Die „Singende Säge“ gab den Ton an. Mit dieser ungewöhnlichen Art des Musizierens wurde am gestrigen Donnerstag um 18 Uhr im Alfried Krupp Wissenschaftskolleg der diesjährige polenmARkT eröffnet. Bis zum 30. November lädt das Festival der polnischen Kultur in Greifswald zu verschiedensten Veranstaltungen ein.
Bereits seit Mittwoch treten an verschiedenen Orten in der Stadt polnische Künstler auf. Gestern Abend erfolgte die feierliche Eröffnung, zu der neben etlichen politischen Vertretern aus Polen und Greifswald, darunter der Oberbürgermeister Dr. Arthur König und Universitätskanzler Dr. Wolfgang Flieger, die Öffentlichkeit geladen war. Die Festreden hielten Dr. Christian Suhm, Geschäftsführer des Wissenschaftskollegs, und Professor Alexander Wöll, Vorstandsmitglied des Vereins polenmARkT e.V. Suhm betonte vor allem die zentrale Rolle Greifswalds im deutsch-polnischen Dialog und appellierte daran, die herrschenden Beziehungen weiter zu stärken. „Greifswald ist durch seine geografische Position gewissermaßen eine Drehscheibe im deutsch-polnischen Austausch“, begründete er. Außerdem erklärte er, dass sich das Festival als Erbe von Berthold Beitz verstehe. Der Manager des Krupp-Konzerns war letztes Jahr verstorben. Beitz hatte im Zweiten Weltkrieg viele polnische Juden vor der Deportation in Vernichtungslager gerettet.
Auch Wöll bestätigt, dass der polenmArkT nach dem Tod von Beitz in dessen Tradition weitergeführt werden soll. Wöll stellte des weiteren das Programm des 17. Festivals polnischer Kultur in Greifswald vor. Dieses kann auf der Webside des Vereins eingesehen werden. Neben einigen Höhepunkten erläuterte der Vorstand den Geist des polenmARkTs: „Wir sind ein junges, ein studentisches Festival.“ Er verwies danach an das Institut für Slawistik der Universität Greifswald. Dieses hatte wieder einmal an der Umsetzung des Festivals mitgearbeitet. So hatte es zum Beispiel ein Seminar mit dem Namen „Essen und Trinken in den polnischen Wowodschaften“ gegeben. In diesem waren typische Gerichte nachgekocht worden. Am Ende war ein Kochbuch erarbeitet worden, dass während des gestrigen Festaktes zum Verkauf angeboten wurde.
Nach den Redebeiträgen folgte ein „Selbstzitat“, wie Wöll es ausdrückte: Die „Singende Säge“. Dabei wurde mit Hilfe eines Violinenbogens eine Säge zu einem Instrument. Angespielt wurde auf ein Konzert, das im letzten Jahr im Rahmen des polenmARkTes im Pommerschen Landesmuseum stattgefunden hatte.
Im Anschluss gab es eine Lesung in polnischer und deutscher Sprache. Gelesen wurde aus dem Roman „Saturn. Schwarze Bilder der Familie Goya“ von Jacek Dehnel aus Gdansk (Danzig). Zuerst trug der Autor selbst einen Ausschnitt auf polnisch vor, dann las der Schauspieler Marco Bahr den deutschen Text. Der Roman behandelt die Geschichte vom spanischen Maler Francisco de Goya, seinem Sohn Javier und dessen Sohn Marion. Die Sprache ist gefüllt von derben Slangausdrücken, die aber nach Aussage von Dehnel der von Goya entspricht. Dies könne anhand von über hundert Briefen des Malers an einen Freund nachvollzogen werden.
Um das Nachbarland Polen ein bisschen besser kennen zu lernen, hat moritzTV einen Beitrag vorbereitet:
Fotos: Juliane Stöver