Das Theater Vorpommern und die Opera na Zamku aus Szczecin wollen zukünftig enger zusammenarbeiten. Ziel ist der künstlerische Austausch, aber auch die Entwicklung gemeinsamer Projekte oder die Gewinnung von Fördergeldern. Das interessiert auch die Lokalpolitik, und so waren heute beim feierlichen Abschluss der Kooperationsvereinbarung im Greifswalder Rathaus auch Vertreter aus der ganzen Euroregion Pomerania dabei.

Angelika Rabizo und Dirk Löschner sind die Intendanten der beiden Häuser, die 125 Kilometer auseinander liegen. Beide sind noch nicht lange im Amt, suchten aber schon von Beginn an nach Partnern. Bald saßen sie an einem Tisch, „das ging so schnell, dass ich gar nicht mehr sicher bin, wer überhaupt den Anstoß gegeben hat“ erinnert sich Löschner. „Hier war sofort klar, dass es klappen wird“ freute sie sich auch Rabizo.

„Es gehört leider zur Normalität, dass es auf beiden Seiten materielle Zwänge und Nöte gibt. Unsere künstlerischen Projekte und Ideen sind größer als unsere Möglichkeiten“ fasste Löschner die derzeitige Situation zusammen. Mit den Partnern aus Szczecin könnten künftig größere Projekte als bisher gestemmt werden. Er sprach von einer „ganzen Bandbreite von Ergänzungen“ die es untereinander geben würde.

So wurde vereinbart, gemeinsame Workshops zu organisieren. Außerdem sollen gegenseitig Ausstattungen ausgetauscht oder Aushilfen vermittelt  werden. Ensemblemitglieder und Solisten sollen in den jeweils anderen Häusern spielen können. Gemeinsame Aufführungen in beiden Ländern sind geplant und auch die Zusammenarbeit der Werkstätten wurde in dem Vertrag, der unbegrenzt laufen soll, besiegelt.

Die Bürgermeister Dr. Alexander Badrow (Stralsund), Dr. Arthur König (Greifswald) und Theaterintendant Dirk Löschner.

Die Bürgermeister Dr. Alexander Badrow (Stralsund), Dr. Arthur König (Greifswald) und Theaterintendant Dirk Löschner (v.l.n.r.).

„Mosaikstein für die Zusammenarbeit“

Der Oberbürgermeister der Stadt Greifswald, Dr. Arthur König, bezeichnete das Abkommen als „weiteren Mosaikstein für die Zusammenarbeit in der Region Pommern.“ „Ich freue mich, dass die Grenze in den Köpfen verschwindet“, fügte sein Kollege Dr. Alexander Badrow aus Stralsund hinzu. Etwas pragmatischer, aber vielleicht auch realistischer sah es Wojciech Drozdz, Vizemarschall der angrenzenden Wojewodschaft Westpommern. Grenzüberschreitende Projekte hätten es einfacher, sich bei der Europäischen Union um Fördermittel zu bewerben. Er lobte die Zusammenarbeit mit der Region Vorpommern und hob hervor, dass sie „erfolgreicher, als mit manch anderen Wojewodschaften in Polen“ sei. Somit wollte er auch seine Marschalkollegen in Polen zu mehr Zusammenhalt ermahnen.

Die Akquise von Fördermitteln und Sponsoringgeldern ist in dem Vertrag auch ganz klar als Kooperationsziel ausgewiesen. So romantisch die Ziele des „engen Dialogs“, der „Vernetzung“, oder der „künstlerischen Zusammenarbeit im Sinne der Ziele der Euroregion Pomerania“ (alle aus der Präambel) klingen mögen, die finanziellen Interessen werden sicher eine ebenso wichtige Rolle bei der Vereinbarung spielen. Ähnlich hörte es sich auch bei der letzten Konferenz der Oder-Partnerschaft an, die sich ähnlichen Zielen verpflichtet fühlt.

Die ersten Früchte der Partnerschaft sollen mit der neuen Spielzeit ab 1. August präsentiert werden. Die Orchester der Opera na Zamku und des Theaters Vorpommern werden gemeinsam mit dem Uniorchester aus Greifswald die 2. Sinfonie Gustav Mahlers präsentieren. Dabei sollen auch verschiedene Chöre aus der Region mitwirken, denn auch diese sollen von der Kooperation profitieren. „Wir können uns mit den Grenzen abfinden, aber wir können auch Maßstäbe setzten, die weit über das Kulturelle hinausgehen“ sagte Golo Berg, Generalmusikdirektor vom Theater Vorpommern dazu. Das Stück von Mahler ist auch als „Auferstehungssinfonie“ bekannt. Damit könne man die wechselseitigen Beziehungen dokumentieren und feiern, so Berg.

Fotos: Simon Voigt