Ein Gespenst geht um in Deutschland und es trägt den Namen enterohämorrhagisches Escherichia coli (EHEC). Dahinter verbirgt sich ein winzig kleines Bakterium, das aber im schlimmsten Fall zum Tode führen kann. Die Bakterien stammen zum Beispiel aus Kuhdärmen und sind für die Tiere ungefährlich, können jedoch für Menschen krankheitserregend oder sogar tödlich sein. In der Greifswalder Universitätsklinik sind bereits acht EHEC-Fälle bestätigt, außerdem besteht bei acht weiteren Patienten der Verdacht auf die Krankheit, teilte Professor Axel Kramer, Direktor des Instituts für Hygiene und Umweltmedizin der Universitätsmedizin Greifswald am 1. Juni mit.
Bundesweit geht man seit der ersten EHEC-Krankheitsmeldung von etwa 200 Verdachtsfällen aus, weiterhin gab es bereits zehn Tote. Normalerweise registriert das Robert-Koch-Institut etwa 800 bis 1.200 Fälle pro Jahr, allerdings auch mit leichterem Verlauf als aktuell. Symptome sind wässriger Durchfall, Übelkeit, Erbrechen und starke Bauchschmerzen. Im schlimmeren Fall äußert sich die Krankheit mit krampfartigen Bauchschmerzen, Fieber und blutigem Durchfall, da die gebildeten Giftstoffe (Toxine) die Zellen der Darmwand und Blutgefäßwände zerstören. Wenn die EHEC-Bakterien Blutveränderungen auslösen, nennt man dies HUS (hämolytisch-urämisches) Syndrom. Dieses ist auch verantwortlich für das aktuell auftretende Nierenversagen, das zum Tod führen kann.
Zahl der EHEC-Infizierten steigt jeden Tag weiter an
Mittlerweile konnte das Erbgut des Erregers entschlüsselt werden, Forscher sind nun dabei, eine Therapie gegen die Krankheit zu entwickeln. Bisher ist jedoch noch nicht ermittelt, durch welche Nahrungsmittel genau die Bakterien übertragen werden. Das Robert-Koch-Institut, Bundesinstitut für Infektionskrankheiten und nicht übertragbare Krankheiten, hat seit dem Auftreten der ersten Krankheitsfälle von dem Verzehr von Tomaten, Gurken und rohem Blattgemüse abgeraten. Für die Bauern in Deutschland und Spanien bedeutet diese Warnung hohe Umsatzeinbußen – waren es doch zuletzt spanische Gurken, die für den Keimherd gehalten wurden. Solange jedoch der genaue Krankheitsauslöser nicht gefunden wurde, kann man nur hoffen, dass sie die Betroffenen erholen und es keine weiteren Todesfälle geben wird.
* Update*, 05.06.2011
von Martin Hackbarth und Marco Wagner
Wie aus einem Bericht der Tageszeitung (taz) hervor geht, meinen Behörden des Landes Niedersachsen, die Ursache der EHEC-Epidemie gefunden zu haben. Demnach geht das Landwirtschaftsministerium Niedersachsens davon aus, dass der Erreger aus frischen Sprossen entstammt. Aus diesem Grund warnte Landwirtschaftsminister Gerd Lindemann während einer Pressekonferenz vor dem Verzehr von Sprossen. Zwar fehle noch der Labornachweis, allerdings sei die Indizienlage ausreichend, um eine solche Warnung heraus zu geben. Als Ursprungsort der verseuchten Sprossen wird ein Unternehmen aus dem Landkreis Uelzen angenommen. Der Betrieb wurde mittlerweile vorübergehend gesperrt. Zudem sei bereits bei zwei Mitarbeiterinnen des Betriebes EHEC nachgewiesen worden. Insgesamt starben bislang 21 Menschen an der Infektion, die norddeutsche Kliniken in Engpässe geraten lässt. Darüber hinaus geht aus Medienberichten hervor, dass die Anzahl der EHEC-Erkrankungen allmählich rückläufig sei.
Darüber hinaus hat die Universität ein „Informationsblatt zu Schutzmaßnahmen vor Erkrankungen durch EHEC“ heraus gegeben.
Fotos: Jessica Reimann (Artikelbild), Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung, Braunschweig (EHEC-Aufnahme, keine CC-Lizenz)
Auch der webMoritz berichtet über EHEC…
Folgende Punkte sind mir dabei aufgefallen:
1. Die Bakterien sind in Därmen und nicht Mägen zu Hause.
2. Die Fallzahlen sind nicht mehr auf dem aktuellsten Stand.
3. Die Uni, bzw. Dr. Kramer, haben ein Info-Dok erstellt. Das ging zwar allen Studierenden per Mail zu, sollte aber dennoch Erwähnung finden.
http://www.uni-greifswald.de/fileadmin/mp/6_infor…
Danke für die Hinweise. Wir haben sie in unser Update eingearbeitet.
Auf die Gefahr hin, mich zu wiederholen: Kernkompetenz der moritz-Medien ist nicht die bundesweite Berichterstattung. Die ganze Welt wird mit aktuellen Informationen über die EHEC-Krise in den großen Medien überschüttet, 90 % des Artikels sind daher mehr oder weniger sinnlos, da andere Medien mich besser und aktueller informieren. Trotzdem kann und soll der webMoritz das Thema aufgreifen, es ist wichtig und bewegt auch hier viele Gemüter. Doch wie? Indem sie die lokalen "Experten" zu den lokalen Ausmaßen und Maßnahmen zu Wort kommen lässt. Ein richtiges Interview mit Professor Axel Kramer wäre wesentlich sinnvoller gewesen: Wie "schlimm" ist die Situation in Greifswald (vll auch in ganz MV)? Welche Maßnahmen ergreift die Uni-Klinik? Inwieweit ist sie in die Ursachenforschung mit eingebunden? Besteht eine Zusammenarbeit mit den zentralen Behörden? Wenn ja, wie gut ist die Kommunikation? … eine kurze Zusammenfassung der aktuellen Sachlage hätte man in einem Vorspann über maximal zehn Zeilen schreiben können, eventuell mit dem Verlinkung zu den zentralen Behörden/Instituten.
p.s.: Dass das Info-Dokument der Uni-Klinik hier erst durch den Hinweis von Alexander Kendzia aufgenommen wird, finde ich sehr problematisch, macht es doch den Eindruck, dass die Autorin nicht wirklich gut recherchiert hat. Oder war es in ihren Augen einfach keine Erwähnung wert?
Wie man mit dem EHEC-Thema auf chauvinistische Art u. a. Werbung für lokale Produkte machen kann beweist hier unser Minister für Landwirtschaft, Umwelt und Verbraucherschutz ab 02:15: http://www.ndr.de/fernsehen/sendungen/nordmagazin…
Fazit: Nur am deutschen, hygienisch eingestellten Körper kann die Welt genesen!
Da wird auch mir übel.