Ulrike Berger, Studentin und Direktkandidatin für Bündnis 90/Die Grünen im hiesigen Wahlkreis bei der Bundestagswahl, im moritz-Gespräch
moritz: Warum kandidiert man als Studentin für den Bundestag?
Ulrike Berger: Ich hab zwar für den Bundestag kandidiert, aber in erster Linie für die Grünen. Mit meinen Prüfungen bin ich ganz und gar fertig, ich muss nur noch meine Magisterarbeit schreiben. Allerdings habe ich noch nicht angefangen. Die Kandidatur hat mich doch das letzte Semester gekostet.
Johannes Rau hat gesagt, dass junge Menschen ohne Berufserfahrung nichts im Bundestag zu suchen hätten.
Ich habe zwei Kinder. Vielleicht könnte man auch sagen, dass Leute ohne Kinder nicht in den Bundestag sollten. Wie wollen die Politik für die nachfolgenden Generationen machen? Ich glaube schon, dass ich ziemlich viel erlebt habe – auch ohne Berufserfahrung. Und ich habe vor allem Visionen!
Wie anstrengend ist Wahlkampf? Wieviel Zeit muss man dafür aufwenden?
Das ist ein Full-time-Job. Ich hätte nicht gedacht, dass es so anstrengend wird. Ich glaube auch, dass der Wahlkampf durch das Internet im Vergleich zu früher umfangreicher geworden ist. So habe ich mein Profil bei www.kandidatenwatch.de oder www.wen-waehlen.de eingegeben und Fragen beantwortet. Dann gibt es noch eine ganze Reihe sogenannte „Wahlprüfsteine“ zum Beispiel der Gewerkschaften. Die schicken einem offene Fragebögen zu, die man beantwortet. Daraus werden dann Wahlempfehlungen an die Mitglieder.
Der Wahlkreis16 hat seit 15 Jahren einen Direktkandidaten der CDU. Hast du dir reale Chancen ausgerechnet, in den Bundestag zu kommen?
Nein, Chancen habe ich mir nicht ausgerechnet. Persönlich wollte ich einfach einen grünen Akzent setzen in Vorpommern.
Zufrieden mit dem eigenen Ergebnis oder enttäuscht?
Total froh! Die grünen Direktkandidaten vor mir hatten jeweils so um die 1,7 Prozent im ganzen Wahlkreis. Ich habe 2,7 Prozent gehabt, also 63 Prozent Steigerung. Was mich am meisten freut, ist, dass die Grünen in Mecklenburg-Vorpommern erstmals seit 1994 wieder einen Bundestagsabgeordneten haben.
Wie geht es beruflich weiter?
Ich werde jetzt erstmal meine Magisterarbeit schreiben und danach gibt es sehr viele Sachen, die ich mir vorstellen könnte. Ich wurde auch schon gefragt, ob ich nicht auch für den Landtag kandidieren will. Das kann ich mir noch ein halbes Jahr lang überlegen.
Geschrieben von Ulrich Kötter