Ein Beitrag von Gabriel Kords und Simon Voigt

Rund 500 Kommilitonen und Schüler demonstrierten in der Greifswalder Innenstadt für bessere Bildung. Die Protestkundgebung begann auf dem Rubenowplatz und setzte sich nach etwa 20 Minuten in Richtung Mensa in Bewegung. Von dort aus ging es über die Europakreuzung zurück zum Rubenowplatz. Der webMoritz schätzte mit 400 bis 500 Teilnehmern. Gegen 12:30 Uhr zählte Mitorganisator Erik von Malottki rund 700 Demonstranten beim Demozug. Diese Zahl nahm im laufe der Demonstration stetig ab.

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Die Demo war Teil der bundesweiten Initiative „Bildungsstreik“, deren Greifswalder Abspaltung die Proteste organisierte. Diana Treiber vom Bündnis „Bildungsstreik“ brachte die Forderungen des Bündnisses auf den Punkt: „Bessere und bezahlbare Bildung nicht nur für Eliten“ und „ein Ende des Kahlschlags an den Hochschulen“. Der weitere Forderungskatalog ist hier nachzulesen.

Bis etwa 13:40 Uhr zog der Demonstrationszug unter (spärlichem) Polizeischutz durch die Stadt. Ein erster Anlaufpunkt war das baulich und personell marode Institut für Anglistik in der Steinbecker Straße. „Wir sind hier, wir sind laut, weil ihr uns die Bildung klaut.“ war eine der immer wiederkehrenden Parolen. Die Demonstration war zwar personell stark, fiel aber weniger durch ihre Lautstärke auf.

Kundgebung an der Mensa

Die Kundgebung am Wall

Die Kundgebung am Wall

Am Wall nahe der Mensa fand gegen 13:00 Uhr eine Kundgebung statt. Die Mehrheit der Teilnehmer lag hier klar bei den Schülern. In einem Redebeitrag meldeten sich die beiden Schülervertreter des Alexander-von-Humboldt-Gymnasiums zu Wort. „Die Politik will die Jugend von heute fördern, denn sie ist die Zukunft von morgen. Wir sollen Deutschland aus der Krise retten, doch anstatt uns zu helfen werden uns nur Steine in den Weg gelegt.“, so die Vertreterin Laura Linngrön. Sie wies darauf hin, dass Klassenfahrten zu den wichtigsten Tagen im Leben eines Schülers gehörten, die Förderung für diese wurde aber jüngst gekürzt. „Deutschland, gib deinen zukünftigen Helden Geld, damit sie eine gute Bildung bekommen!“ war ihr Aufruf diese Gelder wieder zu erhöhen.

Im Anschluss sprach Dr. Cornelia Mannewitz, Lehrstuhlinhaberin für Ost- und Westslawische Philologie. Sie wies auf die problematische Lage der Wissenschaften hin. Da heutzutage sieben von acht wissenschaftlichen Mitarbeitern befristet angestellt seien, würden diese unter Perspektivlosigkeit leiden und ihre Arbeit sei stark beeinträchtigt. Die aktuelle Politik der Unterfinanzierung führe dazu, dass die Universitäten wie Unternehmen geführt würden und an vielen Stellen radikal gespart werde. Bildung sei aber nicht nur ein gewinnbringendes Gut, sondern auch für eine gesunde Entwicklung des Menschen verantwortlich, so Mannewitz. Mit einem Verweis auf die Erfolge der vergangenen Bildungsstreiks sagte sie: „Bleibt dran, zusammen mit uns Dozenten! Für eine bessere Uni und eine menschlichere Bildung!“

Milos Rodatos, AStA-Referent für Politische Bildung wies in seinem Beitrag darauf hin, dass die „simple aber traurige Wahrheit“ schlicht die Unterfinanzierung der Bildung sei. Beispielsweise würde die Universität Greifswald im Schweriner Bildungsministerium offiziell mit 8.000 Studierenden geführt, wohingegen real über 12.000 Studierende bei ihr eingeschrieben seien. Dies führe zu den aktuellen Personalengpässen, maroden Gebäuden und Finanzierungsproblemen beim Mensa-Neubau(die jüngsten Ereignisse findet ihr hier). Die Studierenden seien die Leittragenden. „Diese Demonstration setzt ein Zeichen nach Schwerin, damit sie uns dort endlich ernst nehmen“, so sein Schlusswort.

Nach der Kundgebung begann die Teilnehmerzahl deutlich zu schrumpfen, wieder angekommen am Rubenowplatz bestand der Demozug nur noch aus knapp 200 Teilnehmern. Dort wurde die Demonstration offiziell beendet. Anschließend entschieden sich aber ein paar Teilnehmer zu einem Flashmob in der Nähe des Bahnhofs. Etwa 30 Fahrradfahrer versuchten dort an einem Kreisverkehr für etwa zehn Minuten die Autos an der Weiterfahrt zu hindern, und einen „Bildungsstau“ zu verursachen. Danach war der Bildungsstreik endgültig beendet. Eine ähnliche Aktion gab es auf den Tag genau vor zwei Jahren an der Europakreuzung, wo etwa 400 Schüler und Studenten den Verkehr blockierten.

 

[Update18.11., 11:30 Uhr]Jetzt gibt es auch einen zusammenfassenden Beitrag aus den Studios von MoritzTV:

Fotos: Andrea Dittmar, Johannes Köpcke, Gabriel Kords, Erik Lohmann, Raphael Scheibler, Simon Voigt

Video: Johannes Köpcke, Gabriel Kords