Mal eine andere Protestform ausprobiert – erfolgreich ausprobiert. Landesbildungsminister Mathias Brodkorb kam am Donnerstag nach Greifswald. Aus diesem Anlass versammelten sich Studenten vor dem Pommerschen Landesmuseum zu einer Mahnwache, um auf das Haushaltsdefizit aufmerksam zu machen. Grund für die Anwesenheit war die Tagung des Wissenschaftsrats, die auch die Bundesbildungsministerin Johanna Wanka in die Hansestadt lockte.
Pünktlich um 18.30 Uhr eröffneten die Organisatoren der Mahnwache, Martin Grimm und Björn Wieland die Veranstaltung. Schnell fanden sich rund 60 Teilnehmer, bestehend aus Mitgliedern des Studierendenparlaments, des Allgemeinen Studierendenausschusses und interessierten Studenten zusammen, um gemeinsam auf das Hochschuldefizit aufmerksam zu machen. Wie auf einen amerikanischen Militärfriedhof wurden 77 Stühle auf dem Gelände vor dem Pommerschen Landesmuseum aufgebaut. Die Stühle standen hierbei für die 77 durch das Haushaltsdefizit bedrohten Stellen.
Die Tagungsteilnehmer des Wissenschaftsrats kamen um 19 Uhr gesammelt mit einem Bus vor dem Platz an. Um auch diese auf das Defizit aufmerksam zu machen griff Martin zum Mikrofon: „Bildung braucht Lehrpersonen. Die Personen müssen finanziert werden. Zwar hat der Bund die BAföG-Zahlungen komplett übernommen, doch noch ist nicht klar, was mit den freiwerdenden Mitteln geschehen wird.“ Viele Teilnehmer blieben stehen und lauschen gespannt den Worten. Ein Tagungsteilnehmer aus Halle äußerte sich besonders positiv: „In Halle haben wir eine ähnliche Situation, die Protestform ist interessant.“
Etwas später kam auch Landesbildungsminister Brodkorb auf dem Platz an. Er versuchte, sich unbemerkt an den Teilnehmern vorbei zu mogeln. Dennoch konnte Martin ihn aufhalten und versuchte ihm den Grund der Mahnwache klar zu machen. Brodkorb merkte an, dass der Universität Greifswald nur zwei Millionen Euro fehlen, die 13 seien viel zu hoch. Außerdem solle die Universität von den freiwerdenden finanziellen Mitteln einen „Batzen abbekommen.“ Kurz darauf verschwand er im Pommerschen Landesmuseum.
Auch die Rektorin der Universität, Professor Johanna Eleonore Weber, die persönlich an dem Empfang des Bildungsministers teilnahm, nahm sich ein wenig Zeit, um mit Martin zu reden. Seinem Empfinden nach wirkte sie sehr entspannt und wohlwollend und äußerte sich positiv über die Protestform.
Abschließend bedankte sich Martin bei den Teilnehmern und gab sich zufrieden mit der Veranstaltung: „Insbesondere in Bezug auf den kurzen Mobilisierungszeitraum bin ich sehr zufrieden. Die Gäste der Tagung haben alles gut gesehen und die Protestform, die wir ein erstes Mal ausprobiert haben, hat ein sehr gutes Bild abgegeben.“
Bereits gestern war Bundesbildungsministerin Johanna Wanka in Greifswald. In Absprache mit dem Rektorat einigten sich die Vertreter der AG Bildungsstreik, die den Protest organisierte, darauf, die gestrige Veranstaltung zu nutzen. Der Protest richtete sich an den Landesvertreter, da er nach dem Grundgesetz primär für die hiesige Hochschulpolitik zuständig ist.
Die Mahnwache kann als Generalprobe zum 3. November gesehen werden. An diesem Tag kommt die Bundeskanzlerin Angela Merkel als Abgeordnete für ihren Wahlkreis nach Greifswald um die Universität zu besichtigen. Für diesen Tag ist bereits eine große Veranstaltung geplant, um den bisherigen Protesten einen finalen Nachdruck zu geben.
Fotos: Tobias Bessert
Fragt die Studierendenschaft in Zukunft jetzt immer erst beim Rektorat nach, bevor sie protestiert?