Am 05.05.2017 lud der Seesportclub Greifswald Vereinsmitglieder, Greifswalder, Kinder und weitere Gäste aller Art zu einem Fest an den Hafen. Jenseits der Schwedenhäuser an der Ladebower Chaussee liegt das Vereinsgelände.
Eine Spundwand dient der Abstützung eines Geländes an der Grenze zum Wasser. Sie ermöglicht damit ein steil abfallendes Ufer und eine Landungsstelle für Schiffe. Der Spundwandbereich des Greifswalder Sportseeclubs wurde großflächig saniert, die Fertigstellung mit einem Fest eingeweiht.
Schon von weitem ist die Hüpfburg der Stadtwerke zu sehen, die bei jedem Greifswalder Event anwesend ist. Drum herum tollen Kinder, circa 100 Menschen sind auf dem großen Vereinsgelänge zusammengekommen. Sie alle wissen, warum sie hier sind, doch der Seesport ist den meisten nicht geläufig. Neben Segeln steht vor allem der sogenannte Seesportmehrkampf im Fokus. Dieser umfasst die Disziplinen Geländelauf, Schwimmen, Knoten, Wurfleinewerfen, Rudern und andere. Nicht alle Sportarten sind geläufig, jedoch orientieren sich alle an praktischen Aufgaben, die beim Fahren am und auf dem Wasser erledigt werden müssen. Zuerst zum Rudern: Gerudert wird entweder in einem Dinghi oder, wie in Greifswald, in einem Kutter. Das ist ein recht gedrungen wirkendes Schiff, das wenig mit den schlanken Booten gemein hat, die wir klassisch als Ruderboote kennen. Die schmalen kleinen Boote werden in diesem Verein nur in der Jugend verwendet. Beim Wurfleinewerfen soll nachgestellt werden, wie ein Schiff anlegt. Eine Leite mit Gewicht muss dabei möglichst gerade und möglichst weit geworfen werden. Der letzte zu erklärende Sport ist wohl das Knoten. Sieht erstmal unspektakulär aus, eine Ansammlung Metallstreben, über die Taue gelegt sind. An diesen müssen verschiedene im Bootsbetrieb gebräuchliche Knoten gebunden werden – in Wettkampfzeit. Wer denkt, das sei eine langweilige Veranstaltung, der irrt. Anneke Elsner, gebürtige Greifswalderin und mittlerweile Studentin in Leipzig, ist vierfache Deutsche Meisterin und beendet den Knotenlauf in 26 Sekunden. Für sechs recht komplizierte Verbindungen zwischen Tauen macht das zwei Sekunden pro Knoten.
Der Greifswalder Seesportclub ist auch im Teamsport erfolgreich. Neben diversen Einzeltalenten sind sowohl die Männer als auch die Junioren Deutscher Rekordmeister, das Damenteam holte zuletzt 2014 den Titel. Anneke Elsner betont, das sei nicht unbedingt das Besondere am Verein: „Seesport wird vor allem in Ostdeutschland betrieben und ist in Deutschland nicht gerade geläufig. Bei uns zählt insbesondere das familiäre Zusammenleben, das gemeinsame Pflegen der Anlage und der Spaß.“
Bedenkt man, dass NRW als bevölkerungsreichstes Bundesland keinen Seesportverband hat, wird deutlich, dass die Konkurrenzsituation nicht mit der bei deutschlandweiten Leichtathletikwettbewerben verglichen werden kann. Bei dieser Sportart zählt vor allem die Diversität der einzelnen Sportarten und die außergewöhnliche Bandbreite der körperlichen Betätigung, die dadurch möglich wird. Viele Sportvereine leiden an sinkenden Mitgliederzahlen, der Greifswalder Verein konnte seine Jugendarbeit jedoch weiter ausbauen und umfasst mittlerweile 170 Mitglieder. Anneke Elsner lacht: „Zum zusammen lachen und Sport treiben ist hier jeder eingeladen. Ein junger Syrer hat uns sportlich locker in die Tasche gesteckt, obwohl er noch nicht lange dabei ist. Momentan suchen wir vermehrt Kontakt zu Studierenden, die wir für Wassersport begeistern können.“
Bilder: Jonas Greiten