„Ich bin komplett im Arsch“ – pfeift ein Mitarbeiter des Innenministeriums gedankenlos vor sich hin. Er weiß nicht genau, wie er ausgerechnet auf dieses Lied kommt, aber es ist schon irgendwie grotesk. Es ist ein Lied der Punkband „Feine Sahne Fischfilet“. Er war es, der die Verfassungsfeindlichkeit der Band konstruierte und auch das IKuWo, Cafè Median des AWIRO e.V. sowie das Peter-Weiss-Haus in Rostock im Verfassungsschutzbericht erwähnen ließ.
Es folgten zahlreiche Zeitungsberichte, Interviews, Kommentare, in denen sich über die Unausgewogenheit des Verfassungsschutzberichtes, die offensichtlich deutlichere Schwerpunktsetzung auf linke Gruppen und Vereine bei gleichzeitiger unzureichender Aufarbeitung der Tätigkeiten der rechtsradikalen Terrorzelle NSU beschwert worden war. Vor allem die Nennung der Punkband „Feine Sahne Fischfilet“ wurde als völlig übertrieben empfunden. In einem Gespräch mit dem Nordkurier weisen die Betroffenen den Vorwurf des Verfassungsschutzes, eine „explizit antistaatliche Haltung“ in ihren Texten einzunehmen, klar und deutlich zurück. Im Mittelpunkt stehe die Perspektivlosigkeit der Jugend in Mecklenburg-Vorpommern sowie die kritische Auseinandersetzung mit einer erstarkenden oder sich manifestierenden Neonaziszene im Land. Da der überwiegende Teil der Zeitungen und Magazine, die darüber berichteten, die Band mehr oder weniger in Schutz nahmen, sorgte das wiederum für einen Popularitätsschub, weshalb sie sich recht freundlich in Form eines schönen Präsentkorbes beim Innenministerium bedankte. Dies wurde auch im Video festgehalten:
Vereine und Initiativen klagen gegen Nennung im Bericht
Doch damit nicht genug. Weder die Band, noch das IKuWo, das vom AWIRO betriebene Cafè Median, noch das Peter-Weiss-Haus wollen weiterhin im Verfassungsschutzbericht erwähnt werden. Sie fühlen sich stigmatisiert und gingen somit juristisch gegen die Nennung vor.
Genau aus diesem Grund war der Bericht vorübergehend bis zum 24. Januar online nicht mehr abrufbar. Es fällt inzwischen schwer, festzustellen, wer zuerst die Nachricht vom erfolgreichen Ausgang des Prozesses – vorerst jedoch nur für das IKuWo, AWIRO und Peter-Weiss-Haus verbreitete. Als Eilmeldungen verbreiteten „Publikative.org“, das landesweite linke Nachrichtenportal „Kombinat Fortschritt“ sowie der „Fleischervorstadtblog“ recht dicht nacheinander die Nachricht, dass das Schweriner Verwaltungsgericht drei der vier Klagenden „vollumfänglich recht“ gegeben habe. Ganz konkret heißt es dazu in der Pressemitteilung des Gerichtes:
Die 1. Kammer des Verwaltungsgerichts Schwerin ist zu dem Ergebnis gekommen,
dass die namentliche Nennung im Verfassungsschutzbericht wegen der damit
verbundenen negativen Stigmatisierungswirkung die subjektiven Rechte dieser
Vereine verletzt. Dem Innenministerium ist deshalb untersagt worden, den von ihm
herausgegebenen Verfassungsschutzbericht 2011 in digitaler, schriftlicher oder
sonstiger Form zu verbreiten, verbreiten zu lassen oder sonst der Öffentlichkeit
zugänglich zu machen, soweit darin die Antragsteller bzw. deren Begegnungsstätten
erwähnt werden.
Inzwischen ist der Bericht wieder online zugänglich, wobei jene Passagen geschwärzt wurden, in denen die drei Vereine genannt worden sind. Auf Seite 84 des Verfassungsschutzberichtes ist inzwischen folgender Satz zu lesen: „Inhalte können zur Zeit aus Rechtsgründen nicht zugänglich gemacht werden.“ Hier befanden sich ursprünglich die Ausführungen zu „Feine Sahne Fischfilet“. Über deren Eilantrag wurde noch nicht befunden. Wann darüber entschieden werde, sei bislang noch offen.
Schlappe für den Verfassungsschutz
In einer vom IKuWo herausgegebenen Pressemitteilung wird hervorgehoben, dass das entscheidende Gericht in der Nennung einzelner Veranstaltungsorte im Bericht einen deutlichen „negativen Beigeschmack“ sehe, was keiner „wertfreien Sachverhaltsschilderung“ entspräche.
Das Internationale Kultur- und Wohnprojekt (IKuWo) spricht derweil von einer „Schlappe“ für den Verfassungsschutz. Nadja Tegtmeyer, Pressesprecherin des Vereines erinnert darüber hinaus daran, dass das IKuWo als interkultureller Begegnungsraum immer wieder ins Visier von Neonazis gerate. „Es ist empörend, dass der Verfassungsschutz unterdessen offenbar versucht, unsere Einrichtungen in Verruf zu bringen“, erklärte Tegtmeyer abschließend. AWIRO-Sprecherin Vera Wendt ergänzt dazu, dass es „sehr bedenklich“ sei, dass erst juristisch „gegen diese Diffamierung durch den Verfassungsschutz“ vorgegangen werden musste. Rechtsanwalt Peer Stolle, der das IKuWo in diesem Rechtsstreit vertrat, hebt hervor, dass die Entscheidung noch einmal verdeutliche, „dass auch der Verfassungsschutz in seiner Arbeit an Recht und Gesetz gebunden ist.“ Der Versuch, wertvolle und unverzichtbare zivilgesellschaftliche Arbeit von Jugendprojekten in Mecklenburg-Vorpommern zu diffamieren, sei gescheitert.
Verfassungsschutz handele oft verfassungswidrig
„Publikative.org“ stellt überdies heraus, dass der Verfassungsschutz streng genommen sogar verfassungswidrig gehandelt habe: „Laut Gesetz muss der VS-Bericht in verdächtige und erwiesene ‚extremistische‘ Bestrebungen von Vereinen oder Personenzusammenschlüssen unterscheiden.“ Eine im Artikel zitierte Studie des Freiburger Wissenschaftlers Professor Dr. Dietrich Murswiek ergab derweil, dass nicht nur der Verfassungsschutz des Landes Mecklenburg-Vorpommern, sondern fast alle andere Landesämter dieser Gesetzesgrundlage nicht nachkommen würden.
Foto: IKuWo e.V. (ohne CC-Lizenz), Screenshot Landesverfassungsschutz via blog14vier.de
korrektur: Peter-WeiSS-Haus…
http://de.wikipedia.org/wiki/Peter_Weiss
Danke für den Hinweis, wurde korrigiert.
Man kann es auch übertreiben mit der linkspopulistischen Schiene.
Bereits in der November-Ausgabe hat das Moritz-Magazin schamlos Werbung für Feine-Sahne-Fischfilet gemacht. Zu diesem Zeitpunkt war diese Band aber noch im Verfassungsschutzbericht 2011 M-V enthalten. Eine Nachfrage dazu per Mail habt Ihr einfach ignoriert, was ein erwachsenes Verständnis von Transparenz wiederspiegelt.
Der jetzt von Euch dramatisierte, tatsächlich banale und sehr kurze Abschnitt im VS-Bericht über die Band besagte nichts anderes, als dass die Konzerte zur Mobilisierung des linksexstremen Spektrums genutzt werden. Er beschuldigte die Musikformation keines direkten Vergehens, aber das fällt wohl schon unter "völlig übertrieben".
Eine Band mit solch illustrem Publikum muss sich nicht wundern auch mal aufzufallen.
Schließlich posieren die Jungs ja schon auf ihrer Internetseite mit F[U]CK C[O]PS T-Shirt, da können sie noch so sehr die guten Schwiegersöhne spielen und beim Nordkurier Interviews geben. Auch die "offensichtliche Schwerpunktsetzung" auf linke Gruppen, ist keineswegs gegeben, das zeigt ein bloßer Blick in die inhaltliche Verteilung des Berichtes der für einen bloßen Überblick erstaunlich detailreich über diverse rechte Engleisungen des Jahres 2011 berichtet.
Nur weil der Verfasssungschutz im Fall der NSU auf dem rechten Auge deutliche Sehstörungen erlitten hat, muss jetzt also das Linke gleich ausgestochen werden, ja?
Ich fordere die Medien daher diesmal öffentlich auf, in ihrem Kulturteil primär Newcomer die Unterstützung brauchen zu protegieren, anstatt ihre Ressourcen auf die Image-Kampagnen von Szene-Schwergewichten zu konzentrieren. Gerne auch aus dem ja so verfasssungstreuen linken Spektrum wenn Euch dessen Wachstum dermaßen am Herzen liegt.
Eine Glosse wird im Übrigen nicht zum Bericht indem man seine eigene diffuse Meinung zu politischen Extremisten puzzleartig als Report über die Berichterstattung anderer Medien zusammensetzt.
Grüße,
Teodric
Offenbar hast du den VS-Bericht nicht richtig gelesen. Dein "kurzer Abschnitt" unterstellt der Band eine antistaatliche Haltung und behauptet, sie hätte eine Molli-Bauanleitung auf ihrer Website veröffentlicht (gemeint ist die berühmt gewordene Mate-Adaption). Was die angesprochenen "rechten Entgleisungen" angeht, so hätte ich es angemessen gefunden, z.B. den Brandanschlag auf das IKUWO zu thematisieren. Auch von den Angriffen Greifswalder Neonazis auf nichtrechte Jugendliche ist kein Wort zu lesen. Vom NSU mal ganz zu schweigen…
Abgesehen davon geht es in diesem Text nur zum Teil um die Band, deren Verfahren steht ja noch aus. Gesiegt haben jetzt ja erstmal IKUWO, PWH und Median, aber ich vermute mal, dass du alle drei Projekte ebenfalls unter politischen Extremismus verbuchst, oder liege ich da falsch?
Der Text ist auch kein Bericht und auch nicht als Bericht veröffentlicht worden.
Er ist sauber als (journalistisches) Essay gekennzeichnet, weil er erstens kommentierend ist und zweitens sich Elemente der Fiktionalität in der Einleitung wiederfinden und weil Drittens die Nachricht in eine Geschichte verpackt worden ist. Daher ist die Bezeichnung Essay meiner Meinung nach auch am Angemessendsten, auch wenn es kein "richtiges" Essay ist, da man hier deutlich ausführlicher und tiefgründiger hätte sein müssen und das Ganze Thema noch von verschiedenen Seiten beleuchten müssen. Letzteres habe ich nicht gemacht und zwar ganz bewusst: Wenn ein Leser nicht meiner Meinung ist, neigt er dazu, zu kommentieren, alleine, um ein Gegengewicht zum Geschriebenen zu schaffen. D.h. die Leser werden eher zum "Mitmachen" animiert, als es bei einem ausgewogenen Bericht der Fall ist. Übrigens werden in einem Artikel von "Netzwerk Recherche" verschiedene Positionen zum Online-Journalismus vorgestellt. Eine von ihnen ist, dass Online-Texte eher kommentierend sein sollten, um Lesende durch das Kommentieren dazu zu animieren, an der öffentlichen Meinung zu partizipieren, sie aktiv mitgestalten zu können. Ich teile diese Position.
"Völlig übertrieben" ist hier die Wertung, die der Verfasser (also ich) beim Lesen der zahlreichen Zeitungsartikel entnommen hat.
Und aus der Luft gegriffen ist die Kommentierung in diesem Essay (!) nicht:
"Ist das die gefährlichste Band Vorpommerns?" (Nordkurier)
"Punkband Feine Sahne Fischfilet: Die Staatsfeinde" (Spiegel)
"Verfassungsschutz verhilft Punkband zu CD-Verkäufen" (Tagesspiegel)
"Wurst für den Verfassungsschutz" (TAZ, einer von vielen Artikeln)
"Wenn wir die Spitze des Linksextremismus sein sollen, kann sich der Verfassungsschutz freuen" (Interview der "jetzt-Redaktion" der Süddeutschen Zeitung)
"Kritisch, mutig, antifschistisch: Feine Sahne Fischfilet – Eine Band im Visier des Verfassungsschutzes" (arte.tv) – aus diesem Text zitiere ich mal:
"Hat der Verfassungsschutz im Nordosten der Republik nicht ausreichend zu tun? Man sollte es meinen: Die NSU hat dort gemordet, die NPD ist wieder im Landtag und auch im Bereich Musik tummeln sich zahlreiche Musiker mit rechtsextremen Gedankengut. Einer antifaschistischen Band widmet der Verfassungsschutz jedoch seine volle Aufmerksamkeit: „Feine Sahne Fischfilet“."(entnommen: 02.02.13)
Insbesondere der erste von Arte.tv zitierte Satz schwingt bei allen zu diesem Thema veröffentlichten Texten zwischen den Zeilen mit. Daher erschien es mir durchaus als angebracht, zu schreiben, dass der überwiegende Teil der Zeitungen, die Nennung als "völlig übertrieben" empfand.
Was ansonsten der Band Feine Sahne Fischfilet vorgeworfen wird, ist meiner Meinung nach tatsächlich entweder keiner Erwähnung im VS-Bericht würdig, oder aber man müsste (abgesehen von den populären Toten Hosen oder Ärzten, die sich inzwischen deutlich vom Punk entfernt haben) jeder Punkband, die in MV, bzw. auf Bundesebene in der Republik existiert, im VS-Bericht erwähnen.
Außerdem steht im Text nicht "offensichtliche Schwerpunktsetzung", sondern "offensichtlich deutlichere Schwerpunktsetzung". Auch das ist ein Unterschied. Ich habe nicht behauptet, der Schwerpunkt läge darauf, sondern dass man sich verhältnismäßig mehr dem linken Spektrum, als dem rechten gewidmet habe. Darüber hinaus verweise ich beispielhaft noch einmal auf den ersten Satz im arte.tv-Zitat. Mehrere Zeitungen hatten meiner Meinung nach dies ebenfalls so wahrgenommen und kritisch-hinterfragend beleuchtet, was auch so im Text wiedergegeben wurde.
Und wie gesagt: Es ist kein Bericht und wurde auch nicht als solcher gekennzeichnet. Was speziell diesen Text betrifft, wurde er auch nicht im Kultur-Teil veröffentlicht, sondern im Greifswald-Teil, da ja u.a. die Passagen über das IKuWo geschwärzt werden mussten.
Die Frage, als wie seriös ein Bericht gelten kann, wenn per Gericht bestätigt wird, dass er geeignet ist, bestimmte Initiativen zu stigmatisieren, muss man trotzdem stellen. Und der Verfassungsschutzbericht, heißt, im Gegensatz zu meinem Artikel Verfassungsschutzbericht, NICHT Verfassungsschutzkommentar oder Verfassungsschutzglosse. 😉
Eine Anmerkung zur Seriösität kann ich mir auch nicht verkneifen:
Im VS-Bericht werden die Brandanschläge auf Autos, die im Besitz von Neonazis waren, mit einem Foto garniert, dass dem im Themenfeld Rechtsextremismus im VS-Bericht aufgenommenem Internetportal "Mupinfo" entnommen wurde.
Ehrlich gesagt sollte das nun wirklich nicht sein. Schließlich wird die Polizei ja irgend ein Foto von den ausgebrannten Autos zur Verfügung stellen können (auch wenn es Ermittlungsfotos sind), sodass man Linksextremismus nicht anhand von Rechtsextremisten getätigten und veröffentlichten Fotos illustrierend belegen muss.
Dadurch kann nämlich beim Lesen durchaus der Eindruck entstehen, als habe man sich rechtsextremer Quellen bedient, um die linksextremstische Motivation der Tat nachzuweisen.
Diese Gedankenkette würde wiederum die politische Objektivität in Frage stellen.
Der Bericht ist in diesem Jahr einfach mal (um es salopp zu sagen) nen ziemlicher Griff ins Klo geworden. Und das, obwohl er deutlich verspätet erschienen ist…
@17vier:
Und gerade um diese Band geht es mir.
Trotz deiner netten Vermutung, oder sollte ich sagen Unterstellung stellt die Auslassung nichts anderes dar als eine Auslassung. Ich habe die anderen Prozesssieger schlicht und ergreifend nicht erwähnt weil ich mir zu diesen noch keine abschließende Meinung gebildet habe.
Ich pflege nämlich tatsächlich nicht reflexartig zu verurteilen, oder aber zu glorifizieren. Gerade letzteres ist ja im Fall FSFf so typisch im Umgang der Medien mit Linksextremismus.
Die Gleichung Antifaschist=Demokrat, oder wenigstens nützlich ist zwar weit verbreitet, aber zu kurz gedacht. Ich möchte daran erinneren, dass viele Bürgerliche der Weimarer Republik den agressiven Antikommunismus der Nationalsozialisten in den Chaosjahren als probates Mittel gegen den Bolschewismus missverstanden haben. Genau so wenig kann ein Demokrat einen Linksextremen nur auf Grund seiner antifaschistischen Einstellung zum Leuchtturm der Zivilcourage ernennen.
@Marco
Ich möchte hiermit meine Anerkennung für die umfassende Antwort des Autors ausdrücken. Nach dem erwähnten Rauschen im Äther auf meine Leserbrief zur Printausgabe gereicht dir das zur Ehre.
Dennoch gilt meine Kritik auch weiterhin der Ausrichtung deines Werkes. Wegen einer Prozessniederlage den gesamten Berich als "komplett im Arsch" zu bezeichnen, ist auch als Verweis auf eine Liedtext einfach nur politisch tendeziell.
Außerdem stellt der VS-Berich ja deutlich herraus warum gerade die Band eine so große Bedeutung hat: "Mobilisierung des linksextremen Spektrums".
Da du aber Liedzitate magst, möchte ich die Rechtfertigung der VS-Einschätzung in einem kleinen Ausszug aus dem Titel "Staatsgewalt" der Band suchen.
"Doch was ihr könnt, das können wir schon lange,
und wir geben erst recht jetzt noch nicht auf.
Wir stellen uns in einem Trupp zusammen,
und schicken den Mob dann auf euch rauf.
Die Bullenhelme, sie sollen fliegen,
Eure Knüppel kriegt ihr in die Fresse rein."
Quelle: youtube
Und wenn das keine Haltung ist, die zur Gewalt gegen die verfassungsmäßige Ordnung und ihre Vertreter aufruft.
Die Arte-Äußerungen schlagen bloß wieder in die gleich Kerbe wie immer. "Ihr habt bei den Rechten versagt, lasst doch die armen Linken in Ruhe."
Ich verstehe auch weiterhin nicht inwiefern da Sinn drin zu erkennen sein soll. Anstatt den Verfassungschutz zu drängen gründlicher zu arbeiten, wird er zur wenigstens politisch gleich gewichteten Untätigkeit aufgefordert.
Ich danke dir für deine Antwort, aber ich bleibe dabei:
Diese Band befindet sich in Opposition zu unserer gesellschaftlichen Ordnung und verdient keine weitere Gratiswerbung in den MoritzMedien.
Na wenn du schon so textsicher bist und zitierst, dann solltest du dich aber auch wirklich gründlich mit der Band beschäftigen, die sich nämlich in den letzten Monaten mehrfach und sehr eindeutig zu diesem Lied geäußert hat.
Kleine Randnotiz: Im Mai 2012 reisten FSF nach Köln/Bonn und wohnten einer Sitzung der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien bei, auf der über die Indizierung des vergriffenen Albums, auf dem "Staatsgewalt" drauf ist, bestimmt wurde. Die Empfehlung zur Indizierung kam damals übrigens vom LKA, die Bundesprüfstelle folgte ihr nicht und indizierte das Album nicht. FSF haben sich umfänglich zu diesem Stück geäußert. Ich wäre etwas vorsichtiger, die gegenwärtige Situation der Band (darum gehts ja im Bericht) mit dem Inhalt eines tatsächlich sehr alten Liedes zu erklären.
Das meiste ist übrigens auch kein Geheimwissen, sondern steht in unzähligen Artikeln und bei Wikipedia: http://de.wikipedia.org/wiki/Feine_Sahne_Fischfil…
Ja, eine der eindeutige Äußerungen war: "Das spielen wir seit Jahren nicht mehr, weil es uns schlichtweg zu platt rüberkommt."
Heißt für mich, dass sie in keiner Weise die Distanz zum Inhalt suchen, sondern lediglich die Art der Formulierung beim nächsten Mal gefälliger für das Ohr des Zuhörers machen möchten.
Solche Versuche sich als vermeintlich seriös zu etablieren und der immer bessere Umgang mit dem Drahtseilakte am Rande der strafbaren Äußerung sind ja wohl typisch für politsch extreme Bands die länger im Geschäft sind.
Besonders deutlich wird das dann bei Kommentaren zur politischen Gewalt.
Tatsächlich ist das eine Lektion die zuerst der rechte Rand gelernt hat. Ich denke wir haben uns ja wohl alle schon darüber geärgert, dass der Herr Pastörs mittlerweile so viel Erfahrung mit der Justiz hat, dass er sehr wohl im Stande ist das nationalsozialistische Erbe seiner Partei so deutlich nicht zu verneinen, das er es bejahen kann ohne sich strafbar zu machen.
Solange die Band also nich "Nein" zu Gewalt gegen Polizeibeamte/-innen sagt, sagt sie für mich "Ja" dazu. Und dann hat sie im Moritz nichts zu suchen.
Liest Du manchmal, was du schreibst? Schon Dein letzter Absatz verleitet zu höhnischem Prusten. Wenn jemand nicht "Nein" sagt, bedeutet es für Dich "Ja" und weil Du das so siehst, ergibt sich welche Konsequenz?
Bist Du der allmächtige Herrgott oder einfach nur ein bisschen intolerant gegenüber anderen Meinungen?
btw: Wieso möchtest Du eigentlich "daran erinneren, dass viele Bürgerliche der Weimarer Republik den agressiven Antikommunismus der Nationalsozialisten in den Chaosjahren als probates Mittel gegen den Bolschewismus missverstanden haben."?
Willst Du suggerieren, das die (womöglich sogar noch jüdischen) Kommunisten die eigentliche Schuld an 2.Wk und Shoa tragen und die armen Bürgerlichen ja gar nicht anders konnten und außerdem ist es ja sowieso Adolf Hitler gewesen.
Sach mal Teodric: Auf was für ne Schule bist Du denn gegangen?
Aber ist schon okay, das wird bestimmt noch lustig mit Dir hier.
Ach ja, diese Band hier ist wahrscheinlich noch nie in einem VS-Bericht aufgetaucht und die Texte sind weitaus doller.
[youtube Nj_UMbeslIA http://www.youtube.com/watch?v=Nj_UMbeslIA youtube]
… und dann gibts auch noch so etwas wie Kunstfreiheit. Aber Freiheit ist jetzt nicht so ne Sache, die Dir wichtig wäre, oder?
Achtung, das Video würde ich mir nicht ansehen. Ein paar dieser Verbrecher arbeiten auch fürs Theater, schreiben Bücher und machen Filme. Finger weg!
Ich weiß wirklich nicht, ob ich lachen oder weinen soll, wenn du in die Debatte aus dem Nichts einsteigst, indem du versuchst mich als Antisemiten zu diskreditieren. Ich habe nichts derartiges gesagt und darüber bist du dir im Klaren, aber man kann auch alles umdeuten bis es passt. Wie du da diesen Humbug reinschreibst nur um mir eine rechte Äußerung anzuhängen ist kindisch.
Dann noch dieser schöne Suggestivsatz am Ende der meine freiheitlich-demokratische Werteorientierung in Abrede stellen soll, einfach klassisch.
Sag doch gleich, dass dein internes Freund-Feind-Schema in jedem, der es wagt Linksextreme und deren öffentliche Wahrnehmung zu kritisieren einen abgebrühten Neonazi zu erkennen meint.
Auf sowas lasse ich mich dann aber schon nicht mehr herab und stehe für eine Schlammschlacht dieser Art nicht zur Verfügung. Die ansonsten sehr gesittete und zivilisierte Debatte muss aber hoffentlich nicht an unserem neuen Akteur zu Grunde gehen.
Wer oder was sind eigentlich diese Linksextremen, von denen du immer faselst? was machen die eigentlich so? Gibt´s die auch in Greifswald?
Was diese Äußerung betrifft, fasse ich sie anders auf. Das von dir oben zitierte Lied thematisiert (ungerechtfertigte) Polizeigewalt (deshalb auch der Name "Staatsgewalt"). In der speziell von dir zitierten Textstelle wird dann gemeint, dass man Polizeigewalt mit Gewalt gegen die Polizei erwiedern solle/ könne.
Und da sagt die Band jetzt: Das spielen wir nicht mehr, weil es zu platt rüberkommt, sprich: auch zu Platt ist. Im Lied wird ja nicht einfach so zur Gewalt gegen die Polizei aufgefordert, sondern eher dem Prinzip: "So wie du mir, so ich dir" gefolgt. Und da denke ich, sind wir einer Meinung, dass, nur wenn "A" sich "B" gegenüber nicht an die Spielregeln hält (was bei ungerechtfertigter Polizeigewalt/ eskalierendem Verhalten der Fall ist), "B" sich nicht gleich das Recht rausnehmen kann, ebenfalls mit den Spielregeln zu brechen, also Gewalt zu erwiedern/ ebenfalls zu eskalieren.
Das ist erstens "zu platt" und zweitens auch moralisch bedenklich (zumindest empfinde ich ein "Aug um Aug, Zahn um Zahn" -Prinzip bedenklich…) und Drittens, da wir beim Thema Gewalt sind, auch nicht humanistischen Gedanken folgend. Und da die Band _gerade nicht_ das Ziel verfolgt, einen Schlägertrupp zusammenzustellen, spielt sie dieses Lied nicht mehr. Was ich durchaus konsequent finde.
Wenn aber etwas "zu platt rüber kommt", dann kritisiert man im Zweifel ja die Wahrnehmung und die Formulierung, nicht aber den Inhalt. Klingt für mich eher als strebe man hier nach höherer Widerstands-Ästhetik, anstatt bloß der prügelnde Mob zu sein, die Aussage "Ja zur politischen Gewalt" wird aber nicht geändert.
Tatsächlich erachte ich den ersten Teil des Liedes eher als üble Nachrede, da bei aller Dämonisierung unsere Polizei in Land und Bund ja in der Regel sehr verhältnismäßig vorgeht. Ausnahmen gibt es immer, aber gerade bei der Festnahme von Gewalttätern aus größeren Gruppen ("schwarzer Block, Hooligans, etc.) zeigt die Staatsmacht leider oft unnötige Milde wo auch mal Durchgreifen angesagt wäre. Das aber ist ein volkommen anderes Thema. 😉