Immer einen flotten Spruch auf den Lippen hatte heute Peer Steinbrück, der im Wohnheim in der Makarenkostraße 47 zu Gast war. Mit einigen Studierenden, darunter auch ausländische, sprach er kurz über ihre Situation vor Ort, danach ging es zum Essen in die Mensa. Die Einladung kam vom Studentenwerk.
Eigentlich war nur Sonja Steffen, Direktkandidatin der SPD im Wahlkreis, eingeladen. Da sie den Kanzlerkandidaten ihrer Partei mitbrachte, galt die meiste Aufmerksamkeit aber Peer Steinbrück. „Sie freuen sich sicherlich, dass mal jemand aus der Provinz Berlin nach Greifswald kommt, um sich hier umzugucken“, lachte er. Der stellvertretende Bürgermeister Ulf Dembski war vor Ort, für die Universität kamen Kanzler Wolfgang Flieger und der Prorektor Frieder Dünkel. Steinbrück tourt gerade durch Deutschland und war vorher in Schwerin und Rostock.
Im Wohnheim wurden Steinbrück und Steffen zunächst in eine der WG-Küchen geführt. Dabei kam auch einer der Bewohner auf sie zu und beklagte, als ausländischer Student von seinen Dozenten nicht ernst genommen zu werden. Der Medizinstudent sei schon das vierte Jahr in Greifswald. Er bemängelte das Fehlen von sinnvollen Integrationsangeboten. Steinbrück schlug ihm vor, sich an den AStA oder eine Hochschulgruppe zu wenden, er könne auch als möglicher Angehöriger der neuen Bundesregierung bei diesem Problem nicht eingreifen. Sonja Steffen konnte dem nicht viel hinzufügen, drückte ihm aber eine Visitenkarte in die Hand.
Bei einer anschließenden Diskussionsrunde stellte die Geschäftsführerin des Studentenwerks, Cornelia Wolf-Körnert ihre Pläne vor, den ganzen Wohnblock für 5,7 Millionen Euro zu sanieren. „Das ist ja astronomisch!“ reagierte Steinbrück, der keine alternatives Finanzierungsmodell zu bieten hatte. Esam Al-Anwah, Wohnheimtutor vor Ort, fügte hinzu, dass die Studierenden in Greifswald in großer Wohnungsnot stecken würden. Es müsse mehr bezahlbare Wohnheimplätze vom Studentenwerk geben, so seine Forderung. Zu Übergriffen gegenüber Ausländer, die es im Sommer gegeben hatte, sagte er, dass die Uni viel bewegt habe, er allerdings weiteres Engagement von der Stadt vermisst.
Weiter wurde auch über die Universität und ihre Forschungsschwerpunkte geplaudert. Dass gestern ein interessanter Beitrag über das Max-Planck-Institut für Plasmaphysik bei Deutschlandradio Kultur lief, bemerkte dabei Sonja Steffen, die sich sonst bei den Gesprächen zurückhielt. Sie spielte bei ihrem eigenen Wahlkampftermin keine große Rolle.
Steinbrück hält CDU-Regierungspolitiker für wenig vernunftbegabt
Das Thema Bildung nutzte Steinbrück, um zu fordern, das Kooperationsverbot zwischen Bund und Ländern im Bildungsbereich aus dem Grundgesetz zu streichen. Er kündigte an, als Kanzler einige Steuererhöhungen anstoßen zu wollen, um Geld zur Tilgung von Schulden, für die Bildung, wirtschaftsnahe Infrastruktur und die Finanzierung der Kommunen bereitstellen zu können. Allerdings sei für die Grundgesetzänderung eine Zweidrittelmehrheit im Bundestag nötig, man bräuchte also auch die Stimmen der CDU. In dieser Partei seien die Kommunalpolitiker vernunftbegabter als ihre Kollegen in der Bundesregierung, zeigte er sich optimistisch, eine Mehrheit zu gewinnen.
Nach dem Gespräch im Wohnheim ging es weiter zum gemeinsamen Mittagessen mit vielen Juso-Mitgliedern in die Neue Mensa am Beitz-Platz. Auch die Jungen Union Greifswald war bereits im Speisesaal. Sie hatten ein Transparent für den „Vortragsmillionär“ Steinbrück vorbereitet. „In der Vergangenheit glänzte Steinbrück eher mit Abwesenheit im Plenum des Bundestages, da er doch lieber Vorträge für die Deutsche Bank, Citigroup, J.P. Morgen [sic!] und andere große Unternehmen gehalten hat“, teilte Franz Künzel, Vorsitzender der JU Greifswald mit. Eine Zukunft könne es nur mit der Bundeskanzlerin Angela Merkel geben.
Mit ihrer Kritik war die JU nicht alleine. Bereits gestern tauchte in der Mensa am Schießwall ein anonymer Zettel auf, der dem webMoritz vorliegt. Darin wird behauptet, dass der Essenspreis am Donnerstag „leider um den Faktor Hundert erhöht werden muss“, um den Besuchstermin von Peer Steinbrück zu finanzieren. In dieser Mitteilung, die nicht vom Studentenwerk kam, stand weiter, dass „SPD-Kader bei Vorlage einer Einladung Steinbrücks günstiger versorgt werden (inklusive Eierlikör).“ Nach Informationen des webMoritz bezahlten die anwesenden Jusos ihr Essen wie Peer Steinbrück aus eigener Tasche, auch für ihr gemeinsames Gruppenfoto ist zumindest nicht offensichtlich Geld geflossen.
Studentenwerk hat alle Direktkandidaten eingeladen
Das Studentenwerk will anlässlich der Bundestagswahlen in gut sechs Monaten alle Direktkandidaten der Parteien im Wahlkreis einladen, um sie über ihre Situation zu informieren. Ziel soll es sein, Gelder vom Bund für die Sanierung der Wohnheime zu bekommen, in dem beispielsweise der Hochschulpakt für die soziale Infrastruktur der Studierenden erweitert wird, so Erik von Malottki, Vorsitzender vom Verwaltungsrat. Die Kandidatin der Grünen, Claudia Müller, soll im nächsten Monat kommen. Die Antwort der Linkspartei stehe noch aus, genauso wie von der CDU, für die Kanzlerin Angela Merkel antritt.
[Update 18:56] Hier ist der Bericht von MoritzTV.
Fotos: Simon Voigt, JU Greifswald (Transparent, ohne CC-Lizenz)
Wozu die roten Nasen? Sollen die unterstreichen, dass die wahren Clowns das Transparent halten?
+1 😉
„STEINBRÜCK HÄLT CDU-REGIERUNGSPOLITIKER FÜR WENIG VERNUNFTBEGABT
Das Thema Bildung nutzte Steinbrück, um zu fordern, das Kooperationsverbot zwischen Bund und Ländern im Bildungsbereich aus dem Grundgesetz zu streichen.“
Ist ist ja schon interessant, wenn einer aus der Zunft der wenig Vernunftbegabten über andere aus der gleichen Liga urteilt. 😉
Das Kooperationsverbot wurde 2006 von der Großen Koalition unter Führung der SPD (u.a. Müntefering und Struck) gegen die Stimmen von Grünen und Linken im Grundgesetz verankert !!!
Müntefering, als Vorbild Steinbrücks, hat übrigens die Wähler, die die SPD an ihren Wahlversprechen messen wollten als unseriös bezeichnet.
Bundespolitik ist eben die gelungene Kombination aus Machtspiel, Showbusiness und dem Kampf um den Machterhalt, und das vor allem unter den Platzhirschen der Bundespolitik.
http://www.youtube.com/watch?feature=player_embed…!
Hier der "Sozialdemokrat" Steinbrück auf dem Weg zur Bilderberg-Konferenz 2011. Geheimes nicht der Rede wertes Treffen mit Ackermann, Kissinger, Rockefeller und den alten Pokerkumpels aus der internationalen Hochfinanz.
Man sollte solche transparenten ehrlichen Leute zum Kanzler machen.
Ob der nun da war oder in China ein Sack Reis umfällt. Steinbrück hat als Nichtkanzlerkandidat im Schröder Kabinett die entgegengesetzten Thesen vertreten, die er heute als "soziale Gerechtigkeit" zu verkaufen sucht. Unglaubhaft,arrogant und genau der Richtige, um der SPD die Wahl zu versauen.Also weiter so.