Regisseur Sydney Pollack hat es geschafft – in die heiligen Hallen der Vereinten Nationen. Als erster Regisseur erhielt er für seinen neuen Film „Die Dolmetscherin“ die Dreherlaubnis für das legendäre New Yorker UN-Hauptgebäude am Hudson River.
Nach Filmen wie „Die Firma“ oder „Die 3 Tage des Condor“ drehte Pollack nun erneut einen hochspannenden Polit-Thriller. Die UN-Simultanübersetzerin Sylvia Broome (Nicole Kidman) spricht den Dialekt eines fiktiven afrikanischen Landes, das kurz vor einem Bürgerkrieg steht. Der Präsident dieses Staates, der des Völkermordes bezichtigt wird, soll vor der UN-Vollversammlung eine Rede halten. Einige Tage davor wird Sylvia Zeugin eines Mordkomplotts an dem afrikanischen Diktator und gerät in die Schusslinie.
Deswegen wird ihr FBI-Agent Tobin Keller (Sean Penn), eigentlich Personenschützer für hochrangige UN-Gäste, zugewiesen. Er misstraut zunächst der Geschichte der Dolmetscherin. Doch dann wird bei Sylvia eingebrochen und Agent Keller erfährt bruchstückhaft von Sylvias Vergangenheit – doch nur bruchstückhaft. Und dann gibt es da noch Simon Broome, den Bruder von Sylvia. Was für eine Rolle spielt er in diesem undurchsichtigen Komplott?
Mit Nicole Kidman und Sean Penn hat Sydney Pollack ein hochkarätiges Schauspielergespann vor die Kamera gestellt, die den Konflikt zwischen Diplomatie und Korruption in New York mit Spannung und dem nötigen Gefühl darstellen. Geschmälert wird das Kinovergnügen allerdings durch einen unverständlichen Handlungsrahmen, der einen kitschigen Nachgeschmack hinterlässt. In der Stadt, wo selbst die Sicherheitsbeamten des örtlichen H&M ein übersteigertes Geltungsbewusstsein zu ihrer Wachpostenfunktion besitzen, muss Sylvia allein durch die unbewachten Flure des UNO-Gebäudes vor Verfolgern flüchten.
Nichtsdestotrotz bildet der Drehort einen ausgezeichneten Rahmen für Fragen nach Moral und Kriegsschuld und bietet einen realitätsnahen Einblick in die Hallen der Vereinten Nationen.
Geschrieben von Verena Lilge, Florian Benkenstein, Jessyca Keil