Der SPD-Politiker Patrick Dahlemann wurde deutschlandweit bekannt, als er bei einer Demonstration der NPD das offene Mikrofon ergriff und Paroli bot. Bei der Landtagswahl gewann er seinen Landkreis inmitten eines blauen AfD-Meeres.

Am ersten November dieses Jahres ernannte Erwin Sellering den gebürtigen Pasewalker zum Parlamentarischen Staatssekretär Vorpommerns. In seiner Funktion soll er Ansprechpartner für Vorpommern sein und sich mit Akteuren und Kümmerern vor Ort beschäftigen.

Wir treffen Patrick Dahlemann im Ravic, Kneipenatmosphäre und kalter Rauch drängen sich auf, als die schwarze Limousine mit Fahrer und Kennzeichen des Landes in der Steinbecker Straße hält.

Patrick, warum braucht Vorpommern einen Staatssekretär?

In Vorpommern liegen Gestaltungsräume mit besonderen geographischen Herausforderungen, um die ich mich kümmern werde. Die regionalen Unterschiede sind groß, Vorpommern hat mit Stralsund und Greifswald starke Zentren und auf der anderen Seite viele ländliche Gegenden. Ich möchte Vorpommern besser vernetzt sehen und das Wir-Gefühl in der Region stärken. Wichtig ist, dass wir Vorpommern und Mecklenburg bei allen politischen Entscheidungen immer gleich auf dem Schirm haben.

Welche Strukturen braucht die Heimat Vorpommern zum Bestehen und Entwickeln?

Vorpommern ist eine große Modellregion mit vielen Gestaltungsräumen, wo wir einiges versuchen können, um zum Beispiel dem demographischen Wandel entgegenzuwirken. Arbeit und Löhne sind ein Thema, die oft Frust im Leben bedeuten. Und das gilt vielleicht in Vorpommern in noch größerem Maße. Wir wollen sagen: geht nicht, gibt’s nicht. Wir schaffen Angebote, damit Menschen in ihren Dörfern bleiben können. Das kann ein Bürgerbus sein, und wir haben sehr gute Erfahrung mit multiplen Häusern gemacht.

Also kann das Wir-Gefühl mit Häusern gestärkt werden?

Wenn die Gemeinschaft intakt ist, kommt die Stimmung automatisch. Überall, wo das Dorf zusammenkommt, ist die Stimmung besser. Die Feuerwehr kann mehr Aufgaben als nur den Brandschutz erfüllen und der Karnevalsverein ist auch wichtig für ein Dorf. Die Dörfer müssen auch untereinander enger zusammenrücken. Da ist Mecklenburg deutlich weiter und ich will versuchen, diese Stimmung noch mehr zu bündeln. Generell gilt: Je größer das Erntedankfest, desto besser die Stimmung.

In MV scheint eine Stimmung zu herrschen, sobald wie möglich das Land zu verlassen und in die Städte zu kommen. Du hast den Sprung nach Schwerin geschafft und ich habe Angst, dass du die ländlichen Regionen aus den Augen verlierst.

Nein, auf keinen Fall. Ich habe eine sehr große Verbundenheit zu meiner Region. Ich denke, das hat auch viel damit zu tun, dass mein Wahlkreis an die SPD ging im tiefsten Vorpommern. Diese Verbundenheit werde ich weiterhin hegen. Ich pendele jeden Tag zwischen Schwerin und meinem Wahlkreis, während sich andere bequem einnisten. Das ist eine Entscheidung, die jeder für sich treffen muss. Und ich habe auch klargemacht, dass eine Bundestagskandidatur für mich nicht in Frage kommt. Ich kann ja den Menschen im Wahlkampf nicht erzählen, dass ich in der Landeshauptstadt für die Region kämpfe und ein paar Tage später bin ich weg.

Patrick, du kennst das Ravic und auch den Geschäftsführer Micha. Was verbindet dich mit dieser Kneipe und Kneipen im Gemeinen?

Auch Kneipen sind ein Ort des Zusammenkommens in einem Dorf und damit total wichtig für die Stimmung. Und was diese Kneipe angeht *lacht*, ich erinnere mich noch an Abende in der Mensa und das Ravic danach. Der Morgen danach war mäßig, trotzdem sehr schöne Erinnerungen.

Danke für deine Zeit.

„Hau rein“, sagt der 28-Jährige Staatssekretär, sucht seinen Fahrer und stiefelt aus dem Ravic zum Regierungswagen.

Das komplette Interview könnt ihr im moritz.magazin 126 lesen. 

Beitragsbild: Jonas Greiten