Autor: Michael Bauer

Ein neuer Stern am Fantasy-Autorenhimmel: Daniel Illgers Debüt-Roman im Test.

Ahekrien im Jahr der bösen Ernte: die Natur ist ungnädig und den Menschen fehlt es an allem. Ein Kind von seltsamen Aussehen wird geboren, sein Name ist Mykar. Für die meisten Menschen aus seinem Dorf steht fest, er ist ein Skargat-Kind, eine Brut dämonischen Ursprungs. Dass Mykar dennoch am Leben erhalten wird, verdankt er Illiam, dem Dorfpriester. Freunde findet er keine, verbringt seine Tage als Ausgestoßener und Geächteter. Lediglich Cay, Illiams Sohn, pflegt ein freundschaftliches Verhältnis zu Mykar. Als eines Tages jedoch ein abscheuliches Verbrechen geschieht, muss das erklärte Skargat-Kind als Sündenbock herhalten und wird von den Dorfbewohnern nahezu totgeprügelt. Ohne, dass noch jemand von seiner Existenz weiß, lebt Mykar fortan im nahegelegenen Wald in einem Zustand zwischen Leben und Tod. Bis er erfährt, dass sein einstiger Freund Cay auf seine Hinrichtung wegen des Mordes an einem Adligen wartet. Mykar beschließt, ihm zu helfen und bricht auf. Auf seinem Weg trifft er auf seine Gefährten Vanice, Justinius und seine Magd Scara, von denen jeder seine eigenen Geheimnisse und Bürden trägt. Gemeinsam finden sie heraus, dass es bei dem Mord um viel mehr als nur Cay geht.

Bei „Skargat – Der Pfad des schwarzen Lichts“ handelt es sich um das Debüt von Autor Daniel Illger, der auf knapp 570 Seiten einen Fantasy-Roman in 3 Teilen abliefert, der inhaltlich doch ziemlich vielseitig daherkommt. Das liegt vor allem daran, dass mit den Geschichten der Hauptfiguren Mykar, Justinius und Vanice ein umfangreiches Geflecht um die Hauptstory gesponnen wird. Hinzukommen einige Nebenakteure, die ihre eigenen Interessen verfolgen und auf die eine oder andere Weise mit den Protagonisten verbunden sind. Der vielfach ausgesprochene Vorwurf, „Skargat…“ sei verwirrend und ließe sich nur schwer lesen, kann an dieser Stelle nicht bestätigt werden. Der Lesefluss wird dennoch hier und da ausgebremst und zwar durch den episodenhaften Aufbau des Romans. So wird an mancher Stelle die Spannung unterbrochen, um Hintergrundinformationen zu den Charakteren zu liefern. Derartige Episoden ziehen sich allerdings häufig unnötig in die Länge.

Hinzukommend wird hier und dort die beklemmend düstere Atmosphäre durch die Gestaltung der Sprache Mykars gestört. Wer ohnehin kein Freund des Ich-Erzählers ist, wird mit diesem Buch sowieso keine Freude haben, doch auch anderen Lesern dürfte Mykar nicht sonderlich sympathisch werden. Zu oft wirkt er ungewollt komisch, zu oft wirken seine Gedanken und Aussagen gekünstelt, wenn es um seine Zeit mit Cay oder um Cay selbst geht. Sicher, Cay war die einzige Person, die ihm wirklich mit Freundschaft und Respekt entgegen trat, aber es mag an Formulierungen wie „Nun war es zu spät. Nun war er verloren. Verloren. Verloren. Verloren.“ liegen, dass der Leser sich leicht genervt fragt: „Ach, komm schon, im Ernst?“

Das ist insgesamt sehr schade, denn Mykar nimmt wohl den größten Teil des Buches ein, sollte vielleicht die innovativste Figur des Romans darstellen und verliert so doch leider deutlich an Glanz. Der Leser ist nicht zuletzt dadurch viel interessierter an der Geschichte um Vanice, die ebenfalls bizarre Eigenschaften mit sich bringt, oder geneigt, sich auf die derbe Sprache des Adligen Justinius oder die vorlaute und verrückte Art von Scara zu freuen. Vanice und Justinius wirken im Vergleich zu Mykar deutlich ausgearbeiteter und fügen sich besser in die Welt Ahekriens ein (man könnte an dieser Stelle über eine etwaige Intention des Autors nachdenken, die Heimatlosigkeit Mykars über stilistische Mittel zu signalisieren), die der Autor im Übrigen sehr stimmungsvoll gestaltet hat.

Auch wenn die Welt nicht riesig erscheint, birgt sie doch sehr interessante Orte wie die Totenstadt, einem großen und nur scheinbar verlassenen Friedhof hinter einer bewohnten Großstadt. Nichts an Ahekrien wirkt unnatürlich, der Leser zweifelt trotz der unglaublichen Dinge, die sich ereignen, nicht einen Moment an der Authentizität der Phantasiewelt und findet so leichten Zugang zu dieser. Was sicherlich nicht jedem gefällt, ist das relativ offene Ende, welches eine Fortsetzung mehr oder weniger ankündigt. Aber hier offenbaren sich einmal mehr Überraschungsmomente, die „Skargat….“ in den Rang eines gut durchdachten Werkes erheben.

Fazit

Aller Anfang mag schwer sein, aber das kaschiert Daniel Illger mit seinem Debüt-Roman ganz gut. Sicher, frei von Schwächen ist „Skargat – Der Pfad des schwarzen Lichts“ nicht. Gerade die Ausarbeitung der Figur Mykars schwächelt ein wenig zu sehr, um im Falle dieses Romans von einem literarischen Endgegner sprechen zu können. Dennoch handelt es sich hierbei um Meckern auf hohem Niveau. Die Geschichte kommt mit unvorhersehbaren Wendungen daher und macht Lust auf mehr, und das nicht nur wegen des zum Teil offenen Endes. Auch wenn sich die eine oder andere langatmige Passage über die Buchseiten erstreckt, da ist man von so manch einem Bestseller sogar Schlimmeres gewöhnt. Wer damit also leben kann, sollte „Skargat….“ ruhig einmal anlesen. Wir warten auf eine Fortsetzung Herr Illger!

Titel: Skargat – Der Pfad des schwarzewn Lichts
Autor: Daniel Illger
Preis: 17,95 €
Verlag: Klett-Cotta
Seitenanzahl: 568