Seit einigen Monaten ist das Freizeitbad in Greifswald geschlossen. Grund hierfür ist die falsche Berechnung der Statik der Dachkonstruktion, wodurch die Sicherheit nicht mehr garantiert ist.
Damit man nicht völlig vom Prüfungsstress aufgefressen wird, finden sich die verschiedensten Maßnahmen, um sich zu entspannen und neue Energie zu tanken. Ein Saunagang, ein Essen mit Freunden oder ein paar Bahnen im örtlichen Freizeitbad zu ziehen sind beispielsweise solche Mittel. Doch zurzeit ist das Schwimmen dort nicht möglich, da das Bad seit dem 3. November 2010 geschlossen ist. Nur der Sauna- und Gastronomiebereich ist von der Schließung nicht betroffen und kann weiterhin genutzt werden.
Schon im September 2010 erfolgten Sanierungsarbeiten am Dach des 1998 erbauten Schwimmbads, weil im Bereich der Oberlichter auffallende Durchbiegungen der Pfetten, den Längsträgern der Dachkonstruktion, bemerkt wurden. Die Pfetten verteilen die Last des 87 Meter langen Daches auf den sogenannten Bindern. Binder sind Trägerelemente, um große Weiten stützenfrei überspannen zu können. Im Falle des Greifswalder Schwimmbaddaches muss eine Spannweite von 32 Metern überbrückt werden.
Als ausführende Bausachverständige waren das Ingenieurbüro Schüler aus Neubrandenburg, das Ingenieurbüro für Tragwerksplanung und Baudynamik von Mario Binder aus Schwerin und das Ingenieurbüro von Herrn Kessel aus Hildesheim tätig. Sie empfahlen den Stadtwerken Greifswald, die Betreiber des Freizeitbads sind, die Ursachen für die Durchbiegungen zu ergründen.
Obwohl die Genehmigung der Baubehörde zur Wiedereröffnung für Anfang Oktober schon existierte, entschlossen die Stadtwerke sich dazu, ein erneutes Gutachten einzuholen, um die Konstruktionsdaten zu überprüfen. „Fest steht, dass hier keiner badet bevor nicht alles in Ordnung ist“, sagte Arnold Saweliev, der Geschäftsführer des Freizeitbads, Ende August letzten Jahres. Das vom Ingenieurbüro Binder angefertigte Gutachten stellte fest, dass „die rechnerische Sicherheit für die Statik des Daches nicht ausreichend gegeben ist“, so Steffi Borkmann, Pressesprecherin der Stadtwerke Greifswald.
Laut Gutachten hätte man schon in der Bauphase 1998 erkennen müssen, dass fehlerhafte statische Berechnungen zugrunde lagen und die Dachkonstruktion hätte verstärkt werden müssen. Dies muss nun nachträglich geschehen, der dazugehörige Sanierungsvorschlag wird ebenfalls vom Ingenieurbüro Binder ausgearbeitet. Er sieht vor, dass zusätzliche 18, jeweils 6,40 Meter lange Metallrohre das Dach zwischen den Bindern verstärken sollen, wodurch die statische Sicherheit wieder gewährleistet werden soll.
Am 16. Dezember 2010 wurde der Bauantrag bei der Stadt eingereicht, die Genehmigung wurde inzwischen erteilt. Am Montag, dem 17. Januar 2011, wurde das Freizeitbad für die Bauarbeiten vorbereitet, indem das Wasser aus den Becken abgelassen wurde. „Wenn alles optimal läuft, wird die Wiedereröffnung bereits Mitte Februar erfolgen“, so Steffi Borkmann. Die Stadtwerke rechnen damit, dass der finanzielle Aufwand rund 75 000 Euro betragen wird.
Durch die Schließung der Schwimmhalle haben die Umsatzerlöse bis Ende 2010 um 185 bis 190 0000 Euro abgenommen, allein die Einnahmen aus Schul- und Vereinssportnutzung machen dabei 82 000 Euro aus. Dem gegenüber stehen die geringen Ausgaben, zum Beispiel für Energie, mit circa 80 000 Euro. Trotzdem lässt sich der Verlust bis Ende 2010 auf etwa 110 000 Euro beziffern.
„Die erneute Schließung des Bades hat die Geschäftsführung und auch alle Mitarbeiter sehr betroffen gemacht“, so Arnold Saweliev, „Zu keiner Zeit hat die Geschäftsführung mit den Eintreten der jetzigen Situation gerechnet und wir werben um Verständnis, denn Sicherheit geht vor.“
Ein Bericht von Katrin Haubold