Wir, die Redakteur*innen der moritz.medien, machen uns natürlich auch weiterhin Gedanken über unsere Umwelt und berichten daher in einem zweiten Teil unserer Nachhaltigkeitskolumne über weitere Themen, Tipps und Gedanken, damit ihr euer Leben (noch) nachhaltiger gestalten könnt.

Mit jedem Artikel, der im Rahmen dieser Kolumne erscheint, wollen wir euch in kleinen Schritten und in kleinen Bereichen eures Lebens zu mehr Nachhaltigkeit inspirieren. Ein Lebensbereich, der wahrscheinlich größer ist, als man denkt, den man jedoch nicht sofort mit dem Thema Nachhaltigkeit in Verbindung bringt, ist das Banking – vor allem unsere eigenen Geldeinlagen bei Banken oder Sparkassen. Im Folgenden wollen wir klären, wieso wir auch bei diesem Thema etwas genauer hinschauen sollten.

Disclaimer: Dieser Artikel ist kein Ratgeber für die Auswahl der besten grünen Bank. Vielmehr wollen wir euch einen ersten Einblick in das Thema ermöglichen. Am Ende des Artikels folgen Tipps und Verweise auf weitergehende Quellen, die euch bei einer Suche nach einer grünen Bank helfen oder weitere Informationen geben.

Wie arbeitet Geld für eine Bank?

Um zu verstehen, wie das Geld auf unseren Konten überhaupt „nachhaltig arbeiten“ kann, müssen wir zunächst einen kurzen Blick auf das allgemeine Geschäftsmodell einer Bank werfen. Eine reguläre Geschäftsbank verdient ihr Geld nicht nur aus Gebühren, die beispielsweise für Kontoführung oder Serviceleistungen anfallen. Zu einem großen Teil finanziert eine Bank sich aus dem Aktivgeschäft, das heißt der Kreditvergabe und den daraus resultierenden Zinseinnahmen. Dabei wird das Geld aus dem Passivgeschäft, also zum Beispiel von unseren Girokonten, für dieses Aktivgeschäft verwendet.

Vereinfacht gesagt, errechnet sich die Bank einen durchschnittlichen Anteil, der ihr in der Regel fest zur Verfügung steht. Auf unseren Konten bleibt im besten Fall nach Abgang aller Kosten noch ein Teil stehen, der in diese Rechnung einfließt. Hier gilt natürlich die Regel, dass viele kleine Teile zu etwas Großem werden. Viele Kleinstbeträge ergeben beträchtliche Summen, die die Banken für ihre Kredit- und Investitionsgeschäfte verwenden können. Die Bank lässt also einen Teil unseres Geldes für sich arbeiten. Doch was viele nicht wissen: Dabei fließt unser Geld häufig auch in Unternehmen oder Branchen, die wir normalerweise nicht direkt unterstützen würden.

Was sind grüne Banken?

Grüne, ethische, nachhaltige oder auch alternative Banken funktionieren im Prinzip nach dem gleichen Geschäftsmodell der konventionellen Banken. Der entscheidende Unterschied ist jedoch, dass sie ihre eigenen Tätigkeiten auf ökologische und soziale Aspekte untersuchen. Sie berücksichtigen diese – meist für ihre Kunden sehr transparent – bei ihren Entscheidungen für oder gegen Investitionen und Kreditvergaben. Durch gezielte Investitionen sowie durch gewisse Schwerpunkte und Ausschlusskriterien hinsichtlich der Kreditvergabe wollen sie so zu einer nachhaltigen Entwicklung beitragen. Meist bieten sie darüberhinaus weitere Funktionen und Aktionen an, die dieser Philosophie entsprechen – wie etwa den automatischen Ausgleich der eigenen CO2-Bilanz oder die Unterstützung von Klimaschutzprojekten aus einem Teil ihrer Einnahmen.

Grüne Banken, ethische Banken, nachhaltige Banken (mehr zum Begriffswirrwarr hier) – das Thema wird mittlerweile vermehrt, aber auch unter unterschiedlicher Begrifflichkeit betrachtet. Vor allem im englischsprachigen Raum hat sich in den letzten Jahren unter Schlagwörtern wie Green Finance, Sustainable Finance oder Green Banking einiges bewegt. Doch auch in Deutschland ist das Thema nicht unbedingt neu. Das zeigt sich unter anderem dadurch, dass sich bereits 1984 die Ökobank eG in Frankfurt gründete, die schon damals mit einem alternativen Geschäftsmodell warb.

Für den aktuellen deutschen Bankenmarkt wollen Webseiten wie der Fair Finance Guide oder die Seite „Geld Bewegt“ der Verbraucherzentrale etwas Licht ins Dunkel bringen. Die GLS Bank, die EthikBank, die Triodos Bank und die Umweltbank finden auf Seiten wie diesen besonders häufig Erwähnung, da sie sehr viele ökologische und soziale Standards in ihren Geschäftsentscheidungen berücksichtigen. Ebenso werden Banken kirchlicher Träger vorgestellt. Auch wenn bei diesen häufig Nachholbedarf in Sachen Klimaschutz besteht, schneiden sie laut Verbraucherzentrale noch relativ gut ab. Eine Bank, die in den Guides aufgrund ihrer Größe häufig keine Erwähnung findet, ist die Bank Tomorrow. Das junge deutsche Start Up gewinnt seit seiner Gründung im Jahr 2018 jedoch stark an Beliebtheit.

Welche Ziele verfolgen ethische Banken?

  1. Nachhaltige und ethische Investitionspolitik: Je nach Schwerpunkt investieren diese Banken nach Kriterien wie Umweltschutz und Sozialer Verantwortung, die durch gewisse Standards definiert sind. Häufig werden auch Mikrokredite in Entwicklungsländer vergeben oder besonders bedürftige Kreditnehmer*innen sowie nachhaltige Projekte mit Krediten unterstützt.
  2. Negativliste: Ethische Banken führen häufig eine Liste von Branchen und/oder Unternehmen, in die nicht investiert wird. Sie vermeiden dabei die Finanzierung der Rüstungsindustrie oder umweltschädlicher Energieformen (Kohle, Atomkraft) und spekulieren nicht mit Nahrungsmitteln. Außerdem zählen in der Regel Gentechnik, Tierversuche und mögliche Kinderarbeit oder sonstige Menschenrechtsverletzungen zu den Ausschlusskriterien bei der Bereitstellung finanzieller Mittel.
  3. Maximale Transparenz: Das Veröffentlichen der Investitionsprojekte sowie allgemein das Vereinfachen der Themen Banking und Finanzen ist für ethische Banken von besonderer Bedeutung.
  4. Kundenfreundlichkeit: Bei vielen ethischen Banken haben die Kunden die Möglichkeit der Einbindung oder sogar Mitbestimmung. Außerdem wird meist Wert auf eine smarte Online-Kontoführung gelegt.

Pro und Contra?

Die Vorteile einer ökologischen und ethischen Verwendung der eigenen Geldeinlagen liegen – vor allem nach Betrachtung der Ziele – wohl auf der Hand. Wenn wir bereits bewusst nachhaltige Kaufentscheidungen und auch Konsumverzichtsentscheidungen treffen, dann sollten wir wissen, dass wir auch mit der Auswahl unserer Bank indirekt entscheiden, was mit unserem Geld finanziert wird. Wenn wir in unserem Alltag Wert auf Umwelt und Soziales legen, wieso dann bei der Aufbewahrung unseres Geldes stoppen?

Einige Aspekte der nachhaltigen Banken kann man dennoch, je nach Präferenzen, als Nachteile sehen. Zum einen haben sie meist kein eigenes Filialnetz bzw. nur vereinzelt Filialen in größeren Städten. Auf persönliche Face-to-Face-Beratung muss also häufig verzichtet werden. Es werden jedoch andere Kontaktmöglichkeiten angeboten und darüber hinaus meist vielfältige Features zur Online-Nutzung, die diesen Aspekt ausgleichen sollen. Des Weiteren muss man die Gebührenverordnung der nachhaltigen Bank etwas genauer betrachten. Oft sind diese Banken bei den Gebühren der Kontoführung oder zusätzlichen Services doch etwas teurer. Dabei sollte man sich überlegen, welche Funktionen einem wirklich wichtig sind und inwiefern man die eventuellen Mehrkosten für ein besseres Gewissen in Kauf nimmt. Für Studierende bzw. junge Menschen gibt es außerdem bei einigen Banken spezielle günstigere Angebote.

Nicht zuletzt ist zu beachten, dass Begriffen wie „sozial“, „ethisch“ oder eben „grün“ und „nachhaltig“ keine allgemeinverbindliche Definition zugrunde liegt. Wenn man sich für einen Wechsel zu einer nachhaltigen Bank entscheidet, sollte man einen Blick darauf werfen, wie dieser Begriff von der Bank definiert wird und welchen Standards diese letztlich folgt. Auch setzen die Banken unterschiedliche Schwerpunkte bei Entscheidungen im Aktivgeschäft, etwa in den Bereich Umwelt und Klima oder Soziales und Bildung.

Sind grüne Banken die Zukunft?

Nach der Philosophie grüner Banken soll Nachhaltigkeit in Zukunft kein Trendthema mehr sein. Vielmehr soll es zum Standard im Bankensektor werden, Umweltschutz und soziale Gerechtigkeit bei Investitionsentscheidungen zu berücksichtigen. Es stellt sich also auch hier – wie in vielen anderen Lebensbereichen, die man nachhaltiger gestalten kann – die Frage, wie lange grüne Banken noch als „Alternative“ gelten.

Das Themenfeld könnte an dieser Stelle natürlich noch erweitert werden. Auch nachhaltige Geldanlagen – im Sinne von persönlichen Investitionen in Fonds – scheinen in den letzten Jahren an Bedeutung zu gewinnen. Hierzu soll es zusammen mit dem Thema Investmentwende einen weiteren Artikel geben – also bleibt dran! 🙂

Was könnt ihr tun?

Wie schon zuvor erwähnt: Wenn Nachhaltigkeit für euch wichtig ist, solltet ihr auch beim Thema Spareinlagen genauer hinschauen. Wenn ihr bisher noch Kund*in einer konventionellen Bank seid, gibt der Fair Finance Guide hier unter anderem den Ratschlag, zunächst die eigene Bank zu kontaktieren. Nachzufragen, welche Investitionen getätigt und nach welchen Kriterien Kredite vergeben werden, soll nicht nur zur eigenen Information dienen, sondern Banken vermehrt auf fehlende oder mangelhafte Nachhaltigkeitsstandards hinweisen.

Empfohlen wird zuletzt auch der Wechsel zu einer der grünen Banken, die bereits nach grundlegenden Standards in Sachen Ökologie und Soziales arbeiten. Wenn das für euch eine Option ist und ihr Hilfe bei der Suche nach der passenden grünen Bank braucht, schaut auf den unten verlinkten Seiten und natürlich auf der jeweiligen Webseite der Banken vorbei.

Folgende Webseiten, Videos und Podcast-Folgen helfen euch beim Start in das Thema Green Banking:

Webseiten

www.fairfinanceguide.de – Nach dem Motto “Was macht eigentlich mein Geld?“ untersucht der Fair Finance Guide unter anderem auch Banken nach ihrer Nachhaltigkeit und stellt ein Ranking untersuchter Banken zur Verfügung.

www.facing-finance.org – Die Webseite der NGO Facing Finance e.V. informiert allgemein über den verantwortungsbewussten und nachhaltigen Umgang mit Geld. Der Verein ist außerdem Betreiber des zuvor verlinkten Projekts „Fair Finance Guide“.

www.urgewald.org – Auch die unabhängige Organisation “Urgewald” beschäftigt sich vorrangig mit den Thema Nachhaltigkeit im Bankengeschäft.

www.geld-bewegt.de – Auf diesem Angebot der Verbraucherzentrale findet ihr weitere Informationen rund um das Thema nachhaltige Finanzen sowie einzelne Bankenportraits und eine Übersicht über Anlagekriterien bei Banken mit Nachhaltigkeitsstandards (Stand 2018).

Videos

Was ist eine nachhaltige Bank? – Nachhaltig Investieren (Robin TV Grün)

Geld nachhaltig anlegen? – Videokolumne von Vivien Timmler (SZ)

Bad Banks: Was machen Banken eigentlich mit unserem Geld? (PULS Reportage)

Ethische Banken: Was können sie und wie fair sind sie wirklich? (PULS Reportage)

Podcast-Folgen

Grüne Banken – KirKoKo, Der Nachhaltigkeitspodcast

Dein Geld, dein Impact: So geht nachhaltiges Banking – dont waste, be happy

Green Banking: Toward A Regenerative Economy – EcoJustice Radio

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Beitragsbild: Micheile Henderson auf Unsplash
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Bild im Artikel: Frank Albrecht auf Unsplash