Alejandro González Iñárritus „Babel“
Das Drama beginnt mit einem Schuss. In der marokkanischen Wüste hüten zwei Brüder die Ziegenherde der Familie. Ihr Jagdgewehr soll vor Angriffen von Schakalen schützen. Um die Reichweite der großkalibrigen Flinte auszuprobieren, zielen die unerfahrenen Kinder auf einen weit entfernten Touristenbus. Die Kugel durchschlägt eine Fensterscheibe und trifft die Amerikanerin Susan (Cate Blanchett) lebensgefährlich. Für die junge Frau und ihren Mann Richard (Brad Pitt) entwickelt sich die Reise von nun an zu einem Horrortrip: vier Stunden vom nächsten Krankenhaus entfernt und auch die US-Botschaft verweigert ihre Hilfe.
Rund um den verhängnisvollen Schuss und das Gewehr, aus dem er abgefeuert wurde, entwickelt der mexikanische Regisseur Alejandro González Iñárritus mit dem Drehbuchautor Guillermo Arriaga ein weltumspannendes Drama. In den Filmen „Amores perros“ und „21 Gramm“ arbeiteten die beiden bereits zusammen.
Die filmische Reise führt den Zuschauer durch den Maghreb, nach Japan und Kalifornien. Die unterschiedlichen Sprachen der Figuren sind Teil der drei scheinbar zusammenhangslosen Erzählstränge. Diese fügen sich langsam zusammen und zeigen eine Welt der Angst und Hoffnungslosigkeit. Es werden verschiedene menschliche Schicksale erzählt, in denen Zufall, Notwendigkeit, Schmerz und Verzweiflung eine große Rolle spielen, sanft mit sich steigernder Musik unterlegt.
Die grandiose Erzählkunst der Filmemacher, beeindruckende Bilderwelten und die psychologische Präzision der fragilen Figuren machen „Babel“ zu einem epischen Kinoerlebnis, das berührt. Zu Recht zählte der 142-Minüter bei den 59. Internationalen Filmfestspielen von Cannes zu den Kritikerlieblingen.
Geschrieben von Grit Preibisch