Sie wurde nur 17 Jahre alt. Trotzdem gilt Sibylla Schwarz als eines der größten Wunderkinder der Stadt Greifswald. Um die Bekanntheit der Barockdichterin zu steigern, startete der Förderverein Sibylla Schwarz das Filmprojekt „Sibylla Back in Town“. Am 1. Dezember feierte der fertige Film zusammen mit einer begleitenden Wanderausstellung Premiere im Pommerschen Landesmuseum.

Ihre Gedichte handeln von Liebe, Freundschaft, Krieg und Tod. Neben den im Barock üblichen Gelegenheitsgedichten schrieb Sibylla Schwarz über eine Vielzahl von Themen und bediente sich dazu unterschiedlichsten Dichtformen. Deutlich sind in vielen ihrer Werke ihre Lebensumstände zu erkennen. Die jüngste Tochter des damaligen Greifswalder Bürgermeisters erlebte die Besetzung der Stadt durch Wallensteins Truppen und die Schweden. Andererseits beschreibt sie auch die Schönheit des väterlichen Landgutes im kleinen Dorf Fretow. Sie kannte des Weiteren gut die Werke antiker Dichter, was sich im Stil und etlichen Formulierungen innerhalb ihrer Texte zeigt. Wie viele Dichter im Barock kopierte auch Schwarz mehr die Kunst der Antike als sich von subjektiven Erfahrungen leiten zu lassen.

Talentiert, aber vergessen

Im Alter von zehn Jahren hatte die 1621 in Greifswald geborene Sibylla mit dem Schreiben von Gedichten begonnen. Als sie sieben Jahre später plötzlich an der Ruhr verstarb, war sie eine Meisterin in allen damals in Europa verwendeten Dichtformen. Das alles trotz dem Umstand, dass sie in einer Zeit lebte, in der die Poesie eine Männerdomäne war. Zudem war Europa von Kriegen und Seuchen geplagt. Dennoch schaffte Sibylla Schwarz es, über 100 Gedichte sowie ein (nicht vervollständigtes) Theaterstück zu verfassen. Veröffentlicht wurden diese posthum im Jahre 1650 von ihrem Hauslehrer Samuel Gerlach. Allerdings geriet die Poetin nach ihrem frühen Tod immer mehr in Vergessenheit. Statt ihr wurde der Maler Casper David Friedrich zum bekanntesten Greifswalder Künstler. Zwar befassten sich seit dem 19. Jahrhundert wieder mehr Forscher und Literaturkenner mit ihr und Sibylla wurde mit der antiken griechischen Dichterin Sappho verglichen. Aber noch heute kennen nur relativ wenig Leute die Barockdichterin. Dies soll sich jetzt ändern.

Kein Mantel und Degen-Film

Zu diesem Zweck bedienten sich die Sibylla Schwarz-Forscher um Walter Baumgartner einem modernen Medium: Dem Film. Im August begannen die Dreharbeiten in und um Greifswald. Viele Darsteller gab es nicht. Neben Sibylla selbst, die von der Schülerin Philine Gebhardt gespielt wird, treten nur noch etliche Schwarz-Kenner aus der Hansestadt auf. Keiner von ihnen spricht, dafür laufen im Hintergrund Tonspuren mit rezitierten Gedichten von Schwarz. Insgesamt ist der Film sehr still. „Wir wollten keinen Mantel und Degen-Film“, erklärt Hedwig Golpon, die neben Baumgarten wesentlich zu der Entstehung des Kurzfilms beigetragen hat. Man sieht Sibylla, die nach über 400 Jahren nach Greifswald zurückkehrt und bekannte Orte der Stadt besucht. Aber weder sie noch die Menschen um sie herum wundern sich über den Umstand, dass Greifswald sich im 21. Jahrhundert befindet, sie selbst aber in Barockkleidern herumläuft.

Die Wanderausstellung, die den Film begleitet, führt mittels Textausschnitte der Dichterin durch deren Leben. Die Ausstellung basiert auf mehreren Stellwänden mit Beschreibungen, die zum Großteil auf literarischen Quellen basieren. Schließlich gibt es wenig schriftliche Überlieferungen über Sibylla Schwarz außerhalb ihrer Dichtung.

Bei der Filmvorführung erklärten die Produzenten ihre Motive und ihr Vorgehen bei der Erarbeitung. Daneben wurden Texte von Schwarz gelesen, einige Worte zur Ausstellung gesprochen und auf einem Cembalo barocke Musikstücke zum Besten gegeben.
Neben der Premiere wurde der Film bereits am 5. Dezember ein weiteres mal vorgestellt und kann noch am Freitag, den 19. Dezember zusammen mit der Wanderausstellung und Präsentation im Kulturzentrum St. Spiritus angesehen werden. Außerdem ist die Ausstellung, im nächsten April im Pommerschen Landesmuseum zu sehen. Der Film kann über den Förderverein erworben werden.

Foto: Sibylla Schwarz Förderverein