Bereits zum 4. Mal startet in Greifswald das Filmfestival ueber Mut in Greifswald. Organisatoren sind das IKuWo sowie das Behindertenforum Greifswald. Das Festival wird vom 24. September bis 7. Oktober stattfinden. In diesem Zeitraum werden im IKuWo und dem Haus der Begegnung im Trelleborger Weg 37 insgesamt zehn internationale Dokumentar- und Spielfilme „über starke Charaktäre“ gezeigt. Die Geschichten werden von Menschen handeln, die ihre Gesellschaft gegen Widerstände verändern wollen . Sämtliche „Kinos“, in denen das Festival stattfindet sind barrierefrei gestaltet. Die Filme werden mit Untertiteln und Audiobeschreibungen gezeigt.

Im Anschluss an die Eröffnung im Haus der Begegnung werden am Samstag der Film Antoine und am Donnerstag, 29. September, Monica und David gezeigt. Es folgen Rainbow Warriors (5. Oktober), Rough Aunties (6.Oktober) und „Die Zeit ihres Lebens“ (7. Oktober). Im Anschluss an die jeweils 20 Uhr beginnenden Filme finden Gespräche über den Film oder die im Film besprochenen Themen statt. Im IKuWo beginnt das Programm am 26. September. Es werden dann folgende Filme gezeigt:

Rough Aunties (Montag, 26. September)

„Wenn Kinder Opfer von Missbrauch werden, verstummen sie oft aus Scham und Angst. Diese Mädchen und Jungen zum Reden zu bringen, ist Ziel der Hilfsorganisation Bobbi Bear im südafrikanischen Durban. Ihre Mitarbeiterinnen betreuen missbrauchte Kinder und setzen sich dafür ein, dass die Schuldigen vor Gericht kommen. Gegner der engagierten Frauen sind nicht nur korrupte Beamte, die Täter wieder laufen lassen. Auch die patriarchalische Zulu-Kultur ist oft ein Hindernis: Probleme werden totgeschwiegen, Sexualität ist Tabu. Mit Wut und Herzlichkeit appellieren die „Tanten“ von Bobbi Bear vor allem an die Frauen, für die Rechte ihrer Kinder einzustehen.“

Budrus (Dienstag, 27. September)

Budrus (Veranstalter, keine CC-Lizenz)

„Gewaltfreier Widerstand in Palästina – in den Nachrichten über den Nahost-Konflikt geht dieser Teil der Geschichte meist unter. „Wir haben keine Zeit für Krieg, wir wollen unsere Kinder großziehen“, sagt der Palästinenser Ayed Morrar, Anführer eines friedlichen Protests. Als Israels Regierung 2003 einen Schutzwall zum Westjordanland errichtet, soll dieser auch auf palästinensischem Boden gebaut werden. Dadurch würden einige Dörfer große Teile ihrer Felder verlieren. Die Bewohner von Budrus begehren auf. 55 Mal werden sich Männer und Frauen aus dem Dorf unbewaffnet der israelischen Grenzpolizei entgegenstellen. Politisch ausgewogen verfolgt der Film „Budrus“ das Geschehen, zeigt die Wut der Demonstranten ebenso wie das Dilemma der israelischen Soldaten.“

Die Kinder von Don Quijote (Mittwoch, 28. September)

„Für die Kandidaten um die französische Präsidentschaft ist es ein unbequemes Szenario: Im Herbst 2006 schlagen zahlreiche Obdachlose im Zentrum von Paris ihre Zelte auf. Eine Demonstration, initiiert von zwei engagierten Bürgern, den Brüdern Augustin und Jean-Baptiste Legrand. Selbst nicht wohnsitzlos, fordern sie Solidarität mit den rund 100.000 Menschen, die in Frankreich auf der Straße leben. Über das Internet rufen die Legrands die Pariser auf, einige Nächte bei den Obdachlosen zu verbringen. Die Aktion der Gruppe, die sich „Kinder von Don Quijote“ nennt, hat ein konkretes Ziel. Der Staat soll jedem Bürger dauerhaften Wohnraum zusichern. Unter dem öffentlichen Druck verspricht der Kandidat Nicolas Sarkozy Tausende neuer Wohnprojekte. Die Geschichte ist ein Beispiel dafür, was Wahlversprechen sein können.“

Antoine (Donnerstag, 29. September):

Antoine (Veranstalter, keine CC-Lizenz)

Der Streifen Antoine handelt von einem sechsjährigen Jungen, der von Geburt an blind ist, eine normale Schule besucht, wo ihn Lehrer und Mitschüler unterstützen. Die Regisseurin Laura Bari macht Antoine zum Co-Autor des Filmes und treiben dabei die Idee auf die Spitze, dass ein Blinder das Gleiche tun kann, wie ein Sehender. Was die Sinne nicht wahrnehmen, ersetzt einfach die Fantasie

Monica und David (Freitag, 30. September)

Monica und David heiraten in einer romantischen Zeremonie, dabei ist es durchaus außergewöhnlich, dass sich beide das ja-Wort geben. Sie haben das Down-Syndrom. Es kommt nicht sehr oft vor, dass Menschen mit dieser Behinderung heiraten. Es handelt sich bei dem Film um ein „intimes, unverkrampftes Porträt zweier Menschen, die ihr eigenes Leben gestalten – auch wenn sie immer auf fremde Hilfe angewiesen sein werden.“

Eine flexible Frau (Montag, 3. Oktober)

Die Projekte, die für die Architektin Greta in Berlin realisiert werden, sind zu profan und zu profitorientiert für sie. Mit 40 verliert die alleinstehende  Mutter,  die nie so recht die Karriereleiter hoch klettern wollte, ihren Job. Die Stellensuche macht ihr deutlich, was sie in der Gesellschaft ist: Eine Ware, die sich verkaufen muss: im Callcenter, beim Business-Coach. Auf Partys ihrer Freunde muss die Architektin auf der Verliererspur der Gesellschaft zusehen, wie die Gewinner der Arbeitswelt jeden Zweifel wegargumentieren. „Selbst die Emanzipation scheint nur Mittel zum Zweck: Flexible Frauen werden gelobt und gleichzeitig ausgenutzt – als billige Arbeitskräfte und dazuverdienende Ehefrauen. In einem Wechsel von Handlung und philosophischer Betrachtung erzählt dieser Spielfilm vom Scheitern einer unangepassten Frau.“

Rainbow-Warriors (Dienstag, 4. Oktober)

Rainbow Warriors (Veranstalter, keine CC-Lizenz)

Der Film handelt von dem legendären Greenpeace-Schiff „Rainbow-Warriors“, das vor der Küste Islands gegen den Walfang demonstrierte. Während der Fahrten dieses Schiffes, durchkreuzt sie die Schussbahn von Walfängern, legt sich mit Atommüll-Frachtern an und demonstriert gegen Nukleartests. Bis Mitte der 80iger Jahre war das Schiff, um das sich dieser Film dreht, im Einsatz.

Fritz Bauer – Tod auf Raten (Mittwoch, 5. Oktober)

„Nichts gehört der Vergangenheit an. Alles ist Gegenwart und kann wieder Zukunft werden“. Dieser Satz Fritz Bauers, Widerstandskämpfer gegen das Naziregime, spiegelt wider, was den Juristen bei der Aufarbeitung des Nazisystems antreibt. „Die Dokumentation führt in eine Zeit, in der vor allem die ältere Generation in Deutschland die NS-Vergangenheit verdrängte. 1968 starb Fritz Bauer. Sein überraschender Tod ist bis heute ungeklärt.“

Die Zeit ihres Lebens (Donnerstag, 6.Oktober)

„Wenn britische Intellektuelle im Altersheim leben, tun sie das mit Stil. In der Residenz Mary Feilding Guild im Norden Londons erscheint man zum Essen in Kostüm und Anzug. Das Seniorenheim ist bekannt dafür, alte Menschen körperlich und geistig besonders zu fördern. Hier leben auch Alison, Hetty und Rose, zusammen 290 Jahre alt. Die eine ist Autorin, die andere Journalistin, die dritte Friedensaktivistin. Die drei verbindet eine selbstironische Art und die Freude daran, ihre Erfahrungen weiterzugeben. In einer Lebensphase, die in unserer Gesellschaft als unproduktiv gilt, mischen sie sich ein in öffentliche Debatten – mit Zeitungsartikeln und bei Demonstrationen. Ein respektvoller Blick auf das hohe Alter, wie es sich jeder wünschen würde.“

Teenage Response (Freitag, 7. Oktober)

„Alles in Plastik gepackt, alles abwaschbar“, so sieht Anton das kontrollierte Leben der Erwachsenen. Er ist einer von 13 Berliner Jugendlichen, die der Kritik an ihrer Generation ihre eigenen Geschichten und Gedanken entgegensetzen. In „Teenage Response“ zeichnet die Regisseurin Eleni Ampelakiotou unverfälschte Porträts von Heranwachsenden. Sanft, angriffslustig, ernst und poetisch schildern die Jugendlichen ihre Erlebnisse in der Familie, unter Freunden, in der Schule und in der Liebe. Fakten wie Alter, Abschluss oder Ausbildung interessieren nicht, es geht um das Innere der jungen Menschen. Der Film durchwebt ihre Erzählungen mit eindringlicher Musik, Licht- und Rauminstallationen, die ihre starken Charaktere widerspiegeln.“

Wenn nicht anders gekennzeichnet, entstammen die Zitate den Beschreibungen des Veranstalters.

Die Filme beginnen ebenfalls jeweils 20 Uhr. Im Anschluss Raum zur Diskussion zur Verfügung stehen. Am Samstag, 8. Oktober, wird es mitden „Tornados“ eine Abschlussparty, ebenfalls im IKuWo, geben. Mehr Informationen zum Filmfestival sind auf der Internetseite des IKuWo zu finden.

Foto: pinky moemox/ jugendfotos.de