Antonia Michaelis – diesen Namen sollte man sich merken. Denn mit ihren 26 Jahren wird sie bereits als „Stern am Kinderbuchhimmel“ (Kommentar vom „Buchreport“) gefeiert. Und: Sie ist Medizinstudentin in Greifswald. Soweit das Wichtigste.
Wie kommt man als Medizinstudentin zum Bücherschreiben? Seit ihrem sechsten Lebensjahr schreibt Antonia Michaelis und mit 16 ging sie mit ihren Manuskripten auf die Frankfurter Buchmesse und suchte erfolglos nach einem Verleger.
Erst als vor 3 Jahren der Loewe-Verlag auf sie aufmerksam wurde, kam der erhoffte Wendepunkt. Es zeigte sich, dass sie Talent besaß und 2003 erschien ihr erstes Buch „Die wunderliche Reise von Oliver und Twist“. Seitdem hat sie bereits 14 weitere Bücher veröffentlicht. Unter anderem auch „Hier bei uns in Ammerlo“ (siehe Buchkritik), eine Kindergeschichte mit 4 Freunden und einer Menge Abenteuer. Das Ganze spielt in Eldena und Wieck. Dabei lehnt sich die Autorin stark an „Die Kinder von Bullerbü“ an. „Astrid Lindgrens Foto steht auf meinem Schreibtisch“, erzählt sie von ihrem Vorbild, „leider ist sie gestorben, bevor ich ihr einen Brief schreiben konnte“.
Antonia Michaelis’ Geschichten sind jedoch nicht nur spannend, sondern auch sehr fantasievoll und träumerisch. Denn sie zeigt uns, was wir manchmal vergessen: Dass Kinder in einer Art Halbwelt leben, „in der sie Dinge anders erleben als die Erwachsenen und in der sie für Dinge Erklärungen finden, die vielleicht nicht immer ganz real sind“. Das ist der Stoff, aus dem ihre Bücher sind.
Doch nicht nur ihr Talent ist bemerkenswert, sondern auch ihr bisheriger Lebenslauf. In Augsburg aufgewachsen, ging sie nach dem Abitur für ein Jahr nach Indien, um dort Kinder in Englisch, Kunst und Schauspiel zu unterrichten. Ausserdem unternahm sie noch zahlreiche Reisen nach Italien, in die Türkei, nach Griechenland, Syrien und England. Diese Erfahrungen verarbeitete sie auch in ihren Büchern. Als sie danach eine Art Ankerplatz suchte, kam sie wieder nach Deutschland zurück und entschied sich für ein Medizinstudium in Greifswald. Seitdem studiert und schreibt sie hier. Wobei ihre Leidenschaft mehr dem Schreiben als der Medizin gilt.
Und als wäre das nicht genug, renoviert sie zur Zeit auch noch ein altes Häuschen an der Ostsee, in dem sie später leben möchte. Nebenbei stehen an den Wochenenden Lesungen in Schulen und anderen Einrichtungen auf dem Terminplan.
Ein Projekt der besonderen Art hat sie gerade abgeschlossen. Zusammen mit Schülern der Montessori-Schule hat sie ein Buch geschrieben, das demnächst erscheinen wird. Die Ideen lieferten dabei ausschließlich die Kinder.
Fast alle Bücher sind ein voller Erfolg, was sicher auch an ihren Lesungen liegt. Wenn sie vorliest, bewegt sie sich von einem Ort zum anderen, kriecht unter Tische, fuchtelt mit den Händen, hebt und senkt dabei die Stimme und erweckt so die Geschichte zum Leben. Die Kinder sitzen staunend da und lauschen jedem Wort. So erreicht sie die Kinder und begeistert die Erwachsenen. Was wünscht man sich mehr?
Geschrieben von Katharina Sass