Die Rektoren der Universitäten Greifswald und Rostock haben – aufgefordert durch die Landesregierung in Schwerin – Vorschläge gemacht, wie – durch Verlegung bzw. Zusammenlegung von Fächern bzw. Fakultätsteilen – Einspareffekte erzielt werden können.

Als GMD am Theater Vorpommern und Universitätsrat der Ernst-Moritz-Arndt-Universität möchte ich zur vorgeschlagenen Schließung der musikalischen Sparte an der Universität Greifswald bzw. ihrer Verlegung an die Musikhochschule Rostock Stellung nehmen.
Ob die pommersche Kirchenmusik in Greifswald oder in Rostock ?behaust? ist, macht keinen Unterschied für den Landeshaushalt.
Aber: in Greifswald und Stralsund entsteht z. Zt. durch die Restaurierung bedeutender historischer Orgeln ein pommersches Orgelzentrum. Dieser zukunftsträchtigen Entwicklung wird vorab der Sinn entzogen.
Außerdem: Die internationale Greifswalder Bachwoche ist nicht nur Zeichen für die musische Kreativität der Universität, sie ist auch lebendiger Ausdruck der Musikliebe und -pflege der Greifswalder Bürger.
Der ?Nordische Klang? mit seinen vielfältigen Facetten von Literatur, Theater, Malerei, Tanz und Musik ist einzigartig im Ostseeraum. Das Theater Vorpommern arbeitet gern partnerschaftlich mit der Universität zusammen.
Es ist unwahrscheinlich, dass durch die Verlegung der musikalischen Sparte der Universität Greifswald an die Musikhochschule Rostock nennenswerte Einspareffekte erzielt werden können, denn in Rostock müssten erst einmal neue Räumlichkeiten geschaffen werden.
Sicher ist aber, dass das reiche überregional und international ausstrahlende kulturelle Leben der Stadt Greifswald einen empfindlichen Schlag erleiden würde.
Es liegt mir fern, verschiedene geistige Disziplinen gegeneinander auszuspielen, aber Musik ist eine kommunikative Kraft: Bachwoche, Nordischer Klang, und die vielen Universitätskonzerte verbinden die Universität mit den Greifswalder Bürgern auf besondere Weise. Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Greifswalder darauf verzichten wollen.
Ich bitte daher den Rektor der Ernst-Moritz-Arndt-Universität, sich beim zuständigen Minister, der ja auch Greifswalder ist, für den Erhalt und die Entwicklung der Musik an der Universität Greifswald einzusetzen.

Geschrieben von Prof. Mathias Husmann