Über seine Ziele für die Landtagswahl, die Kreisgebietsreform, einen Abwahlantrag und den Bahnverkehr führte der webMoritz mit dem Bürgerschaftspräsidenten und Landtagsabgeordneten Egbert Liskow (CDU), der erneut zur Landtagswahl antritt, ein Interview durch. Die Fragen stellte David Vössing, die Liskow schriftlich beantwortete.

webMoritz Am 4. September sind Landtagswahlen. Sie treten als Landtagsabgeordneter wieder für den Wahlkreis Greifswald an. Warum sollten Studenten Sie wählen und nicht beispielsweise Ministerpräsident Erwin Sellering oder FDP-Kandidat David Wulff, der gerade sein Studium beendet hat?

„Ich will mich für zügige Sanierung der Altbausubstanz einsetzen“

Liskow will sich für eine Sanierung der Altsubstanz wie hier des Historischen Insituts einsetzen.

Egbert Liskow Wenn junge Menschen nach dem Studium in Greifswald bleiben, hier ein Unternehmen und vielleicht auch eine Familie gründen, haben wir viel erreicht. Es ist sicher auch nicht schädlich, wenn der derzeitige Ministerpräsident, der ja in Schwerin mit Hauptwohnsitz lebt, in Greifswald kandidiert. Klar ist, dass der Einsatz für Greifswald mit ganzer Kraft geführt werden muss. Bei mir weiß jeder: Ich engagiere mich auch mal gegen die Parteilinie für meine Heimat Greifswald. Hier lebe ich. Hier bin ich in der Kommunalpolitik tätig. Und für Greifswald bin ich seit 2002 im Landtag aktiv. Ich werbe darum, dass die Menschen mich durch ihre Erststimme mit einem starken Mandat ausstatten und ich so weiter viel für Greifswald erreichen kann. Ganz speziell werde ich mich für eine bessere Sachmittelausstattung der Universitäten und Hochschulen und einer zügigen Sanierung der Altbausubstanz wie dem Campus Loeffler-Straße, der „Alten Physik“ und die Bibliothek der Geschichtswissenschaften einsetzen.

webMoritz Als Bürgerschaftspräsident kämpfen Sie gegen die Kreisgebietsreform. Warum schadet es, wenn Greifswald künftig Kreisstadt wird? Warum stellen Sie sich damit gegen die Landes-CDU, die zusammen mit der SPD in der Großen Koalition die Kreisgebietsreform beschlossen hat?

„Ich bin mit ganzem Herzen Greifswalder“

Egbert Liskow Wir haben 1989/90 die Demokratie gewonnen. Demokratie verträgt sich wenig mit Basta-Politik oder dem kritiklosen Zustimmen zu irgendwelchen Parteilinien. In der Demokratie muss man um Mehrheiten ringen. Wenn diese schließlich anders entscheiden, gilt es dies zu akzeptieren und das Beste daraus zu machen. Ich bin mit ganzem Herzen Greifswalder.Deshalb habe ich mich immer für Greifswald engagiert, auch als es schließlich um die Kreisstadtfunktion ging. Es ist gut, dass dies gelang. Nun gilt es nach vorn zu schauen und das Beste für unsere Stadt zu erreichen.

Egbert Liskow musste sich vor dem Untersuchungsausschuss massiver Kritik stellen.

Egbert Liskow konte sich bei der letzten Bürgerschaftssitzung nur mit 20 zu 20 Stimmen knapp im Amt halten.

webMoritz In der letzten Bürgerschaftssitzung scheiterte ein Abwahlantrag gegen Sie als Bürgerschaftspräsident nur knapp mit 20 zu 20 Stimmen. Gleichzeitig hat sich die Bürgerschaft den Unterausschussbericht zum Technischen Rathaus zu Eigen gemacht, indem Ihnen vorgeworfen wird, „nachweislich nicht die Wahrheit gesagt zu haben“. Sind Sie damit als Bürgerschaftspräsident noch haltbar oder sehen Sie es eher als Wahlkampfmanöver von SPD, Grünen und Linken, um Sie vor der Landtagswahl zu schädigen?

„Emotionen treiben in Zeiten des Wahlkampfs manchmal seltsame Blüten“

Egbert Liskow Jeder weiß, dass ich weder Bauherr noch Bauträger des technischen Rathauses bin, trotzdem schlagen in Zeiten des Wahlkampfes die Emotionen manchmal seltsame Blüten. Es gibt Leute, die mit aller Kraft versuchen die erfolgreiche Entwicklung, die die Hanse- und Universitätsstadt Greifswald seit 1990 genommen hat, zu zerreden. Wir haben unsere Universität gesichert und den Forschungsstandort ausgebaut. Es gibt die Anbindung an die A20. Wir sind die einzige kreisfreie Stadt mit Einwohnerzuwachs. Und die Sanierung unserer historischen Altstadt kann sich sehen lassen. Dafür hat die CDU in der Bürgerschaft und mit ihren Oberbürgermeistern Reinhard Glöckner, Joachim von der Wense und Arthur König die Weichen gestellt. Andere haben in den letzten 20 Jahren am Rand gestanden und gestänkert. Ich bedauere dieses Verhalten. Es hilft uns Greifswaldern nicht weiter.

webMoritz Die Deutsche Bahn hat seit Dezember 2010 die Bahnverbindungen von Greifswald nach Berlin und zurück gekürzt, sodass nun nur noch drei anstatt fünf Fernzüge pro Richtung fahren. Sehen Sie als verkehrspolitischer Sprecher Ihrer Fraktion Möglichkeiten des Landes, zusätzliche Züge bei der Bahn zu bestellen?

„Bessere Taktzeiten der Regionalzüge bei Ausschreibung erreichen“

Seit Dezember 2011 fährt die Bahn nur noch mit jeweils drei Fernverkehrszügen nach Berlin und zurück.

Egbert Liskow Das Land darf sich nicht von der Bahn erpressen lassen. Im Fall der Verbindungen nach Greifswald/Stralsund geht es um den Fernverkehr, während das Land nur auf den Nahverkehr einen unmittelbaren Einfluss hat. Klar ist, dass jede Ausdünnung des Bahnverkehrs negativ für ganz Vorpommern und die Ferieninseln ist. Das Agieren der Bahn AG senkt zudem die Attraktivität dieses umweltfreundlichen Verkehrsträgers. Deshalb will ich erreichen, dass das Land bei neuen Ausschreibungen eine Verbesserung der Taktzeiten der Regionalzüge durchsetzt und wir noch deutlicher auf die Konkurrenten der Bahn AG zugehen.

webMoritz Wie stehen Sie zu einem durchgehenden Regionalexpress von Rostock nach Greifswald?

Egbert Liskow Wir brauchen eine vernünftige Anbindung der Hanse- und Universitätsstadt Greifswald sowohl nach Rostock als auch in die Bundeshauptstadt Berlin. Wo das Land durch die Ausschreibung im Schienenpersonennahverkehr Einfluss nehmen kann, müssen wir diesen deutlich ausüben.

Fotos: Gabriel Kords (Liskow Aufmacher), Marco Wagner (Historisches Institut), Susanne Große (Liskow in der Bürgerschaft) Archiv (ICE)