Die beiden Flugzeuge lassen sich nur für einen Sekundenbruchteil erahnen – als Schatten auf einer Hochhauswand. Dann versinkt alles in einem ohrenbetäubenden Beben. Es ist eine der unheimlichsten und beklemmensten Szenen des Films. Was dann folgt, lässt sich nur schwer beschreiben, denn jeder weiß, was die beiden Polizisten John McLoughlin (Nicholas Cage) und Will Jimeno (Michael Peña) noch nicht einmal ahnen. Regisseur Oliver Stone versucht es trotzdem – und zeigt, wie es im World Trade Center ausgesehen haben muss.
Das Licht sei der Schlüssel zum Film, berichtete Oliver Stone in einem Interview. Tatsächlich ist man fast erleichtert, als die Kamera endlich aus den engen Betontrümmern hinaufgleitet. Zwei Drittel des Streifens zeigen klaustrophische Enge, die andere Zeit besteht aus staubigem Grau, das Hoffen Familienangegöriger auf ein Lebenszeichen und schließlich der Moment des bis dahin in den Vereinigten Staaten von Amerika völligen unbekannten Gefühls der Solidarität.
Der Kinofilm, der auch chronologisch abgedreht wurde, ist ein Film über Menschen, gewürzt mit einer Prise Patriotismus. Zwar ist dessen Ende bekannt, doch erschrecken die ohrenbetäubenden Explosionen immer wieder, wenn sie die Kinoleinwand schier zerreißen. Beklemmende Enge und das Gefangensein in Staub und Beton, den nicht einmal Stunden später Rettungskräfte mit professionellen Schneidegeräten entfernen können, führen die menschliche Hilflosigkeit doppeldeutig vor Augen.
Nicolas Cage wirkt in der Rolle als Sergeant McLoughlin anfangs fehlbesetzt, in den Szenen der Verschüttung jedoch entpuppt sich seine einschläfernde Spielweise jedoch als ausdrucksstark und macht die unerträgliche Unbewegtheit zugleich schmerzlich bewusst.
Mit seinem Film über den weltweit zu Tode politisierten 11. September möchte Regisseur Oliver Stone daran erinnern, was jene Männer durchgemacht haben. Das gelingt ihm. Mit langer Nachwirkung.
Geschrieben von Judith Küther