking and Sleeping“, der andere Höhepunkt, setzt die karge Stimme von Gastsänger Neil Hannon (The Divine Comedy) in Kontrast zur satten Klangsynthesewelt. Fast der ganze Rest ist orchestrale Auffüllung, Begleitmusik als belangloser Leitgedanke. Manchmal noch gewitzt, wenn mittels klanglicher Anspielung, wohlbekannte Synthesizersounds und Basslinien der „Moon Safari“ erneut erlegt werden. Lässt aber auch erkennen, dass AIR nur im Zusammentreffen von Klangvollendung und echten Song-Ideen im Ohr bleiben und insofern vielleicht sinfonisch sind.
Geschrieben von Robert Tremmel