Ein charismatischer Comic-Glatzkopf grinst vom silbernen Umschlag des 430 seitenstarken Buchs, das Tipps zum Flirten verspricht, die Gold wert sein sollen. „Die perfekte Masche – Bekenntnisse eines Aufreissers“ ist der verheißungsvolle Titel, der Feministinnen stöhnen und Männerhoffnungen aufkommen lässt. Ohne lange Abschweife steigt Autor Neil Strauss, der bis dahin seine Brötchen mit Biografien für Jenna Jameson oder Marilyn Manson verdient hat, in die Materie ein. Ein frustrierter Loser sei er gewesen, der von Frauen mehr Körbe bekam, als eine Basketballmanschaft in der ganzen Saison.
Doch all dies änderte sich, als er durch Zufall auf eine Flirtcommunity im Internet gestoßen wurde, dessen Guru „Mystery“ sich seiner annahm. Mit amerikanisch legerem Stil und stellenweise zynischem Witz beschreibt er, wie man ihn Stück für Stück in die Kunst der „Speed Seduction“ einführte. Von auswendig gelernten Sprüchen, bis hin zu Hypnose arbeitet Strauss, der sich nunmehr „Style“ nennt und von da an akribisch an seinen Aufreißermaschen arbeitet. Und er hat tatsächlich Erfolg: Eine Frau nach der anderen liegt ihm zu Füssen. Dies mögen Methoden sein, die man als Idealist mit gesundem Selbstbewusstsein für unnötig erachten mag, wenn es um Liebe geht. Trotzdem scheint etwas dran zu sein, am Prototyp Mensch, beim dem man manchmal nur die richtigen Schalter umlegen muss, um zu bekommen, was man will. Dennoch: auch der aufkommende neue Flirtguru „Style“ muss irgendwann erkennen, dass wahre Liebe keine Tricks braucht. Dem der hofft mit diesem Buch von heute auf morgen bei jeder Frau anzukommen oder umgekehrt jeden Mann durchschauen zu können, sei gesagt, dem ist nicht so. Lockere Sprüche machen das Buch zwar zu einem angenehmen Lesevergnügen, doch den Stein der Weisen in Sachen Liebe bietet es nicht. Kann es nicht und soll es auch nicht. Vor allem betont Strauss auch immer wieder, dass in der Liebe Erfolg zu haben hart an sich zu arbeiten bedeutet. Charme, Selbstvertrauen und Charisma lernt man, wenn überhaupt, nicht von heute auf morgen.Und wie heißt es bei Mark Twain: Was braucht man, um erfolgreich zu sein? Unwissenheit und Selbst-
vertrauen.
Geschrieben von Joel Kaczmarek