Der 8. März ist der Internationale Frauentag. In Greifswald wurde dieser nicht mit Rosen, sondern unter anderem mit einer Demonstration und einem Konzert „zelebriert“ – bzw. eben nicht.

Ein Beitrag von Lena E. Schröpl und Anne Frieda Müller.

Unter dem Motto „Ich will keine Rosen, ich will anerkannte Rechte“ trafen sich am 8. März um 17:30 Uhr ca. 70 Menschen jeden Alters und Geschlechts am Hauptbahnhof, um für Gleichberechtigung nicht nur von Frauen*, sondern von allen Geschlechtern, zu demonstrieren. Zwei Stunden tanzten die Demonstrierenden trotz Kälte durch die komplette Innenstadt, begleitet von Female-Empowerment-Songs. Die Demo war als eine Nachttanzdemo ausgeschrieben. Die Stimmung war demnach locker und ausgesprochen freundlich. In der Langen Straße schlossen sich weitere Menschen der Demo an, sodass zwischendurch an die 100 Menschen teilnahmen.

Die Musik wurde ab und zu von Redebeiträgen unterbrochen, die dazu aufriefen, den Tag zum Frauen*kampftag zu machen. Kämpfen für anerkannte Rechte, kämpfen für Gleichberechtigung, kämpfen für sexuelle Selbstbestimmung, kämpfen gegen §219a. Man könne den Frauen*tag erst dann feiern, wenn alle Geschlechter gleichberechtigt seien. Frauen* wurden außerdem in den Redebeiträgen dazu ermutigt, sich nicht hinter Selbstzweifeln und von der Gesellschaft vorgeschriebenen Body Images zu verstecken. Parolen wurden nur wenige gerufen, im Vordergrund standen die Musik und die Redebeiträge.

Die Route führte an einer Studentenverbindung und am Dom vorbei. An diesen Stationen wurde auf aktuelle Missstände der Gleichberechtigung in Verbindungen und der Kirche aufmerksam gemacht. Dabei erwähnte die Sprecherin nicht nur in der Kirche generell, sondern sprach explizit aktuelles Geschehen in der Nordkirche an.
Um 19:30 Uhr endete die Demo am Marktplatz. Man bot allen Demonstrierenden die Möglichkeit, selber einen Redebeitrag zu leisten, sowie noch ein bisschen auf dem Marktplatz zu tanzen. Dies wurde jedoch nicht ausgiebig genutzt und die Menschenmasse löste sich schnell auf. Ein wenig später konnte man in der Kabutze weitertanzen. Die DJs, die hier auflegten, waren weiblich sowie Mitglieder der LGBTQI+-Community.

Am 9. März gab dagegen die Powerfrau Barbara Thalheim im St. Spiritus ein Konzert zur Feier der Frau. Unter dem Titel „Vorsicht Frau!“ gab die mittlerweile über 70-jährige Sängerin Lieder über Frauen und alle, die sich als solche fühlen, zum Besten.

Das Konzert fand unter dem Motto „Vorsicht Frau!“ statt, da bei Postsendungen mit dem Hinweis „Vorsicht Glas!“ auf den sorgsamen Umgang hingewiesen wird.
Barbara Thalheim unterbrach die Songs mit Anekdoten aus der Bandgeschichte, in der sie viele starke, selbstbewusste Frauen kennenlernen durfte. Fakten aus der Frauenrechtsbewegung oder zu der Stellung von Frauen in der Welt im Allgemeinen folgten. Mit ihrer selbstbewussten Art begeisterte sie das Publikum, das größtenteils aus Frauen im mittleren Alter bestand.

Die Band, bestehend aus Felix-Otto Jacobi am Kontrabass, Rüdiger Krause an der Gitarre und Topo Gioia als Perkussionist, überwältigte ebenfalls mit Fingerspitzengefühl und einem Zusammenspiel von Weltklasse. Die Musik unterstützte die rauchige Stimme der Sängerin. Barbara Thalheim und ihre Band strotzten nur so von Selbstbewusstsein. Barbara Thalheim – eine Frau, die sich als Frau wohlfühlt und das auch zeigt. Das Konzert war eine schöne Anekdotensammlung für den Frauen*tag bzw. Frauen*kampftag.

Der Frauentag wurde zwar gefeiert, aber ebenso für einen Aufruf für Gleichberechtigung genutzt.

Bilder: Lena E. Schröpl, Leo Wegener