Im webmoritz gibt’s eine neue Kolumne! Passend zu meinen größer werdenden Geheimratsecken (der Kenner nennt es Oberschenkeldruckstellen) heißt die Sendung: Der Geheimrat. Ihr wolltet schon immer nutzlose Lebenstipps von einem Mann mit Haarausfall bekommen? Weiterlesen!
Ein Punkkonzert ist witzig, ein Punkkonzert ist schön
Die heutige Kolumne weicht etwas vom gewohnten Textformat ab und ist diesmal gespickt mit Tipps und Tricks, wie ihr ein Konzert überlebt. Anlass ist der erstmalige Besuch eines Billy Talent Konzertes. Von einem gemütlichen Pogo zu Red Flag träume ich schon seit der fünften Klasse. Zuerst müssen jedoch ein paar Begrifflichkeiten geklärt werden. Den Pogo erklärt die deutschsprachige Wikipedia sehr ansprechend:
„Grundsätzlich ist der Pogo ein Tanzstil, der auf kurzen und heftigen Körperkontakt zu anderen ebenfalls Tanzenden ausgerichtet ist. Bei härteren Varianten des Pogos zerren sich die Pogotänzer gegenseitig an der Kleidung und stoßen sich beim Abspringen voneinander ab.“
Weitere Bewegungsformen dürfen jedoch nicht vernachlässigt werden:
- Der Mosh Pit: härter als der Pogo, annähernd kreisförmiges Gebilde aus Menschen, die sich mit aller Kraft versuchen zu schubsen, sich anspringen und wild mit dem Kopf und allen anderen Extremitäten wackeln.
- Der Circle Pit: ähnlich dem Mosh Pit aber mit einer Orientierung: während des Schubsens rennen alle Teilnehmer im Kreis (möglichst in die gleiche Richtung). Endet oft in einem Mosh Pit (siehe 1.). Vergleiche: Circle Pit Rock am Ring – Youtube
- Die Wall of Death: Die Crowd teilt sich während der Strophe (einem ruhigeren Teil des Liedes) und wenn der (möglichst harte) Refrain einsetzt, rennen beide Seiten der Crowd mit aller Kraft aufeinander zu und treffen sich in der Mitte. Endet oft in einem Mosh Pit (siehe 1.). Vergleiche: Wall of Death Wacken – Youtube
Um derlei moderner Barberei zu überleben, muss zuallerst die Körperhaltung optimiert werden. Hände und Arme immer oben halten, optimal zwischen Bauchnabel und Schultern. Am besten eignet sich das Kreuzen der Arme vor dem Oberkörper. Damit können fremde Ellenbogen abgewehrt werden, im Sturzfalle sind die Arme bereit zum Auffangen der eigenen oder fremden Körperpartien und ihr streckt in dieser Körperhaltung keine Ellenbogen von euch weg, die andere Teilnehmer verletzen könnten. Für Frauen oder beleibte Männer mit extravagantem Klamottenfetisch: Solltet ihr ein Tank-Top tragen, eignet sich diese Haltung zum Festhalten der Brüste. Tipp: Kein Tank-Top tragen.
Nicht nur die eigene Haltung ist wichtig, sondern auch die Haltung des Körpers im Raum. Viel freie Fläche um dich herum mag für den Anfänger beruhigend sein, das ist aber ein weitverbreiteter Trugschluss. Entweder nutzt ein Konzertbesucher den Raum, um richtig abzudrehen, oder ein Altpunker nimmt mit gestreckten Knien Anlauf, um dir zu zeigen, wie Punk wirklich geht. Schlimmstenfalls befindest du dich in der Mitte einer Wall of Death (vgl. 3.) und du hast die akribische Planung derselben verpasst. Dann heißt es: Panik schieben. Der Tipp lautet daher: am besten in allen vier Himmelsrichtungen zumindest flüchtigen Körperkontakt wahren. Dann überrascht dich wenig.
Bekleidung: Flip Flops oder gar Barfußgang vermeiden. Abhängig von eurem Sicherheitsbedürfnis und der Schmerztoleranz deiner Mitmenschen kann auf Stiefel (Dr. Martens sind wieder cool und keine Nazi-Mode mehr, werden aber verstärkt von Hipstern getragen, daher Vorsicht!) oder auf Schuhe mit Stahlkappen zurückgegriffen werden. Für bandschwache Menschen eignen sich knöchelbedeckende Schuhe. Keine Ketten, Ohrringe, Uhren, Negligés oder Ray Bans tragen. Entweder gehen die Sachen kaputt oder ihr werdet stranguliert. Alle Arten Kostüme (Banane, T-Rex, Schwangerschaftstest, Häschen) sind jedoch erwünscht und geliebt. Profi-Tipp: Röcke meiden, vor allem beim Crowdsurfen. Vorsicht: fette rothaarige Engländer in Schottenröcken ohne Unterhose beherzigen diesen Tipp oft nur eingeschränkt.
Angst vor Schweiß oder dem intensiven körperlichen Austausch mit anderen Menschen solltest du als Besucher von Punk- oder Metalkonzerten besser nicht mitbringen. Interessanterweise lautet der Geheimrat der Woche ähnlich guten Tipps zum Sex: Deckung hoch und aufpassen, dass man nichts ins Auge kriegt.