Dekane setzen auf stärkere Vernetzung, Studenten auf das Lehramt

Derzeit sollte man nicht ohne Schirm aus dem Haus gehen, auch wenn die Sonne scheint. Doch nicht nur das Wetter in Greifswald ändert sich zurzeit beinahe minütlich, auch die Institute, die den Sparplänen der Landesregierung zum Opfer fallen sollen, wechseln kontinuierlich.


Nachdem Bildungsminister Hans-Robert Metelmann nach dem Gipfel mit den Rektoren in Hasenwinkel am 27. April seine Idee der „Kompetenzfelder“ vorgelegt hatte (der Protest-moritz berichtete), waren am fünften Mai im Senat die Dekane an der Reihe. Hatten Metelmann noch 16 Schwerpunkte von „Ethische Orientierung“ bis „Natur, Mensch und Umwelt“ vorgeschwebt, so beschränken sich die Dekane (mit Ausnahme von Professor Michael Herbst von der Theologischen Fakultät) auf vier Schwerpunktbereiche. Gesundheit, Ethik, Nord-Ost-Europa sowie Umweltwissenschaften bilden ihrer Ansicht nach Schnittmengen der fünf Fakultäten, die sie in ihrem Bestand erhalten wollen. Das Papier sieht Profilierungen vor, denn „wir sind zu klein um gleichzeitig wissenschaftliche Tiefe und thematische Breite zu garantieren“, wie der Dekan der mathematisch-naturwissenschaftlichen Fakultät, Professor Jan-Peter Hildebrandt, meinte. „Wir müssen uns entscheiden“, ist auch Professor Manfred Bornewasser, der Dekan der Philosophischen Fakultät überzeugt. Er stellte mit Kulturwissenschaften, Sprache sowie Kommunikationswissenschaft die künftigen Schwerpunkte seiner Fakultät vor. „Der Kommunikationswissenschaft wird eine Brückenfunktion zukommen“, gab er vor. So sollen die Studiengänge „Health Communication“ sowie „Mediensoziologie“ eine Vernetzung zur medizinischen Fakultät erreichen. Ähnliches ist für die Geschichte vorgesehen, die mit der Rechtsgeschichte eine Verbindung zu den Juristen herstellen soll.
Nur für die Lehrerbildung ist bei so viel Vernetzung unter den neuen Studiengängen kein Platz mehr. Von ihr soll sich die Uni langfristig trennen. Ein Vorhaben, das bei vielen auf Ablehnung stieß. In einem Stimmungsbild sprach sich die Mehrheit des Senats für die Beibehaltung der meisten Lehramtsstudiengänge aus.
“Warum ist und bleibt die Lehrerbildung ein wichtiges Standbein der Philosophischen Fakultät” lautete daher auch der Titel eines Vorschlags zur Umstrukturierung der „PhilFak“, der in der Sitzung des Fakultätsrats am 11. Mai von Studentenseite eingebracht wurde. Neben der Beibehaltung der Lehrerbildung sollen nach diesem Papier eine gestärkte Sozialwissenschaft und ein aufgewerteter kulturwissenschaftlicher Nordosteuropa-Schwerpunkt entstehen. Geht es nach den Kommilitonen, so sollen die Fächer Deutsch, Englisch, Geschichte, Kunst, Latein, Philosophie, Polnisch, Russisch und Schwedisch in Zukunft noch als Lehramtsstudiengänge angeboten werden. Durch den Verzicht auf die von der Fakultät bereits zur Schließung vorgeschlagenen Institute Romanistik, Altertumswissenschaft und Sport würden bis 2015 etwa 30 Stellen abgebaut – und das, obwohl einige Professuren und Juniorprofessuren an anderer Stelle geschaffen würden. Durch die Ausnutzung von Synergien würden alle Bereiche bedient, der kulturwissenschaftliche sowie der sozialwissenschaftliche Bereich ausgebaut.
Nachdem der Fakultätsrat der Philosophie das Papier der Dekane abgelehnt hatte, wurde der Vorschlag der Studenten schließlich mit Mehrheit verabschiedet. Wie ihn der Senat in seiner Sitzung am 18. Mai aufgenommen hat, stand bei Redaktionsschluss noch nicht fest.

Geschrieben von Kai Doering