Gestern Nachmittag war es also soweit, dass ich meinen spontanen Entschluss, beim Citylauf mitzumachen, in die Tat umsetzen musste. Gerade einmal vier Wochen Training habe ich absolviert und überhaupt keine Ahnung, welche Zeit es werden sollte. Aber das war auch nicht wichtig, denn das Ziel war „Durchhalten!“.

Flyer des 4. Citylaufs

Flyer des 4. Citylaufs

Vorher galt es jedoch herauszufinden, wo denn überhaupt der große Lauf stattfindet. Die Veranstaltungsseite veröffentlichte am Mittwoch, d.h. gerade einmal drei Tage vorher den Streckenplan. Dort wird fröhlich angepriesen, dass diese „sich auch 2010 nicht geändert“ hat und deswegen finde ich es erst Recht unverständlich, warum man so lange damit gewartet hat. Aber vielleicht erwartete man einfach keine Neulinge, sondern nur Teilnehmer, die zum vierten Mal dabei sind?!

Abgesehen davon, klappte die Organisation für eine Veranstaltung dieser Größe ganz gut, was hauptsächlich an der unaufgeregten Ausführung lag. Das „Basislager“ im Sitzungssaal des Rathauses hatte seinen eigenen Charme und war dankbarerweise gut beheizt. Jeder Läufer konnte dort seine Sachen lagern und bekam sein Lätzchen mit Startnummer und Schnipsel für die Schuhe zur elektronischen Zeitmessung ausgehändigt. Letztere konnte man nach dem Rennen gegen eine Tasse eintauschen und als Tombolalos verwenden. Zu gewinnen gab es Karten für den anstehenden Kampf von Boxweltmeister Sebastian Sylvester, der am 5. Juni in Neubrandenburg seinen Titel verteidigen wird.

Das Wetter zeigte sich von seiner nieseligen Seite, was die matschigen Streckenabschnitte zu pfützenbestückten Ausrutschproblemzonen machte und nicht allzu viele Zuschauer anzog. Für laute Unterstützung war dennoch gesorgt dank der Trommlergruppe chillislaps aus Greifswald und der Stralsunder Trommelschule „Trommel mit“.

Der Start in der Mühlenstraße verlief unspektakulär, da ich mich in den hinteren Reihen aufgestellt hatte und es dauerte eine Weile nach dem Schuss, bis ich endlich ins Laufen kam. Natürlich bin ich anfangs viel zu schnell gelaufen, aber man will ja nicht sofort alleine zurückfallen. Immerhin war ich nicht Letzte, was ein beruhigendes Gefühl war.

Der Parcours von 2,5 km (vom Markt zum Wall, am Tierpark vorbei zum Ryck, am Hafen entlang bis zur Kuhstraße und zurück zum Markt) musste viermal gelaufen werden. Zum ersten Mal wurde ich in der zweiten Runde überholt, bei etwa dreieinhalb Kilometern. Nach und nach tröpfelten dann die Athleten an mir vorbei und als ich nach zwei Runden wieder am Markt ankam, bekamen die Athleten vor mir ein ermutigendes „Eine Runde noch!“ entgegen gerufen, während es bei mir dann enttäuschenderweise „Noch zwei Runden!“ hieß. Immerhin wurde ich von niemanden zweimal überholt, dafür fehlten auch dem Erstplatzierten zwei Minuten.

Streckenverlauf einer Runde 2010

Der diesjährige Streckenverlauf - Startpunkt war am Mühlentor

Eine Runde später hatte mich dann auch Sebastian Sylvester überholt, der sowieso nur zum Training mitlief. Zu dem Zeitpunkt dachte ich ganz leise und fast unbewusst ans Aufgeben, weil es doch sicherlich peinlich wäre, so ganz am Schluss anzutrotten, wenn niemand mehr zuguckt. Aber andererseits wäre gerade das Aufgeben ein Grund, sich zu schämen und so bin ich weitergeschnauft. Die Versicherung eines Streckenpostens, dass ich nicht Letzte sei, motivierte mich zusätzlich. Das änderte sich jedoch einen halben Kilometer vor Ende, als wie aus dem Nichts vier Läufer auftauchten und mich scheinbar mühelos überholten. Nach mir kamen dann nur noch die Streckenposten, die die Absperrbänder und Warnschilder einsammelten. Meinen verzweifelten Bitten, mich doch auf dem Rad mitzunehmen, sind sie jedoch nicht nachgekommen.

Das letzte Stück zum Markt hin wollte ich eigentlich noch ein bisschen anziehen, aber diese Anstrengung war nicht mehr möglich und so trottete ich sieben Sekunden nach dem Vorletzten ins Ziel, nach gut siebzig Minuten und zehn Kilometern. Hurra, Erste von hinten, wie die Ergebnisliste verrät.

Getränke gab es für Läufer umsonst und so habe ich mir erstmal Wasser und (alkoholfreies) Bier besorgt. Es gab ein paar missmutige Stimmen, dass es nichts zu essen gäbe, nicht mal Bananen, aber das war mir in dem Moment egal. Meine Tasse habe ich abgeholt (und wenige Minuten später den Henkel abgebrochen), aber den anderen Schnipsel habe ich behalten und nicht als Tombolalos eingesetzt. So eine Erinnung an meinen ersten 10K-Lauf ist doch wesentlich schöner als die geringe Chance auf Tickets für einen Boxkampf.

Mal sehen, wann der nächste Lauf ansteht. Da böte sich z.B. der Fredrich-Gedenklauf in Lubmin im Oktober an. Mal sehen, ob bis dahin der Trainingswille bestehen bleibt und wenn ja, ob es dort Bananen gibt.

Bilder: Flickr-User „bionicteaching“ (Turnschuhe), Seite des Citylauf (Fyler), Open Street Map unter CC-Lizenz (Streckenverlauf)