Gedenkveranstaltungen in Greifswald und Aktionswoche gegen Antisemitismus in Neubrandenburg.

Der Arbeitskreis für Kirche und Judentum im PEK sowie das Kulturamt der Universitäts- und Hansestadt Greifswald laden anlässlich des 78. Jahrestages der Novemberpogrome von 1938 zu einer Gedenkveranstaltung in der Mühlenstraße ein. Um 13 Uhr wird am Standort der ehemaligen Synagoge, gegenüber des Pommerschen Landesmuseums, den jüdischen Opfern der Reichspogrome gedacht. Am Abend hält Dr. Hartmut Ludwig im Bürgerschaftssaal des Greifswalder Rathauses einen Vortrag zum Thema „An der Seite der Entrechteten und Schwachen. Pfarrer Heinrich Grübers Hilfe für Christen jüdischer Herkunft nach dem 9. November 1938

 

> Mittwoch | 9. November 2016 | 13 Uhr, Mühlenstraße <

Die Reichspogromnacht von 1938

Zur Zeit des nationalsozialistischen Regimes, am 9. November 1938, zerstörten Angehörige der SA, der SS und mit Hilfe der von oben angeordneten Unterstützung durch die NSDAP landesweit über 1400 Synoagogen, sowie tausende jüdische Geschäfte, Wohnungen und Friedhöfe, darunter auch die Greifswalder Synagoge. Der bereits einige Jahre zuvor begonnene Boykott gegen jüdische Geschäfte war nur der Anfang einer staatlich-organisierten und durchgeführten Verdrängung und Vernichtung der jüdischen Bevölkerung, welcher Jahre danach in den Holocaust mündete. Dabei wurden alleine in der Pogromnacht etwa 400 Menschen ermordet und weitere 400 Menschen während dieser Tage getötet oder selbst in den Tod getrieben. Die Gesamtzahl der Opfer des Pogroms liegt Schätzungen zufolge bei etwa 1300 bis 1500. In Folge dessen wurden Tausende Jüdinnen und Juden ihres gesamten Besitzes enteignet und in die bereits errichteten Konzentrationslager Dachau, Buchenwald und Sachsenhausen gebracht, wo sie inhaftiert, gefoltert und auch ermordet wurden. In fast allen Städten nahmen auch nicht-organisierte Menschen, also große Teile der deutschen Bevölkerung, in nicht unerheblichem Maße an den Ausschreitungen teil: sie plünderten jüdische Geschäfte und Wohnungen, und beteiligten sich aktiv an den Angriffen auf Jüdinnen und Juden. Andere jubelten oder sahen tatenlos zu.

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Aktionswoche gegen Antisemitismus in Neubrandenburg

Als Teil der bundesweiten Reihe der Amadeu Antonio Stiftung organisiert die Gruppe Neubrandenburg Nazifrei eine Aktionswoche gegen Antisemitismus in der Vier-Tore Stadt. Spürbare antisemitische Äußerungen und Aktionen in der Gesellschaft grenzen das Problem nicht nur auf eine bestimmte Region ab, sondern sind bundesweit immanent. Die Veröffentlichung der neusten „Mitte-Studie“ zeigt, dass Antisemitismus nach wie vor ein Problem in Deutschland ist. Dabei wird die jüdische Bevölkerung, meist in der Argumentationsstruktur hinter der Kritik am Staate Israels, als Hauptschuldiger für weltweite Probleme genannt. Immer wieder sind auf bundesweiten Demonstrationen von Pegida und deren Ablegern unter dem Mantel des Anti-Zionismus versteckte, aber auch offen anti-semitistische Parolen zu hören. Keineswegs gehört die (unterschwellige) Hetze gegen Jüdinnen und Juden der Vergangenheit an, sondern ist auch heute ein Problem. Zwar hat sich die Ausdrucksform geändert, aber der grundlegende Antisemitismus, der in der Forschung zwischen einem religiösem, einem völkisch-rassistischen und einem antiisraelischen Antisemitismus unterschieden wird, ist geblieben.

Mit einer Gedenkveranstaltung am Mittwoch um 16 Uhr am alten Synagogenplatz in der Poststraße beginnt die Aktionswoche. Nachfolgend ein Überblick über alle weiteren Veranstaltungen in Neubrandenburg  sowie der Aktionswochenflyer der Gruppe Neubrandenburg Nazifrei:

09. November 2016, Mittwoch | 16:00 Uhr – Innenstadt | Gedenken am alten Synagogenplatz in der Poststraße

10. November 2016, Donnerstag | 19:00 Uhr – Hochschule, Hörsaal 2 | Vortrag zum Auschwitzprozess am Neubrandenburger Landgericht (kostenfrei, in Kooperation mit Context. Bausteine für historische und politische Bildung)

12. November 2016, Samstag | 13:00 Uhr – Tilly-Schanzen-Straße 17 |Stadtspaziergang auf den Spuren jüdischen Lebens in Neubrandenburg (kostenfrei, Dauer: ca. 2 Stunden)

13. November 2016, Sonntag | Filmvorführung „Rabbi Wolff“ |Einlass 18:30 – CineStar (kostenfrei, in Kooperation mit der 25. dokumentART)

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(Beitragsbilder: Tobias Packhäuser, Paul Zimansky)