Wir schreiben das Jahr 1772 – Barnabas Collins (Johnny Depp) hat eigentlich alles, was sich ein junger Mann wünschen kann: Geld, ein florierendes Familienimperium, eine liebevolle Frau und sogar eine Stadt, die nach seiner Familie benannt ist. Doch dann bricht er der ebenso jungen wie schönen Angelique (Eva Green) das Herz – ohne zu wissen, dass diese eine Hexe ist. Fortan hängt ein dunkler Schatten über seiner Familie, und um diese „Dark Shadows“ dreht sich der neueste Streich von Regisseur Tim Burton.
Nachdem Angelique ihren Schwarm in einen Vampir verwandelt hat, hetzt sie einen Mob auf ihn, der Barnabas in einen Sarg sperrt und vergräbt. Zweihundert Jahre später wird Barnabas befreit und begibt sich auf die Suche nach seinen Nachkommen und schon nimmt das Unheil seinen Lauf. Schräge Verwandte, eine alkoholsüchtige Psychiaterin, die Tücken des modernen Lebens und sogar eine neue Liebe begleiten und behindern Barnabas auf seinem Weg, das Familienimperium wieder aufzubauen. Bis es am Ende zum finalen Showdown zwischen ihm und Angelique kommt, wird so mancher Tropfen Blut gesaugt und der eine oder andere Fischer hypnotisiert.
Gewohnt gute Schauspieler…
Nach knapp zwei schnell vergangenen Stunden ist der Spuk vorbei und man findet sich im Kino wieder, fragend: „Fehlt da nicht was?“ Ja, irgendwas fehlt. Johnny Depp spielt seine Rolle als zeitfremder Vampir hervorragend. Auch Michelle Pfeiffer als Matriarchin und Eva Green als eifersüchtig-psychotische Hexe überzeugen, teils eiskalt und abgebrüht, teils verdammt wütend. Regisseur Tim Burton versteht sein Handwerk nach wie vor sehr gut und wirft detailverliebte und gruselig-schöne Bilder an die Leinwand. Selbst die Story ist relativ innovativ, zumindest für diejenigen, die die US-Fernsehserie aus den 60ern nicht kennen. Insgesamt ist „Dark Shadows“ ein typischer Tim Burton-Film: Dunkel, abgedreht, amüsant, ein Happy End mit Ecken und Kanten.
… aber kein richtiger Griff zum Festhalten
Und doch… etwas fehlt. Gegenüber früheren Produktionen des Teams Burton-Depp wirkt „Dark Shadows“ etwas glanz- und witzlos. Gut, der übertriebene Splatter aus „Sweeney Todd“ wäre hier fehl am Platz, ebenso die verzerrten Realitäten aus „Alice im Wunderland“ oder „Charlie und die Schokoladenfabrik“. Dennoch, ein bisschen mehr Witz in den Szenenbildern, wie in „Corpse Bride“, oder die eine oder andere Gesangseinlage, wie in „Sweeney Todd“, würden dem Film nicht schaden. Allem voran aber ist es ärgerlich, dass Tim Burton den vielen spannenden Nebencharakteren nur wenig Zeit gibt, sich zu entwickeln und zu präsentieren. So ist „Dark Shadows“ eine kurzweilige, amüsante Horror-Komödie, der es trotz hochkarätiger Besetzung leider an spannenden Figuren abseits der Protagonisten fehlt. Aber das ist Jammern auf hohem Niveau.
Hier geht es zum Trailer.
Titelbild: Filmplakat zu Dark Shadows (Alle Rechte bei Warner Bros)