Für den heutigen Tag, den 10. November, waren zwei Infostände der NPD offiziell am Fischmarkt und am Ernst-Thälmann-Ring in Schönwalde angemeldet. Doch der Fischmarkt blieb ab 10 Uhr leer. Nur vier Polizeiwagen und zahlreiche Gegner des NPD-Standes waren dort – bis 15 Uhr war der Fischmarkt dann aber nahezu leer. Hin und wieder wurde das NPD-Mobil in der Innenstadt gesehen, so auch in der Friedrich-Loeffler-Straße und in der Anklamer Straße. Doch auf dem Fischmarkt waren sie trotz Sondernutzungsgenehmigung nicht.
Dafür waren sie in Schönwalde: Um 12 Uhr stand der NPD-Fraktionsbulli auf dem Parkplatz am Schönwalde-Center, etwa fünf Leute lassen sich der NPD zu ordnen. Es ist friedlich. Ein Polizeiwagen steht ebenfalls auf dem Rewe-Parkplatz. Die Beamten essen Döner. Der China-Imbiss braucht sich nicht zu fürchten. Die Nazis verteilen nichts und machen auch sonst kaum Anstalten.
Von der NPD ist zwei Stunden später nichts mehr auf dem Parkplatz zu sehen. Die Polizei sitzt in ihrem Bulli und überwacht die Lage, wo es allerdings gerade nichts zu überwachen gibt. Plötzlich sieht man vom Rewe-Parkplatz, wie der NPD-Bulli über die Anklamer Straße stadteinwärts fährt. Passanten bestätigten, dass das Fahrzeug schon oft durch die Straßen gefahren ist. Man hört zumindest keine Parolen.
Wie die Stadt in einer Pressemitteilung am Nachmittag mitteilte, baute die NPD stattdessen illegal ihre Stände im gesamten Stadtgebiet auf und wieder ab. Der Mitteilung ist zu entnehmen, dass die NPD nicht an den angemeldeten Orten erschienen und damit die Geduld des Rechtsstaates missbrauchen würde. An jedem unangemeldeten Ort, an der die NPD ihren Stand aufbauen wollte, konnte die Polizei in Abstimmung mit der Stadt heute Platzverweise verteilen.
„Stell dir vor, es ist NPD-Markt und kein Neonazi geht hin“, sagte ein Gegner des Infostands am Fischmarkt, für den die NPD bis 18 Uhr offiziell eine Genehmigung hat. Etwa vierzig Teilnehmer gegen den geplanten NPD-Stand hatten sich im Laufe des Tages immer wieder hier versammelt. Zuvor hatten verschiedene Initiativen zum Protest ausgerufen.
Kommentar: Katz- und Mausspiel der NPD
Dass die NPD demokratiescheu ist, braucht gewiss nicht mehr gesagt zu werden. Sie liebt die Meinungshoheit, um allen ihre einzig wahre Wahrheit verkünden zu können. Und so ist es nicht ungewöhnlich, dass es sie stört, wenn andere Leute auf ihrem Propagandaterritorium stehen und eine Gegenmeinung präsentieren. Doch dass sie Angst vor ihrem politischen Gegner hat, ist hingegen schon ungewöhnlich. Wie sonst könnte man es erklären, dass die NPD darauf verzichtete, ihren Informationsstand an so prominenter Stelle wie dem Fischmarkt zu errichten? Freilich waren zeitweise bis zu 40 Antifaschisten und engagierte Demokraten auf dem Fischmarkt, um das Gegengewicht zur rechtsextremistischen Propagandaorgel herzustellen. Allerdings hat das Neonazis bisher noch nicht davon abgehalten, an diesem Ort in Erscheinung zu treten. Stattdessen liefert sich die NPD mit Stadt und Polizei ein Katz- und Maus-Spiel und macht sich damit lächerlich.
Dabei ist die Strategie alles andere als das. Sie ist genau genommen sogar ziemlich geschickt. Auf der einen Seite wurden Polizei und antifaschistische Kräfte auf zwei Punkte der Stadt gebündelt: Fischmarkt und Schönwalde-Center. Währenddessen konnten die Neonazis ungestört mit ihrem mobilen Infostand durch die Stadt fahren und von dem Vorteil Gebrauch machen, spontan einen Infostand zu errichten. Dennoch ist diese Strategie recht schnell durchschaut worden, sodass es der NPD an keinem einzigen Ort gelang, über längere Zeit einen Infostand zu errichten und ihre Propaganda zu verbreiten. Kein Ort für Neonazis in Greifswald. Das ist das Fazit des Verstecke- und Fangspiels, das sich die NPD mit Stadt, Polizei und Bürgern der Stadt Greifswald lieferte.
Fotos und Bericht: webMoritz
*Ergänzung, 10. November, 20:36*: Auf dem Fleischervorstadtblog und daburna sind ebenfalls Beiträge zum Thema erschienen. Der originale Wortlaut der Pressemitteilung der Hansestadt Greifswald wurde mittlerweile auf dem Blog der Greifswalder Grünen veröffentlicht.
Diese nie erwachsen werdenden Kinder muss man nicht überbewerten. Sie bleiben meistens unter sich, weil es jedem anständigen Bürger peinlich ist, mit denen in Verbindung gebracht zu werden. Wer will schon mit wandelnder Dummheit schwanger gehen ?
Erzittert vor dem Volkssturm haha 😀
wohl eher ein laues lueftchen. Und eine peinliche Aktion, welche sich dem NSG gehabe nahtlos anschliesst.
Alleine das Auto "Schlachtschiff" zu nennen. Ach…ich mag diese verzerrte Wirklichkeit.
…und persönliche Beleidigungen nicht zu knapp.
Irgendwie müssen sie sich ihre eigene Unfähigkeit ja schönreden…
Nazis haben sich mit der Wahrheit schon immer ein bisschen schwergetan.
Bei der 24h-Vorlesung haben sie ja schon durch "nichts-sagen" geglänzt, heute mit "nichts-hinkriegen" noch einen draufgesetzt- Applaus!!
Alter bist du heftig drauf. (Das fasst Du wahrscheinlich sogar als Kompliment auf, ist es aber nicht.)
Wenn Menschen mit antidemokratische Menschen von Demokratie reden, wird mir komischerweise immer so schlecht, aber das liegt wahrscheinlich nur an dem inneren Widerspruch.
btw: Du machst dir Gedanken über den Kommentar über dir? Schon wieder ein Beispiel deiner absolut pathologischen dysfunktionalen Realitätswahrnehmung. Ich bekomme fast Mitleid mit dir.
Was meinst du denn mit "die Antifa", ich hab ja auch schon von denen soviel gehört und gelesen von denen. Ist das ein Verein, ein Geheimorden oder irgendwas anderes?
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Im Übrigen seid doch froh, dass es die NPD gibt. Mal frei nach Brodkorb als er neulich in HGW war: Die NPD hält einen Teil der extremen Kräfte unter Kontrolle, die sich sonst längst radikalisiert hätten. Mir persönlich sind Nazis mit Wahlkampfständen lieber, als Nazis, die Dönerbuden zusammenlegen… Bei den Ständen melden sie sich wenigstens an 😉
>Mir persönlich sind Nazis mit Wahlkampfständen lieber, als Nazis, die Dönerbuden zusammenlegen.<
Mir persönlich sind gar keine Nazis lieber.
Die NPD vereint übrigens beide Aspekte, nennt sich bei denen "Kampf um die Parlamente" und "Kampf um die Straße". Beide Aspekte sind in der NPD untrennbar miteinander verbunden und ergänzen sich. Das ist ja gerade in Sachsen und MV beispielhaft zu beobachten.
"Mir persönlich sind gar keine Nazis lieber. " Zustimmung.
Aber gerade von der extremen rechten Szene wird die NPD doch sogar abgelehnt. Bevor also alle dahin laufen, werden sie vorher abgefangen. Und immerhin – die NPD muss sich der öffentlichen Auseinandersetzung stellen – das muss eine Kameradschaft oder dergleichen nicht. Folglich hält die NPD durch ihre Existenz eine beständige Bewusstmachung des Problems aufrecht.
Zwischen NPD und Freien Kameradschaften gibt es in MV sehr enge personelle und politische Überschneidungen. Das wird allein schon an der Liste der Landtagsabgeordneten der NPD sowie der Mitarbeiterriege sichtbar, wo die Freien Kameradschaften sehr ausgiebig vertreten sind.
Ich halte es daher für Augenwischerei, wenn hier ein Dissenz zwischen NPD und Freien Kameradschaften herbeigeredet wird, den es de facto nicht gibt.
In anderen Bundesländern ist das Verhältnis zueinander wiederum höchst unterschiedlich geregelt. Es liegt immer an drei wesentlichen Punkten: 1. Hat die NPD eine eigene Basis in der Fläche oder muss sie dort auf Freie Kameradschaften zurückgreifen. 2. Gibt es traditionelle Konflikte oder Verbundenheiten der Akteure vor Ort? 3. Gibt es Personen in führenden Positionen (oder die solche anstreben), die die Kräfte auseinandertreiben oder zusammenführen? (Hier insb. auch das Phänomen der regelmäßigen Hahnenkämpfe und Grabenkrieg unter den faschistischen Obergockeln.)
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Antifaschismus natürlich an und für sich nicht, jedoch mind. 90% der Leute die hinter dieser "Bewegung" stehen, auch wenn sie nicht als homogene Strömung angesehen werden kann. Auch die Definition wann etwas "faschistisch" ist, weicht natülrich ab, für den einen ist der "normale" Konservative schon ein "Faschist"…
Nicht Homogen in ALLEN ihren Intressen… jedoch habe ich viele die sich selbst so bezeichnen, als ziemlich verbohrt kennengelernt!
Die Schulungsunterlagen über den Gebrauch von Quellen des politischen Gegners gegen ihn (Silone, Luxemburg, Meinhof) kommen auch in der erwähnten Arbeit vor. Keine Angst.
Informativer Artikel und sehr treffender Kommentar. Die NPD als kleine süße braune Maus, die mit ihrem Bäckerwagen panisch durch Greifswald hetzt. Eine schöne Vorstellung. Die Paranoia, die aus diesem Verhalten zeugt, ist wieder ein tolles Zeugnis rechter Wahnvorstellung. Man sind die kaputt.
Interessanterweise sind Artikel und Kommentar ohne erkennbare Autorenschaft. Ich vermute dies geschieht aus der (scheinbar nicht unbegründeten) Angst, dass die Autor_innen Ziel von rechten Anfeindungen oder gar Übergriffen werden könnten. Scheinbar haben wir wohl doch ein paar rechtsextreme Probleme in Stadt und Region, sonst wäre diese Angst seitens des Autors bzw. der Autorin ja nicht vorhanden.
btw: Bei http://greifswald-inpo.tk habe ich auch noch eine sehr "interessante" Einschätzung, der gestrigen Ereignisse gefunden.
Ich kann die Entscheidung, diesen Text ohne namentliche Nennung zu veröffentlichen, gut nachvollziehen. Auf einer anderen lokalen Naziseite wurden zum Beispiel zwei Blogger, die zum Protest gegen den Stand aufriefen, namentlich in dem braunen Fließtext und als eigener Tag erwähnt. Außerdem wurde ein anderer Antifaschist, der vor Ort war, mit Klarnamen enttarnt.
Steht dann etwas weiter tiefer auf der gleichen Seite sowas wie "Die Zukunft wird nun mal nicht mehr auf hochgeistigen Colloquien oder rauschenden Konventen erstritten, sondern nur durch zähes Niederringen des politischen Gegners – gleich ob es sich dabei um blankes Parkett oder die raue Straße handelt."
kann ich gut nachvollziehen, dass die webMoritz-Redaktion da keine Lust drauf hat. Allen anderen sei ans Herz gelegt, sich dadurch nicht in ihrem Engagement bremsen oder einschüchtern zu lassen!
@wayne_inter
Wie kommst du darauf, dass wir ein rechtes Problem in der Stadt haben, wo doch hier in den Kommentaren immer das Gegenteil geschrieben wird?
Stimmt, wenn es hier in den Kommentaren steht, wird es wohl kein Problem mit Rechtsextremismus geben.
Obwohl: Vielleicht haben ja auch nur die entsprechenden Kommentarschreiber einfach kein Problem mit Rechtsextremismus. Bloß aus welchem Grund könnte man kein Problem mit Rechtsextremismus haben? *grübel*
In einer früheren Variante des Textes war noch ein Name eines Verfassenden zu lesen. Kann man rausnehmen, wurde aber sicher schon registriert, wer es war. Und ich finde schon, dass man mit seinem Namen Stellung beziehen sollte, kann aber Angst vor Konsequenzen einer bisher nie für ihre Gewaltlosigkeit bekannte Szene verstehen. Einen eigenen Tag zu bekommen, das ist doch mal was…
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Gut beobachtet !
Hatte mir vor ein paar Tagen auch einen Screenshot davon gemacht 😉
Der Kollege muss – was ich übrigens wieder sehr witzig finde – bei Google AdSense einstellen, dass die Wochenzeitung eine "Konkurrenzseite" ist und diese blockiert werden soll.
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