Interview mit Alexander Schulz-Klingauf, autonomer AStA-Referent für Behinderte

moritz: Behindert ist man nicht, behindert wird man. Auch an unserer Uni?
Alexander Schulz-Klingauf: Mit dem Rollstuhl kommt man in die ganzen alten Gebäude in der Innenstadt nicht hinein, zum Beispiel in das Historische Institut oder in das Institut für Anglistik und Amerikanistik. Zur Zeit gibt es dort keine Studierenden mit Rollstuhl, dennoch ist das eine unhaltbare Situation.

Wird bei Neu- und Umbauten behindertengerecht gebaut?
Ja, darauf achtet die Bau- und Raumkommission des Senats. An allen Gebäuden des neuen Campus gibt es Rampen und bei den älteren Gebäuden, die renoviert worden sind, wurden sie nachträglich installiert, so zum Beispiel am Institut für deutsche Philologie.

Gibt es neben den physischen auch geistige Barrieren?
Die sieben Betroffenen, die mich bisher in der Sprechstunde aufgesucht haben, sagten, dass sie sich akzeptiert fühlen und keine geistigen Barrieren spüren. Sie möchten ihren Alltag selbstständig gestalten und wollen keine dauernde Hilfestellung. Mein neu geschaffenes Referat wurde übrigens sehr positiv aufgenommen; die Betroffenen haben anscheinend weniger Hemmnisse zu mir zu kommen als zu einem Professor.

Was kann man inzwischen über das Internet an Formalia erledigen?
Die Online-Immatrikulation ist in einigen Fächern möglich. Im Zweifel müsste ein auf den Rollstuhl angewiesener Studierender allerdings beim Studentensekretariat oder beim Prüfungsamt über die Stufen getragen werden.

Was planst Du für das nächste Semester?
Ich werde zusammen mit dem Uni-Beauftragten, Professor Herbst aus der Theologie, eine Mängelbroschüre erarbeiten und sie dem Kanzler überreichen. Außerdem werde ich mir einen Überblick verschaffen, wie viele Studierende mit Behinderung es überhaupt an unserer Uni gibt. Die Erhebungen des Studentenwerks sind hoffnungslos veraltet und undifferenziert. Ich muss Aufbauarbeit leisten, weil die Uni lange nichts getan hat, um für Studierende mit Behinderung attraktiv zu sein. Meiner Meinung nach ist es auch für das Renommee der Uni äußerst wichtig, eine gute Behindertenpolitik zu betreiben.

Wie kann man dich erreichen?
Ich werde natürlich wieder Sprechstunden im AStA-Büro anbieten und bin auch über E-Mail unter behinderte@asta-greifswald.de jederzeit erreichbar.