Profs, privat – Sie lehren und forschen, lesen und schreiben. Und vor allem haben sie einen akademischen Titel. Die Professoren. Vorlesungen, Seminare, Prüfungsgespräche und Forschung bringen die schlauen Köpfe unter einen Hut. Doch welche Menschen stecken hinter den emsig Forschenden und Lehrenden. Woher kommen sie? Wohin wollen sie? Diesen und anderen Fragen stellen sich von nun an Professoren im Gespräch mit moritz. Den Anfang macht Professor Hans Pechtl, Lehrstuhlinhaber für Betriebswirtschaftslehre.
Professor Hans Pechtl lehnt sich in seinen Stuhl zurück. Vor ihm ein aufgeräumter Schreibtisch. Neben ihm ein dicht gefülltes Bücherregal. Der Lehrstuhlinhaber für allgemeine Betriebswirtschaftslehre (BWL), insbesondere Marketing, ist bereits seit zehn Jahren an der Uni Greifswald und fühlt sich in seinem Büro in der Loefflerstraße pudelwohl. moritz sprach mit dem gebürtigen Münchner über Privates, Professorendasein und Pils.
moritz Wie verschlägt es einen Bayern in den hohen Norden?
Hans Pechtl Das hat sich so ergeben. Eine Lehrstuhlvertretung war ausgeschrieben. Als junger Habilitand habe ich mich darauf beworben. Wählerisch war ich damals nicht. Ich habe mich auf fast alles beworben. Große Hoffnungen habe ich mir nicht gemacht, dass die Bewerbung erfolgreich wäre. Umso überraschter war ich als mich der Anruf mit der Zusage erreichte.
moritz Vermissen Sie in Greifswald etwas aus Ihrer Heimat?
Hans Pechtl Eigentlich nicht. Auf Weißbier und Würschtl kann ich problemlos verzichten. Hier habe ich eine sehr schöne Aufgabe, gute Lehrbedingungen und ein nettes Arbeitsumfeld. Wir arbeiten hier schließlich, wo andere Urlaub machen. Nichtsdestotrotz verbindet mich mit meiner Heimat sehr viel. An erster Stelle meine Frau.
moritz Fahren Sie oft gen Süden um Ihre Frau zu sehen?
Hans Pechtl Ja, ich bin ein klassischer Pendler. Ich fahre immer mit dem Nachtzug. 13 Stunden ist man unterwegs. Aber das hört sich schlimmer an als es ist. Den größten Teil der Fahrzeit verschlafe ich immer. Donnerstagabend geht es meist los und am nächsten Morgen kann ich mit meiner Frau am Frühstückstisch sitzen. Manchmal kommt sie mich auch hier im Norden besuchen.
moritz Das klingt stressig. Sind Sie dennoch froh sich für die akademische Laufbahn entschieden zu haben?
Hans Pechtl Ja, mein Beruf macht mir Spaß. Ich habe mich relativ früh für ein BWL-Studium in Passau entschieden. Danach ging es Schritt für Schritt weiter. Bis nach Greifswald. Zu stressig ist es mir nicht. Die Freizeit- und Arbeitsbereiche sind zwar eng miteinander verwoben, aber damit lernt man zu leben.
moritz Welche Erinnerungen verbinden Sie mit Ihrer Studienzeit in Passau?
Hans Pechtl Das war eine tolle Zeit. Ich habe das erste Mal allein gewohnt. Zu Beginn in einem Haus mit sechs anderen. Später im Studentenwohnheim. Insgesamt habe ich neun Semester studiert. Die ersten Semester waren zugegebenermaßen eher freizeitorientiert. Im Hauptstudium habe ich schnell verstanden, dass ich mehr machen muss. Außerdem habe ich während des Studiums meine Frau kennen gelernt.
moritz Ist Ihr Wunschstudienfach schon immer die BWL gewesen?
Hans Pechtl Eigentlich schon. In der Schulzeit habe ich bereits durch mehrere Praktika Erfahrungen in Unternehmen gesammelt. Ich galt in der Schule nicht ohne Grund als großer Geldverleiher. Die Archäologie hätte mich auch interessiert. Ich bin klassischer Althumanist. Geschichte war eines meiner Hauptfächer im Abitur. Altgriechisch gehörte auch zu meinen Prüfungsfächern. Aber mit einem Archäologiestudium wären meine Berufsmöglichkeiten wesentlich eingeschränkter gewesen. Das hat mich letztlich davon abgehalten.
moritz Was machen Sie neben der Arbeit?
Hans Pechtl Viel Zeit für Hobbys bleibt nicht. An den Wochenende gehe ich oft wandern oder Bergsteigen. Mit meiner Frau fahre ich auch gern in den Urlaub. Im Frühjahr Richtung Kanarische Inseln. Im Sommer Italien. Meine Frau schleift mich in München auch öfter mal in die Staatsoper. In Greifswald wohne ich zwar direkt gegenüber vom Theater, doch bisher war ich nur vier Mal dort. Der Fußballsport interessiert mich einfach mehr als das Kulturleben.
moritz Waren Sie früher Dauergast in den bayrischen Fußballstadien?
Hans Pechtl Ja, ich bin oft bei Spielen von Bayern München und Unterhaching gewesen. Der Eintritt lag damals auch bei erschwinglichen zwei Mark. Das konnte ich mir als Schüler gut leisten. Heute bin ich nicht mehr oft bei Fußballspielen dabei. Ich war zugegebenermaßen auch noch nie in der neuen Allianz-Arena. Im Rostocker Stadion habe ich bisher nur ein Spiel live gesehen: Rostock gegen Bayern. Aber ich verfolge das Fußballgeschehen immer am Radio. Das ist für mich ein fester Termin in der Woche.
Das Interview führte Grit Preibisch