Schelsky-Prozess geht in neue Runde

Der Bundesgerichtshof (BGH) hat das im Herbst 2008 gegen Wilhelm Schelsky gefällte Urteil in Teilen aufgehoben. Das berichten verschiedene Medien und Agenturen. Schelsky, der seit Mai 2009 wegen überlanger Untersuchungshaft auf freiem Fuß ist, kann deswegen mit einem geringeren Strafmaß rechnen. Der Süddeutschen Zeitung zufolge kann er darauf hoffen, nicht mehr zurück ins Gefängnis zu müssen.

Von Siemens gingen die Zahlungen an die AUB aus.

Wilhelm Schelsky war Protagonist in der Affäre um die Siemens-Scheingewerkschaft “AUB”, die in den Jahren 2007 und 2008 ein Teil der Siemens-Korruptionsaffären gewesen war. Schelsky hatte von Siemens Gelder für den Aufbau der Gewerkschaft “AUB” erhalten, die den Einfluss der IG Metall verringern sollte. Schelsky, der in Lubmin lebt, hatte die Gelder aber wiederum zweckentfremdet und damit großzügig die Greifswalder CDU und den Greifswalder Sportverein GSV gefördert. Er war im Herbst 2008 zu mehr als vier Jahren Haft verurteilt worden. (mehr …)

Provinzposse entartet in Hausmeister-Kleinkrieg

Ein Beitrag von Alexander Müller und Torsten Heil

Dieser Mann hat das Anzeigen-Blatt angeblich wieder eingesammelt.

In Greifswald liefern sich eine Verlegerin und der Geschäftsführer der WVG einen erbitterten Kleinkrieg. Dabei überschreiten sie anscheinend nicht nur Grenzen des guten Geschmacks, sondern auch die Schwelle zur Kriminalität. Die Polizei ermittelt.

Als der Optiker Andreas Arnold die Türglocke seines Geschäftes hört, ahnt er noch nicht, dass dieser Moment der Auftakt zu einem neuen Kapitel einer Provinzposse der ganz besonderen Art sein wird. Durch die Tür tritt ein Mitarbeiter des Anzeigenblattes “Stadtgespräch”. Wie immer lässt er ein paar kostenlose Hefte im Laden und setzt seine Tour durch die Geschäfte der Greifswalder Innenstadt fort. Doch diesmal ist etwas anders als sonst.

Nur wenige Minuten nachdem der Verteiler den Optiker verlassen hat, läutet die Türglocke ein weiteres Mal. Ein kräftig gebauter Mann mit grünem Overall und schwarzer Weste betritt das Brillengeschäft. “Wir müssen die Ausgaben vom ‘Stadtgespräch’ wieder mitnehmen, es hat sich dort ein Druckfehler eingeschlichen”, erklärt er dem verdutzten Andreas Arnold. Kurzerhand steckt der Unbekannte alle Hefte ein und verschwindet wieder. Wer ihn geschickt hat, sagt er nicht. Verwundert blickt ihm Andreas Arnold durch sein Schaufenster hinterher und beobachtet, wie noch zwei weitere in grün und schwarz gekleidete Männer die Nachbarläden durchstreifen, überall auf der Suche nach dem kostenlosen Anzeigenblatt. Mehrere Hundert von ihnen werden sie am Ende des Tages eingesackt haben. Bei der Truppe handelte es sich aber keinesfalls um Mitarbeiter des “Stadtgesprächs”. Vielmehr wollen Augenzeugen die Männer mit den grünen Overalls als Hausmeister der Wohnungsbau- und Verwaltungsgesellschaft Greifswald (WVG) erkannt haben.

“Das bedroht meine Existenz”

Der Unbekannte versteckte sich hinter einer Aktentasche.

Der Unbekannte versteckte sich hinter einer Aktentasche.

Als Grit Juhnke, Herausgeberin des Stadtgesprächs, von einer verwunderten Leserin über die seltsamen Vorgänge informiert wird, glaubt sie zunächst an einen schlechten Scherz. Von einem Druckfehler in ihrem Heft weiß sie nichts und von einer großflächigen Rückrufaktion erst recht nicht. Sofort fährt sie an den Ort des Geschehens. Noch im Auto beschleicht sie eine düstere Ahnung, wer hinter dem Diebstahl ihrer Hefte stecken könnte. In der aktuellen Ausgabe für Oktober und November befindet sich nämlich ein kritischer Beitrag über die Mieterhöhungen der WVG, illustriert mit einer martialischen Fotomontage mit dem WVG-Geschäftsführer Klaus-Peter Adomeit. Das Bild zeigt den Funktionär gefesselt in einem Schandpfahl und der öffentlichen Schmähung preisgegeben. Juhnkes Verdacht: Adomeit könnte seine Hausmeistertruppe von der WVG Diensleistungsgesellschaft (DLG) losgeschickt haben, um die Hefte mit dem unliebsamen Beitrag einzusammeln und zu vernichten. “Das bedroht meine Existenz”, so Juhnke weiter.

Sollte sich dieser Verdacht bestätigen, wäre das nur der traurige Höhepunkt einer Privatfehde zwischen zwei Menschen, die jedes Maß im respektvollen Umgang miteinander verloren haben. Adomeit gegen Juhnke – dieser Konflikt schwelt schon seit langem. Bereits im März erschien in Juhnkes Anzeigenblatt ein umstrittener Beitrag über die Mehrkosten der Stadthallensanierung, an der Adomeit als Geschäftsführer der Projektgesellschaft Stadthalle (PGS) maßgeblich beteiligt war. Mithilfe seines Anwalts erwirkte der WVG-Chef wiederum eine Gegendarstellung im aktuellen “Stadtgespräch”. Außerdem ließ er alle Ausgaben aus seinen WVG-Gebäuden entfernen.

“Ich habe nichts gegen Pressefreiheit”

Aber hat der WVG-Chef nun tatsächlich die Grenze zur Kriminalität überschritten und seine Getreuen damit beauftragt, Juhnkes Magazin aus dem gesamten Stadtbild zu beseitigen?

Adomeit will die Vorwürfe nicht kommentieren. Ob er für die unrechtmäßige Rückrufaktion nun verantwortlich ist, will er weder bestätigen noch dementieren. “Ich habe nichts gegen die Pressefreiheit, aber gegen die Darstellung meiner Person im aktuellen Stadtmagazin habe ich mir Rechtsbeistand geholt”, erklärt er weiter.

Fakt ist: Verlegerin Juhnke stellt Strafanzeige wegen Verdachts auf Untreue, Unterschlagung und Diebstahl gegen drei bekannte Tatverdächtige und eine unbekannte Person. Wie Polizeisprecher Axel Falkenberg bestätigt, liegt WVG-Geschäftsführer Adomeit im Fokus der Ermittlungen. Auch die Namen der drei angeblichen DLG-Hausmeister liegen der Polizei vor. “Herr Adomeit wird sich persönlich zu den Vorwürfen äußern müssen”, erläutert Falkenberg das weitere Vorgehen der Beamten.

Doch während die Polizei noch ermittelt, scheint die nächste Runde in der Posse zwischen den Streithähnen Adomeit und Juhnke bereits eingeläutet zu sein. “Wer wie Frau Juhnke den Weg über die Medien geht, der muss mit rechtlichen Konsequenzen rechnen”, poltert Adomeit. Der Punkt, an dem noch eine vernünftige Lösung zwischen zwei vernünftigen Menschen möglich wäre, ist längst überschritten.

Fotos: privat (Unbekannter Mann), Bildschirmfoto (Startseite)

Das Magazin- am Puls der Stadt am Montag

Um die aktuellen Veranstaltungstipps und interessante Berichte über eine neue Nähwerkstatt in Greifswald und die Hochschulinformationstage zu hören, müsst ihr ab 19 Uhr das Magazin auf 98eins einschalten. Wir versorgen euch außerdem mit den Nachrichten des Tages und einem Wetterbericht. In unserer Rubrik “Sportiv” erfahrt ihr mehr über Kunstturnen und wir stellen euch unsere neue Cd der Woche vor. Am Mikrofon sitzt für euch Anja Giering – also einschalten lohnt sich, wie immer!

Unisport: Rock’n’Roll

Dieses Mal hat Henning sich unsere Redakteurin Caro geschnappt und ist mit ihr in die 50er Jahre des Rock’n’Roll eingetaucht…

Wo beginnt eigentlich Fiktion? – Vorlesungsreihe im Alfried-Krupp-Wissenschaftskolleg

Am kommenden Mittwoch startet im Alfried-Krupp-Wissenschaftskolleg in der Martin-Luther-Straße 14 eine Vorlesungsreihe unter dem Titel „Literatur. Kultur. Theorie“. Der Schwerpunkt in diesem Wintersemester werden die Themen „Fakt und Fiktion: Wirklichkeit, Authentizität und Realismus“ sein. In der Vortagsreihe wird der Diksurs thematisiert, wo genau Fiktion endet und Realität beginnt. Dies wird anhand von gegenwärtigen literatur- und kulurwissenschaftlichen Ansätzen zur Diskussion gestellt.

Der Flyer zur Vorlesungsreihe "Literatur. Kultur. Theorie."

Den Auftakt macht Professor Eckard Schumacher mit seiner Lesung „Fiktionsfiktion. Über die Realität der Literatur“ am 27. Oktober. Schumacher ist Lehrstuhlinhaber für neuere deutsche Literatur und Literaturtheorie am Institut für die deutsche Philologie. Von ihm stammt auch das Konzept der Vortragsreihe.

Weiterhin folgen am 24. November eine Vorlesung zur deutschen Literaturgeschichte der empathischen Moderne von Professor Moritz Baßler der Universität Münster. Am 12. Januar spricht Professor Susanne Knaller der Universtität Graz dann über visuelle Wirklichkeit in Kunst und Literatur.

Die Eröffnungsveranstaltung beginnt um 18.15 Uhr und dauert voraussichtlich 90 Minuten. Der Eintritt ist frei, eine Anmeldung ist nicht erforderlich. Ein Leckerbissen also – nicht nur für Germanistikstudenten.

Flyer: Veranstalter