Sport in Greifswald findet häufig auf dem Wasser statt. Segeln, Rudern, Drachenboot, wenn es wieder wärmer wird, kann es auf dem Ryck schon mal eng werden. Klettern hingegen ist eine Sportart, die im Norden schwieriger zu betreiben ist. Ein Student hat die Vision von einem Hochseilgarten in Greifswald und scheint von seinem Ziel nicht mehr weit entfernt zu sein.
Als das Volksstadion 1927 in Greifswald errichtet wurde, blieb ein Teil des Geländes ungenutzt. Die Natur hatte freie Bahn und bis heute ist dort ein kleiner Wald entstanden. Dieser soll nun genutzt werden, indem nach Plänen des Greifswalder Studenten Michael Schicha in den Bäumen ein Hochseilgarten errichtet wird. „Die dritte Dimension fehlt noch im Sportangebot der Stadt“, wie er denkt. Mit dieser Idee ging er im September 2012 zu Fabian Feldt, dem Leiter der städtischen Abteilung für Wirtschaft und Tourismus. Feldt fand den Vorschlag gut und unterstützte Schicha bei den nötigen Behördengängen. „Schnell, unkompliziert und reibungslos ging das vonstatten“, wie die beiden zurückblicken.
Michael Schicha studiert seit 2011 Psychologie in Greifswald. Der 32-jährige absolvierte nach dem Abitur in Cottbus zunächst eine zehnjährige Offizierslaufbahn bei der Bundeswehr. Dort ist er auch zum Klettern gekommen, was er noch heute als ehrenamtlicher Trainer und Mitglied der European Ropes Course Association leidenschaftlich betreibt. „Wir sind dafür da, den Kletterern ein gutes Gefühl zu vermitteln“, sagt er zu seinen Aufgaben, denn im Klettergarten will er selbst aktiv werden. Für den Betrieb wird er mit einigen Gleichgesinnten einen gemeinnützigen Förderverein gründen.
Etwa 8.000 Quadratmeter stehen ihnen zur Verfügung, was im Vergleich zu den Kletterwäldern auf Usedom , Rügen oder dem Darß nicht sehr viel sei. Der Vorteil vom Park in Greifswald soll sein, dass er in einer dichter bevölkerten Gegend entsteht, und somit nicht nur für Touristen, sondern auch für die Bürger der Stadt attraktiv sein soll. Es wird mit einer Nachfrage von etwa 5.000 Personen im Jahr gerechnet, nach derzeitiger Planung werden bis zu 60 Besucher gleichzeitig auf dem Gelände klettern können. Auch sind Kooperationen mit der Jugendherberge in der Pestalozzistraße, dem Maritimen Jugenddorf in Wieck (MaJuWi) und dem Schawi Sport- und Jugendhotel in Lubmin geplant, um langfristig Gäste zu sichern.
60.000 Euro Investition
Für den Anfang wird eine Investition von gut 60.000 Euro für Material, Gutachten und Ausrüstung nötig sein, die sie aus eigener Tasche bezahlen müssen. Allerdings seien schon genügend Spender gefunden, versichert Schicha. Mit dem Geld wollen sie acht Parcours von einfach bis anspruchsvoll mit zusammen 45 Übungen aufbauen. Bis zu zwölf Meter soll es dabei in die Höhe gehen, vielleicht auch eine gute Position, um die Spiele des Greifswalder SV zu verfolgen. Die Konstruktionen sollen so an den Buchen und Eichen angebracht werden, ohne sie zu beschädigen. Trotzdem mussten bereits zwölf Bäume gefällt werden, teilweise auch, weil sie krank waren.
Die Stadt hat bereits die Baugenehmigung für das Gelände im kommunalen Besitz erteilt. Aktuell steht noch das Ergebnis eines Baumgutachters aus. Wenn alles klappt, beginnt danach der Aufbau und Schicha hofft, schon im Sommer den Kletterwald eröffnen zu können. Danach soll der Betrieb saisonal von März bis September eingerichtet werden. Fünf Betreuer, werden für dann immer vor Ort sein und alle wollen dies ehrenamtlich tun. Langfristig könnte sich Schicha auch vorstellen, dass wenn sich der Park etabliert, es auch einen festen Angestellten und Ausbildungsplätze gibt.
Bing-Luftbild vom Volksstadion: Der Park soll am nördlichen Eingang zwischen Wolgaster Straße und Pestalozzischule entstehen.
Fotos: Simon Voigt