Das Max-Planck-Institut für Kernfusionsforschung mit den Standorten in Greifswald und Garching ist einer von acht Trägern der Graduiertenschule „International Doctoral College in Fusion Science and Engineering“ (Fusion-DC). Die Doktorandenschule, die im Rahmen des europäischen Programms zur Ausbildungsförderung „Erasmus Mundus“ genehmigt wurde, bietet künftig 40 Promotionsstudierenden Stipendien für ihre Forschungen im Feld der Kernfusion an, wie die Pressestelle des Max-Planck-Instituts dem webMoritz mitteilte.

Schwerpunkt des Programmes „Erasmus Mundus“ ist die qualitative Verbesserung der Hochschulbildung durch Stipendien und wissenschaftliche Zusammenarbeit zwischen Europa und der übrigen Welt. Neben der Förderung von Partnerschaften mit nicht-europäischen Universitäten und der Unterstützung von Projekten, die das Ansehen europäischer Forschung weltweit stärken, werden durch das Programm auch gemeinsame europäische Masterstudiengänge und Doktorate einschließlich Stipendien gefördert.

Internationaler Erfahrungsaustausch ist Ziel des Projektes

Ziel dieser Schule sei vor allem der internationale Erfahrungsaustausch. So sollen die ausgewählten Studierenden an mindestens drei Instituten, darunter mindestens ein halbes Jahr im Ausland arbeiten. Neben dem Max-Planck-Institut für Plasmaphysik sind die europäischen Universitäten in Gent, Lissabon, Madrid, Nancy, Padua, Stuttgart sowie das französische Kernforschungszentrum Caderache Teil des weltweiten Fusionsforschungs-Netzwerkes. Forschungsschwerpunkt des Netzwerkes, dem weitere elf europäische und neun außereuropäische „assoziierte Partner“ angehören, ist die Entwicklung eines Kernfusionskraftwerkes.

Start des Programms ist Mitte Oktober. Dann können sich Physik- und Ingenieursstudierende weltweit um die Promotionsplätze bewerben. „Die Studentinnen und Studenten können sich für ihre spezielle Forschungsaufgabe zum Beispiel die am besten geeignete Versuchsanlage aussuchen und mit einer andernorts verfügbaren Theorie-Expertise ergänzen. Zudem haben sie Gelegenheit, unterschiedliche Wissenschaftskulturen kennenzulernen“, erklärte Professor Jean-Marie Noterdaeme die Vorzüge des Wissenschaftsnetzwerkes.

Greifswald seit 2005 Teil des Forschungsprojektes

Der Wendelstein 7-AS, Vorgänger des 7-X, der in Greifswald errichtet wird.

Greifswald leistet bereits seit 2005 mit der Errichtung des „Wendelstein 7-X“ einen Beitrag im Bereich der Kernfusionsforschung. Der Versuchsreaktor wird als Nachfolger des zwischen 1988 und 2002 in Garching errichteten „Wendelstein 7-AS“ in Stellarator-Bauweise errichtet und soll bis 2014 fertig gestellt sein. Bei einem Stellarator handelt es sich um eine torusförmige Anlage zum magnetischen Einschluss heißen Plasmas, das als Grundlage der Kernfusion dienen soll. Der Einschluss wird durch ein ausschließlich durch Spulen erzeugtes Magnetfeld möglich. Im Gegensatz zum russischen Tokamak-Fusionsreaktor, der nur in Intervallen verwendet werden kann, ist der Stellerator grundsätzlich für den Dauerbetrieb geeignet. Ziel der Fusionsexperimente ist es, den Kernfusionsprozess stabil zu halten und künftig für die Energiegewinnung nutzen zu können.

Im Vorfeld des Wahlkampfes der Greifswalder Grünen sorgten Äußerungen aus Kreisen der Partei, die einen Ausstieg Deutschlands aus dem Forschungsprogramm der Kernfusion forderten, für Aufregung. Auch das Studierendenparlament befasste sich in einem Antrag mit dieser Forderung, in der die Unterstützung der Kernfusionsforschung zum Ziel hatte. Nach einigen Änderungsanträgen verkam der Antrag zu einer Persiflage der Hochschulpolitik, wurde doch beschlossen, dass die Studierendenschaft der Universität Greifswald Forschung am hiesigen Wissenschaftsstandort grundsätzlich für unterstützenswert erachtet.

Fotos: Bernd vdB/ wikimedia commons (Aufmacher), Flose/ wikimedia commons (Wendelstein 7-AS)