Was wird aus dem beliebten Studentenclub
Angefangen hat das Ende bereits im März: Der Studentenclub C9 in der Hans-Beimler-Straße öffnete die Pforten für seine große Samstags-Abschiedsparty. Kurz danach gab es noch eine clubinterne Abschiedsfeier, dann wurde zu guter Letzt zur absolut finalen Dienstags-Abschiedsparty eingeladen.
Dennoch hat sich inzwischen die regelmäßige Öffnungszeit am Dienstagabend wieder eingependelt, und die Diskussionen und Gerüchte um eine mögliche Schließung sind weitgehend verebbt.
Aber was genau war eigentlich los? Das Problem ist, dass das Haus, in dessen Kellerräumen der Club seit mehr als 30 Jahren residiert, saniert und in ein Wohnheim umgewandelt werden soll.
Genau dies war in den siebziger Jahren der Gründungsanlass für den heute 22 aktive Mitglieder umfassenden Club: Ein paar Bewohner des damaligen Wohnheimes in der Beimlerstraße 9 nutzten den Keller des Hauses als Treffpunkt und fassten eines Tages den Entschluss, diesen großartigen Ort der studentischen Allgemeinheit zugänglich zu machen.
Nach und nach wurden immer mehr Aktivitäten ins Programm genommen: Filmabende, Workshops, Spieleabende, Mitwirken bei der Clubs U-Night, Erstiparties, Ehemaligen-Treffen, Vermietung der Räumlichkeiten an Fachschaftsräte und studentische Vereinigungen, und nicht zuletzt das legendäre alljährliche Volleyball-Turnier. Darüber hinaus unterstützte und unterstützt der gemeinnützige Club unter anderem die Kinder-Krebs-Station Greifswald, Aktionen gegen rechte Gewalt, die Flutopfer beim Oder-Hochwasser und das Klosterspektakel in Eldena mit seinen Einnahmen.
Jahrelang hat es funktioniert: Oben Wohnheim, unten Club. Zum einen öffnet der C 9 nur einmal die Woche, und zum anderen gibt es ja so etwas wie gegenseitige Rücksichtnahme. Doch dies soll plötzlich nicht mehr gehen. „Seitens des Studentenwerks bestehen keine weiteren Möglichkeiten der Unterbringung des Club 9“, meint Geschäftsführerin Cornelia Wolf-Körnert. Teurer Schallschutz und umfangreiche Sanierungsarbeiten machten einen Weiterbetrieb im künftigen Studentenwohnheim unmöglich. Und dabei hatte der C 9 noch Ende letzten Jahres die Zusage bekommen, im sanierten Gebäude nach Abschluss der Bauarbeiten in den dann vergrößerten Räumlichkeiten wiedereröffnen zu dürfen. Doch Anfang dieses Jahres gab es dann finanzielle Probleme beim Umbau. Trotz des Angebotes seitens des C 9, Teile der Sanierung selbst vorzunehmen und in den alten Räumen zu verbleiben, erhielt der Club keine Zusage für die Wiederaufnahme seines regulären Betriebes nach der Sanierung.
Diese Entscheidung der Geschäftsführung des Studentenwerkes muss man wohl respektieren, außerdem dürfte es ja kein Problem sein, einen anderen leer stehenden Kellerraum zu finden. Oder?
Besitzer des Hauses Beimlerstraße 9 ist das Land Mecklenburg-Vorpommern, doch die Entscheidung, dem Club alternativ Räume der Universität zur Verfügung zu stellen, liegt beim Kanzler. Die Prüfung der Möglichkeiten der Universität und sämtliche Gespräche blieben bisher erfolglos. „Ich sehe momentan kein Möglichkeit, Räume der Uni zur Verfügung zu stellen“, ist von Kanzler Thomas Behrens zu erfahren. Doch „aus Interesse an den Belangen der Studis habe ich mich mit der Stadtspitze in Verbindung gesetzt ist, da mir bekannt ist, dass mehrere kommunale Kindergärten frei stehen.“ Besteht also doch noch Hoffnung auf einen Umzug?
Natürlich könnte der Club 9 einfach auf dem freien Immobilienmarkt entsprechende Räumlichkeiten anmieten, doch dies würde erheblich höhere Kosten verursachen. Höhere Eintritts- und Getränkepreise wären die Folge. Dies liegt weder im Interesse der Clubmitglieder noch dem der Gäste, denn damit verlöre der Studentenclub seinen gemeinnützigen Charakter. Kommerzielle Clubs gibt es in Greifswald genug, nicht erst seit der Eröffnung des TV-Clubs oder des Mira, die sich beide trotz des großen Anteils studentischer Besucher nicht zur Riege der „richtigen“ Studentenclubs zählen dürfen.
Der C 9 als einer der ältesten Greifswalder Studentenclubs spielt dagegen für das studentische Leben und die Studentenkultur eine wichtige Rolle.
Dass die Studenten „ihren“ Club unterstützen zeigt sich unter anderem darin, dass mehrere StuPa-Kandidaten das Ziel „Rettung des Club 9“ in ihrer Wahlbewerbung angegeben hatten und vom neu konstituierten Parlament gleich bei der ersten Sitzung eine Resolution „Solidarität mit dem C 9“ verabschiedet wurde.
So bleibt zu hoffen, dass sich die Entscheidungsträger doch noch zu einem positiven Beschluss durchringen können, damit es auch in Zukunft noch für viele Studentengenerationen heißen kann: The same procedure as every Tuesday!
Geschrieben von Julia Mai
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