Das Wochenende naht, nur zu merken ist davon nichts. Am Samstag geht es in die nächste Runde. Man kennt sie,  die unzähligen Referate. Doch vorher noch ein kleines Spielchen am Freitag. Freitagsheimspiele gibt es in Greifswald wie Sand am Bodden. Ich weiß gar nicht, ob ich den GFC überhaupt mal an einem Samstag erwischt habe. Heute mussten die Spieler um Roland Kroos gegen den Nachbarn aus Grimmen ran.

So langsam bewegen sich die Massen im Herbstesdunkel gen Stadion. Doch vor dem Spiel lohnt sich immer mal ein Abstecher zur Stadion-Kneipe. Das, was für den Westdeutschen so exotisch wie hierzulande Sucuk klingt, nennt sich Soljanka. Eine Kelle auf den Teller. Sieht zwar wenig aus, aber man benötigt doch schon ein wenig Zeit, zumal die kochend heiß ist. Mit dabei sind frische Zwiebeln. Immer wieder gern. Eigentlich komme ich nur dafür freitags ins Volksstadion. Na ja, das stimmt nicht so ganz. Greifswald gegen Grimmen, das ist zwar kein Klassiker und schon gar kein Derby, aber so weit haben es die Grimmener nicht bis in die Hansestadt. Vielleicht kommt ja ein wenig Atmosphäre auf.

Der Stadionsprecher erleichtert mir die Arbeit, herauszufinden, wer Gast ist, indem er einfach mal fragt: „Gibt es hier auch Fans aus Grimmen?“ Ungefähr zehn Leute melden sich. Die Dunkelziffer dürfte bei 20 gelegen haben. Glücklicherweise gelang es Grimmen, ein Tor zu erzielen. Da wurde es deutlicher. Bei elf GFC-Gegentoren ist es überhaupt schon eine Leistung für den Gegner. Und außerdem sah es heute anfangs wieder nach einem Schützenfest aus. Die erste Szene des Spiels war ein Eckball. Hartwig bringt den Ball Richtung Fünfer und Jovanovic knallt das Ding wuchtig rein. Das hat bis zur anderen Seite des Platzes gerumst! Zu aller Verwunderung passierte in Halbzeit I dann nicht mehr viel. Grimmen stand gut, der GFC war aber auch nicht unbedingt zwingend. Es war eher wie ein Abwarten auf einen guten Zeitpunkt, in dem man Grimmen zu Boden ringen wollte. Abseits des Spielfeld wurde gezeigt, wie es geht, als plötzlich ein Grimmener Fan am Boden lag, der sich zuvor allerdings nicht benehmen konnte. Aber alles halb so wild. In der Halbzeitpause wurde auch das Lied des GFC zum zweiten Mal gespielt. Fabriziert wurde es von einer Band, die Vereinslieder wie Lego-Bausteine zusammensetzt. Der GFC reiht sich somit in eine Liste mit Namen wie Fortuna Pankow, Teutonia Spandau, Ludwigsfelder FC und SV 90 Görmin ein. Dass es hier unzählige studentische Musikanten gibt, die vielleicht auf so etwas Lust hätten, ist wohl keiner gekommen. Egal, soll nicht mein Problem sein. Auf geht’s in Halbzeit II! Kroos nahm Effland raus und brachte Olszar. Impulse gab es dennoch weiterhin nicht. Es kam, wie es kommen musste. Grimmens Rambo(w) knallte per Kopf den Ball ebenfalls aus kurzer Distanz ins Netz. Ein paar Greifswalder kritisierten zwar den Freistoß, aus dem die Möglichkeit resultierte, aber geben kann man ihn schon. Und eine Truppe, die oben steht und über so viel Erfahrung verfügt, die darf einen Rambow nicht so unbewacht stehen lassen. Am Ende ging es dann doch noch gut aus. Wie die großen Bayern halt. Der quirlige Ryo Miyazaki schafft es nach einem Pass von der rechten Seite, den Ball mit aller Gewalt und viel Dusel irgendwie reinzustochern. Mehr passierte nicht mehr. Ok, das GFC-Lied wurde zum dritten Mal abgespielt. Jetzt wissen wir, dass jeder der übrigen 280 Zuschauer ein Leben lang zum GFC halten wird. Wer solche grottigen Spiele gewinnt, der sollte eigentlich am Ende der Saison aufsteigen. Da gibt es eine es eine alte Fußball-Weisheit… Notiz am Rande: Grimmen brachte nur einen Ersatztorwart mit, keine weiteren Wechselspieler.

Aufstellungen:

GFC: Barz, Berger, Henkel, Bütterich, Myjazaki, Kröger, Rohde, Effland (46. Olszar), Lösel, Hartwig (89. Selchow), Jovanovic

GSV: Claas, Otto, Arend, Ehrig, Rambow, Niendorf, Fischer, Gau, Wrüske, Piepelow, Piechotka

Tore: 1:0 Jovanovic (8.), 1:1 Rambow (60.) 2:1 Myjazaki (66.)

Zuschauer: 297